Lütke Daldrup verabschiedet sich - BER-Flughafen braucht bis Februar 2022 frisches Geld

Zeitenwende beim BER-Flughafenbetreiber FBB: Airport-Chef Lütke Daldrup übergibt an seine Nachfolgerin. Und die muss sich auf enorme finanzielle Engpässe einstellen, wenngleich die Passagierzahlen zuletzt deutlich gestiegen sind.
Die Liquidität des BER-Flughafens BER ist nach Betreiber-Angaben derzeit noch bis Februar 2022 gesichert. "Bis dahin brauchen wir frisches Geld", sagte die künftige BER-Chefin Aletta von Massenbach am Freitag in Berlin. Die Gesellschafter der öffentlichen Hand seien aber im Bilde und man sei im engen Austausch. Die Eigentümer Berlin, Brandenburg und der Bund hätten zum Teil schon Vorkehrungen getroffen für weitere finanzielle Unterstützung.
Die Eigentümer wollen den Flughafen bis 2026 mit rund 2,4 Milliarden Euro unterstützen. Knapp die Hälfte davon soll in Form einer Teilentschuldung fließen. Hinzu kommen unter anderem 800 Millionen Euro Liquiditätshilfen. Derzeit prüft die EU-Kommission, ob diese Unterstützung EU-rechtskonform ist.
Inbetriebnahme des Terminals 2 weiterhin unklar
Für das laufende Jahr rechnet Massenbach mit einem Umsatz von insgesamt rund 265 Millionen Euro und einem operativen Verlust von etwa 60 Millionen Euro. Die Passagierzahl dürfte sich nach einem schwachen ersten Halbjahr bei rund zehn Millionen einpendeln und damit etwa auf dem Niveau von 2020. Im Jahr 2019 - vor der Corona-Krise - waren es an damals noch zwei Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld insgesamt etwa 36 Millionen Passagiere.
Für September rechnet der Flughafenbetreiber FBB am BER-Flughafen mit 1,5 Millionen Fluggästen. Das wären in etwa so viele wie im gesamten ersten Halbjahr, sagte der scheidende Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup am Freitag. Aufgrund der aufwendigeren Kontrollen in der Corona-Krise komme es mit steigenden Passagierzahlen derzeit immer wieder zu längeren Wartezeiten und Schlangen an den Kontrollpunkten.
Aktuell wird der Flugverkehr nach wie vor ausschließlich über das neue Hauptterminal 1 abgewickelt. Ob angesichts der steigenden Auslastung bald auch das Terminal T2 erstmals geöffnet wird, ließ Lütke Daldrups Nachfolgerin von Massenbach offen.
Lütke Daldrup spricht von "entspannterer" Situation
Für den scheidenden Flughafenchef Lütke Daldrup war es die letzte Aufsichtsratssitzung. Im Oktober geht er in Rente, dann wird die bisherige Finanzchefin von Massenbach übernehmen. Lütke Daldrup hatte den BER nach jahrelangen Verzögerungen im vergangenen Jahr in Betrieb genommen. "Ich habe mich gefreut, dass der Flughafen so viel Interesse gefunden hat in der Region", sagte er zum Abschied am Freitag. "Ich glaube, wir haben jetzt eine Situation erreicht, in der wir ein bisschen entspannter die Themen diskutieren können."
Für den neuen Vorsitzenden des Aufsichtsrats, Jörg Simon, war es wiederum die erste Gremiumssitzung in dieser Funktion. Der langjährige Vorstandsvorsitzende der Berliner Wasserbetriebe war im April in den Aufsichtsrat berufen worden und übernahm dort jüngst die Aufgaben des bisherigen Vorsitzenden Rainer Bretschneider, der ebenfalls in den Ruhestand gegangen ist.
Sendung: Abendschau, 24.09.2021, 19:30 Uhr