Sondierungsgespräche im Tarifstreit - Bei Vivantes stehen die Zeichen auf Streik - Charité-Gespräche "konstruktiv"

Im Tarifstreit zwischen Verdi und den landeseigenen Klinikkonzernen Vivantes und Charité sind Gespräche am Samstag unterschiedlich verlaufen: Während es bei der Charité offenbar eine Annäherung gab, stehen die Zeichen bei Vivantes weiter auf Streik.
Im Tarifstreit zwischen dem Berliner Klinikkonzern Vivantes und der Gewerkschaft Verdi ist noch keine Annäherung in Sicht. Vertreter beider Parteien hatten sich am Samstag zu Sondierungsgesprächen getroffen.
Verdi-Verhandlungsführer Ivo Garbe sagte anschließend dem rbb: "Die Enttäuschung über das Verhalten des Arbeitgebers ist so groß, dass wir auf jeden Fall am Montag noch mal Druck machen und deutlich machen werden: So lassen die Beschäftigten nicht mit sich umgehen. Wir sind verhandlungsbereit, wir werden am Montag aber auch wieder voll in den Streik gehen."
17 Stationen bei Vivantes vollständig geschlossen
Für die Personalleitung von Vivantes ist die Haltung der Gewerkschaft unverständlich - sie fordert einen Ausweg aus dem Dauerstreik. Dazu sagte Dorothea Schmidt, Geschäftsführerin Personal Vivantes: "Wir haben jetzt sieben Monate verhandelt – ohne konkretes Ergebnis." Die Klinikleitung appelliere erneut an Verdi, eine Schlichtung, wie sie auch der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) angeregt habe, zu ermöglichen.
Es geht vor allem um zwei Kernpunkte: bessere Arbeitsbedingungen und eine bessere Bezahlung der Belegschaft, die in Tochterfirmen für den Klinikbetreiber arbeitet. Laut Vivantes sind die Auswirkungen des Streiks deutlich zu spüren: Mehr als 900 von insgesamt rund 5.500 Betten sind gesperrt. Derzeit sind 17 Stationen vollständig geschlossen. Eingeschränkt sei die Versorgung von Schlaganfallpatienten und Kardiologiepatienten, und rund 1.000 Operationen hätten verschoben werden müssen.
Charité spricht von konstruktiven Verhandlungen
Vivantes hatte Verdi zuletzt ein weiteres Angebot unterbreitet, darunter einen Stufenplan zur Angleichung an den TVöD in den Tochtergesellschaften und ein Modell, "mit dem über einen noch zu definierenden Personalschlüssel Belastung in der Pflege vermieden werden kann", so Vivantes-Geschäftsführer Johannes Danckert. "Es ist nicht nachvollziehbar, warum Verdi weiter auf Streik setzt, während die Angebote seit Tagen auf dem Tisch liegen."
Auch Vertreter der Charité hatten sich am Samstag mit Verdi-Vertretern zu Sondierungsgesprächen getroffen. Die Verhandlungen seien "konstruktiv" verlaufen, hieß es von dem Klinikunternehmen. Näheres war bislang dazu nicht zu erfahren.
Streik für mehr Geld und mehr Personal
Krankenhausmitarbeiter bei Charité und Vivantes waren am Donnerstag vergangener Woche in einen unbefristeten Streik getreten. Sie setzen sich für einen Entlastungstarifvertrag ein. Bei den Vivantes-Töchtern geht es daneben auch um bessere Arbeitsbedingungen und mehr Geld.
Vivantes teilte am Donnerstag auf Anfrage mit, der Klinikkonzern wolle ebenfalls so schnell wie möglich an den Verhandlungstisch zurückkehren. "Verhandlungen können stattfinden, sobald der Streik eingestellt wird." Das Unternehmen sei außerdem bereit, auf der Ebene von Arbeitsgruppen über seine Vorschläge zur Entlastung der Pflege zu sprechen. "Sollte gleichzeitig der Streik fortgesetzt werden, ist dies jedoch nicht in der angefragten Frequenz möglich, weil zu viele Ressourcen von Vivantes zur Sicherstellung der Patientenversorgung und Streikorganisation gebunden sind."
Sendung: Inforadio, 18.09.2021, 07:00