Neue Proteste geplant - Gorillas-Kuriere wegen Streik in Berlin fristlos gekündigt

Fahrer des Lieferdienstes Gorillas streiken in Berlin seit Monaten gegen schlechte Arbeitsbedingungen - mit drastischen Konsequenzen: Das Unternehmen hat einer Reihe von Mitarbeitern aufgrund der Teilnahme am Streik fristlos gekündigt. Von Efthymis Angeloudis
Rund 30 Fahrer des Online-Lieferdienstes Gorillas sind in Berlin fristlos entlassen worden. Das teilte das "Gorillas Workers Collective" rbb|24 am Dienstagnachmittag mit. Grund sei demnach, dass diese Mitarbeiter in den vergangenen Tagen an Streiks in der Stadt beteiligt waren.
"Fast alle Mitarbeiter im Bergmannkiez, Gesundbrunnen und Schöneberg sind heute entlassen worden", so das Kollektiv. Auch das Unternehmen bestätigte gegenüber rbb|24 die Kündigungen, teilte aber nicht die genaue Zahl der entlassenen Gorillas-Mitarbeiter mit.
Gekündigt nach Arbeitsunfall
Einer der betroffenen "Rider", der anonym bleiben möchte, ist nach einem Arbeitsunfall mit dem Rad seit drei Wochen krank geschrieben. Trotzdem, so sagt er rbb|24, sei ihm seine Kündigung am Dienstag telefonisch mitgeteilt worden. "Ich habe, so sagten sie, an einem illegalen Streik teilgenommen. Dabei war ich Samstag lediglich im Warehouse, um mit meinem Vorgesetzten zu sprechen und habe mich zu den versammelten Kollegen gesetzt."
Bei den Streiks in den vergangenen Tagen forderten die Gorillas-Kuriere etwa zwölf Euro Stundenlohn, schnelle Instandhaltung der Fahrräder, bessere Zuweisung der Schichtdienste, Zwischenpausen und Angaben darüber, wie schwer die mit Lebensmitteln gefüllten Taschen eigentlich sind.
Versprechen: Keine Entlassungen wegen Streik
Das umstrittene Start-up wolle sich mit den Entlassungen gegen "unangekündigte 'wilde' Streiks, Blockaden und der Blockierung von Notausgängen in Warehouses durch MitarbeiterInnen einiger Standorte in Berlin und Leipzig" wehren. Dabei versprach der CEO von Gorillas, Kagan Sümer, noch im Juli, niemanden wegen der Teilnahme an einem Streik zu entlassen.
Blockierung von Notausgängen?
Nach "intensiver Abwägung" sehe sich das Unternehmen gezwungen, diesen rechtlichen Rahmen durchzusetzen, hieß es in einer Stellungnahme an rbb|24. "Das bedeutet, dass wir das Arbeitsverhältnis mit denjenigen MitarbeiterInnen beenden, die sich aktiv an den nicht genehmigten Streiks und Blockaden beteiligt, den Betrieb durch ihr Verhalten behindert und ihre KollegInnen damit gefährdet haben", teilte das Unternehmen auf Anfrage mit. Dabei wird auf die Blockierung von Notausgängen in Warehouses aufmerksam gemacht.
"Welche Notausgänge sollen wir blockiert haben?", fragt sich ein weiterer Kurier, der beim "Gorillas Workers Collective" aktiv ist und am vergangenen Freitag an dem Streik vor dem Lagerhaus in Schöneberg teilgenommen hat. "Die Polizei war schließlich vor Ort und kann das bezeugen."
Das "Gorillas Workers Collective" versucht, Fahrerinnen und Fahrer zusammenzubringen und sich zu professionalisieren - inzwischen wurde sogar ein Fond eingerichtet. Nach eigenen Angaben sind aktuell 7.300 Euro in der Kasse. Das Geld werde gebraucht, um juristische Kosten zu decken und die Community zu strukturieren. Außerdem sei Streiken teuer: Allein die am vergangenen Freitag durchgeführten Streiks hätten Kosten in Höhe von 1.400 Euro verursacht - dazu zählt das Kollektiv etwa auch den Wegfall von Trinkgeld für die streikenden Fahrer.
Proteste gehen am Mittwoch weiter
"Die wollen uns stoppen, weil wir auf ihre illegalen Aktionen aufmerksam machen", sagt der Rider des Kollektivs weiter. "Es war ja nicht einmal jemand vom Management da." Für die Rider haben die Kündigungen einen anderen Grund. "Sie möchten uns am liebsten ersetzen." 300 neue Fahrer sollten offenbar laut den Aussagen ihrer Vorgesetzten die Arbeitsverhältnisse verbessern und für weniger Arbeitsbelastung sorgen. "Nicht, wenn vorher genau so viele entlassen werden", sagt der Kurier.
Gorillas könnte nach Medienberichten bald einen Unternehmenswert von mehreren Milliarden Euro haben. Der Schnell-Lieferdienst wird durch Investorengelder finanziert und ist auf Expansionskurs. Da kommen die seit Monaten andauernden Proteste gegen das Management von Gorillas zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt.
Am Mittwochmittag wollen Gorillas-Kuriere vor der Firmenzentrale des Start-Ups in der Schönhauser Allee gegen die Kündigungen ihrer Kollegen protestieren.