Bankgebühren für Einzahlungen - Wenn Bargeld zum Nullsummengeschäft wird

Die Niedrigzins-Politik der EZB setzt viele Geschäftsbanken unter Druck. Die Folge: Für viele Leistungen und Konten steigen die Gebühren, etwa bei der Bargeldeinzahlung. Das spüren insbesondere kleine Geschäfte wie Spätis. Von Oliver Noffke
"Ditt nehm ick nich." Der Lichtenberger Bratwurstverkäufer schiebt die 5-Cent-Stücke von sich. "Meine Bank will 50 Cent pro Münzrolle. Da lohnt sich ditt Kleene nich." Die Abgabe einer Rolle mit 1-Cent-Münzen wird bei solchen Gebühren zum Nullsummengeschäft.
In den vergangenen Monaten haben viele Banken und Sparkassen die Gebühren für ihre Privat- und Geschäftskunden deutlich angezogen. Die Kontoführungsgebühr erlebt ein Comeback. Dispozinsen steigen. Dienstleistungen, die lange wie selbstverständlich inklusive waren, werden kostenpflichtig: Abhebungen, Überweisungen, Girokarten. Oder eben das Einzahlen von Bargeld.
Geschäftskunden zahlen häufig deutlich höhere Gebühren
Gerade beim letzten Punkt gibt es mittlerweile eine Reihe von unterschiedlichen Preismodellen. So ist die Einzahlung bei der Berliner Sparkasse nur für bestimmte Privatkunden kostenfrei. Wer das Girokonto "Giro digital" wählt, zahlt mindestens 30 Cent. 7,50 Euro kostet es, wenn Bargeld im Safebag abgeliefert wird - also einem genormten Plastikbeutel für Münzgeld. Geschäftskunden zahlen hingegen zwischen 1,50 Euro und 10 Euro.
Anders bei der Deutschen Bank. Fünf Münzrollen werden pro Monat kostenlos entgegengenommen, ab der sechsten werden hingegen jedes Mal 30 Cent berechnet, heißt es im Preis- und Leistungsverzeichnis. Einen Safebag abzugeben kostet 5 Euro. (Eine Übersicht zu den Preisen für die Bargeldeinzahlung einiger ausgesuchter großer Banken finden Sie am Ende des Artikels.)
Einige Banken, insbesondere solche, die sich ausschließlich an Privatkunden richten, bieten gar keine Möglichkeiten mehr zur Bareinzahlung.
Insbesondere für kleine Geschäfte ein Kostenpunkt
"Momentan haben sowieso durch die Pandemie viele Geschäfte finanzielle Probleme", sagt Sahin Karaterzi, Sprecher vom Berliner Späti e.V., "wenn es dann zu solchen zusätzlichen Ausgaben kommt, ist das ein Problem." Die Gebührenstruktur für das Geschäftskonto seines eigenen Gewerbes sei mittlerweile so umfangreich, dass er regelmäßig den Überblick verliere, sagt er.
"Tatsache ist, je kleiner der Laden ist und je stärker er auf Bargeldtransfers angewiesen ist, umso stärker belasten ihn natürlich derartige Sachen", sagt Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer vom Handelsverband Berlin Brandenburg (HBB). Geschäfte, die kaum Bargeld umsetzen, könnten auch mal längere Zeit warten, bis sie Münzen und Scheine abführen, sagt er. "Aber wenn ich das in großen Mengen mache, weil ich Pfennigartikel habe, eine Flasche Bier verkaufe, habe ich natürlich relativ gesehen, den größeren Kostenapparat an der Backe."
Handelsverband erwartet weiterhin steigende Gebühren
Geschäfte, in denen viele kleine Transaktionen durchgeführt werden, stecken derzeit in einer Zwickmühle, sagt Karaterzi vom Berliner Späti e.V.. "Es wäre vielen Kunden lieber, mit Karte zu zahlen", sagt er, "für uns ist das ja auch sicherer." Gleichzeitig fallen dann auch für jede Transaktion Gebühren an. "In meinem Gebiet sind viele Touristen unterwegs", so Karaterzi, "wenn ich da sage, Kreditkarte geht nicht, dann drehen die um und ich verliere Umsatz."
Man müsse aber auch Verständnis für die Banken haben, so Busch-Petersen. Schließlich sind sie dazu verpflichtet, ihre Einlagen über Nacht bei der Europäischen Zentralbank (EZB) einzulagern – wofür sie derzeit ein Verwahrentgelt zahlen müssen. "Gleichzeitig sorgt die EZB dafür, dass ein normales Zinsgeschäft nicht stattfinden kann", sagt er. Im Gegenzug seien nach wie vor Kredite günstig zu bekommen, so der HBB-Hauptgeschäftsführer. "Das wird sicherlich auch noch ein Weilchen so anhalten. Aber bei den Bankgebühren sehe ich auch nicht, dass es schon am Ende wäre."
Hinweis: In einer früheren Version dieses Textes stand, dass bei der Berliner Sparkasse mindestens 30 Cent für eine Bareinzahlung berechnet werden. Tatsächlich ist bei einigen Girokonten für Privatkunden die Einzahlung kostenlos. Die entsprechende Stelle wurde geändert. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.