Verhärtete Fronten - Vivantes-Leitung sieht Schlichtung als einzigen Ausweg aus Tarifstreit

Die Situation im Tarifkonflikt zwischen Verdi und Vivantes ist festgefahren. Auch am Montag gab es keine Annäherung. Beide Seiten werfen sich fehlende Kompromissbereitschaft vor. Die Vivantes-Leitung sieht nur noch einen Ausweg.
Nachdem sich am Wochenende die Positionen im Tarifstreit bei der Charité angenähert haben, ist die Situation im Tarifkonflikt zwischen Verdi und Vivantes festgefahren. In der Verhandlungsrunde am Montag konnte keine Annäherung erreicht werden. Das teilte der landeseigene Klinikkonzern am Montagnachmittag nach Gesprächen mit der Gewerkschaft mit. Beide Seiten werfen sich fehlende Kompromissbereitschaft vor.
Verdi fordert eine bessere Bezahlung für die Mitarbeitenden bei den Vivantes-Tochtergesellschaften gemäß des Tarifvertrages für den öffentlichen Dienst. Der Arbeitgeber habe sich bisher aber "in keinster Weise darauf eingelassen, einen konkreten, verbindlichen Stufenplan zum Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes für alle Beschäftigen mit uns zu vereinbaren", sagte Verdi-Verhandlungsführer Ivo Garbe dem rbb.
Gewerkschaft hat sich "keinen Millimeter bewegt"
Die Vivantes-Geschäftsführung dementiert: Während der Verhandlungen seien weitere Zugeständnisse zu Zuschlägen gemacht worden. Die Gewerkschaft habe sich allerdings "keinen Millimeter bewegt", sagte Vivantes-Personalchefin Dorothea Schmidt. Um zu einer Lösung zu finden, sieht Vivantes eine Schlichtung als "einzigen Ausweg".
Nun soll ein Spitzengespräch zwischen der Verhandlungsführung des Mutterkonzerns und der Tochtergesellschaften mit Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) geben.
Von der Geschäftsleitung des landeseigenen Klinikbetreibers hieß es am Montagmorgen noch, man sei bereit zu einer dreitägigen Verhandlungsrunde, die am Dienstag beginnen könne. Zuvor hatte die Arbeitgeberseite von der Gewerkschaft Verdi gefordert, den Streik zu beenden, um den Weg für Verhandlungen freizumachen. Von dieser Bedingung ist Vivantes aber abgerückt. Es sei "dringend nötig, zu einer Lösung zu kommen", sagte Vivantes-Sprecherin Mischa Moriceau. Der Druck auf die Kliniken sei "sehr hoch".
Vivantes will Eckpunktepapier erarbeiten
Die Rückkehr an den Verhandlungstisch erfolge aus Sorge um die Kolleginnen und Kollegen, die auf den Stationen die Versorgung der Patienten sichern. Vivantes-Personalchefin Dorothea Schmidt hoffte, "dass Verdi dieses Entgegenkommen konstruktiv für Fortschritte im Hinblick auf eine tragfähige Lösung nutzt". Wirklich angenähert haben sich die Positionen danach aber offenbar nicht.
Vivantes will nach eigenen Angaben ab Dienstag mit der Gewerkschaft ein Eckpunktepapier erarbeiten. Die Basis solle ein Modellvorschlag von Vivantes sein. Demnach sollen nur die Behandlungen durchgeführt werden, die mit dem vorhandenen Personal zu schaffen sind.
Wie das Modell im Detail gestaltet wird, solle im Gespräch mit Verdi entwickelt werden, hieß es aus dem Klinikunternehmen. Es sei ein gemeinsames Anliegen, Belastungen in der Pflege zu vermeiden, so Vivantes. Die Klinik-Spitze möchte "noch in dieser Woche den entscheidenden Durchbruch" in den Verhandlungen erzielen.
Enden Streiks bei der Charité am Dienstag?
Am Wochenende hatte sich eine Annäherung in den Verhandlungen mit der Charité angedeutet. Die Charité will am Dienstag ein neues Angebot an Verdi vorlegen. Die Gewerkschaft stimmte das "vorsichtig optimistisch", sagte Verdi-Verhandlungsführerin Meike Jäger. Sie schloss nicht aus, bei einem tragbaren Angebot ab Dienstag den unbefristeten Streik in den Charité-Häusern zu beenden.
Sendung: Inforadio, 20.09.2021, 14 Uhr