Unzufrieden mit neuem Angebot - Verdi will Streiks bei Vivantes-Tochtergesellschaften fortsetzen

Vivantes hat Verdi am Freitagnachmittag ein erneuertes Angebot vorgelegt. Aus Gewerkschaftssicht ist dies jedoch unzureichend. Die Tarife hätten sich gegenüber dem letzten Angebot nicht verändert. Nun soll der Streik am Montag fortgesetzt werden.
Im Krankenhaus-Tarifkonflikt hat der Konzern Vivantes der Gewerkschaft Verdi ein neues Angebot vorgelegt. Die Gewerkschaft beriet am Freitagnachmittag, ob sie auf dieser Basis die Streiks bei den Vivantes-Tochtergesellschaften aussetzen will. Dazu wird es allerdings nicht kommen.
Die Gewerkschaft Verdi wies die Offerte am Freitag zurück, bot aber ein neues Gespräch an. "Jetzt muss auch Inhalt da rein", sagte Verhandlungsführerin Meike Jäger der Deutschen Presse-Agentur. Das Angebot beinhalte zum Beispiel keine konkreten Zahlen zur Wechselschichtzulage, zum Nachtzuschlag und zur Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. "Wir bieten der Arbeitgeberseite an, am Sonntag - da ist kein Streik - zu verhandeln."
Neues Angebot laut Verdi enttäuschend
Der Klinikkonzern sprach sich gegen neue Verhandlungen aus, so lange der Streik weitergeht. "Da die Tochtergesellschaften von Vivantes am Montag weiter bestreikt werden sollen, können die Gespräche zwischen Vivantes und Verdi nicht fortgesetzt werden", erklärte eine Sprecherin.
Verdi-Verhandlungsführer Kristof Becker sagte dem rbb, das neue Angebot sei enttäuschend gewesen. Die Tarife hätten sich gegenüber dem Angebot von Ende August nicht verändert. Einzig im Manteltarifvertrag seien neue Punkte hinzugekommen. Außerdem werde nun eine Laufzeit von drei Jahren angeboten mit jährlichen Tariferhöhungen um einen nicht näher genannten Prozentsatz.
Positiv sei, dass das Angebot erstmals eine Willenserklärung enthalte, zum Jahr 2028 den Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes (TVÖD) bei den Tochtergesellschaften von Vivantes einzuführen. Die Tochterfirmen sind unter anderem für die Reinigung und die Essensversorgung in den Krankenhäusern zuständig.
Pfleger und Pflegerinnen fordern Entlastungstarifvertrag
Im Mutterkonzern und auch bei der Charité befinden gleichzeitig die Pflegerinnen und Pfleger in einem unbefristeten Streik. Sie fordern einen Entlastungstarifvertrag. Aus dem Vivantes-Konzern hieß es, der Streik bringe die Notfall- und Akutversorgung in den Häusern an ihre Belastungsgrenzen. Aktuell könne die Notfallversorgung aber noch aufrechterhalten werden. Die Charité bewertet den Streik vor allem für die Notaufnahmen als enorme Kraftanstrengung. Insgesamt liefen die Streik-Aktivitäten aber weiterhin überwiegend geordnet und geregelt ab.
Verdi für Verhandlungen bereit
Die Gewerkschaft Verdi hatte zuvor stets betont, sie sei sofort bereit für Verhandlungen. Deshalb hatte sie den Streik bei den Vivantes-Töchtern auch erstmal nur befristet für Donnerstag und Freitag angesetzt. Im Gegensatz dazu sind die Streiks beim Vivantes-Mutterkonzern und der Charité unbefristet. Dort sind hunderte Beschäftigte im Ausstand und fordern eine Entlastung des Pflegepersonals.
Aus dem Vivantes-Konzern heißt es, der Streik bringe die Notfall- und Akutversorgung in den Häusern an ihre Belastungsgrenzen. Aktuell könne die Notfallversorgung aber noch aufrechterhalten werden.
Die Charité bewertet den Streik vor allem für die Notaufnahmen als enorme Kraftanstrengung. Insgesamt liefen die Streik-Aktivitäten aber weiterhin überwiegend geordnet und geregelt ab.
Im Vivantes-Mutterkonzern wird derweil über ein Schlichtungsverfahren zur Lösung des Streits nachgedacht. Die Idee kam am Vormittag auf den Tisch, als sich die Klinikleitung mit Politikern aus dem Abgeordnetenhaus besprach. Vivantes sei zu einer Schlichtung bereit, sagte eine Sprecherin dem rbb. Auch Verdi reagierte vorsichtig positiv. Gewerkschafts-Sprecher Andreas Splanemann sagte dem rbb, je nachdem, wie die Modalitäten aussähen, könne man sich auf ein Schlichtungsverfahren einlassen. Wenn Vorschläge kämen, würden sie geprüft.
Verdi-Verhandlungsführerin Maike Jäger teilte dem rbb dagegen am Samstag mit, die Tarifkommissionen von Vivantes und Charité zeigten sich "überrascht, dass von der Arbeitgeberseite Vivantes erneut, wie schon bei den Tochterunternehmen, eine Schlichtung des Tarifkonflikts zur Entlastung ins Gespräch gebracht wird". Die Geschäftsführungen hätten wegen des begonnenen Streiks die Verhandlungen einseitig abgebrochen. "Wir kommunizieren permanent mit Mitgliedern der Unternehmensleitungen, auch dazu, dass wir weiter für Verhandlungen bereit stehen. Der Ball liegt im Spielfeld der Arbeitgeber", so Jäger.
Sendung: Inforadio, 10.09.2021, 19:00 Uhr