Streiks in Berlin und Brandenburg - 500 Beschäftigte des Einzelhandels legen Arbeit nieder

Überstunden in Supermärkten einerseits - geschlossene Modegeschäfte andererseits: Die Corona-Krise hat den Einzelhandel schwer getroffen. Seit Monaten wird in der Branche um höhere Löhne gestritten - am Donnerstag wurde gestreikt.
Rund 500 Beschäftigte des Einzelhandels haben am Donnerstag in Berlin und Brandenburg die Arbeit niedergelegt. Anlass für die Warnstreiks waren die immer noch ergebnislosen Tarifverhandlungen mit dem Handelsverband für die rund 141.000 Berliner und 78.000 Brandenburger Beschäftigten im Einzelhandel, wie die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi mitteilte.
Ein Großteil der Teilnehmer fand sich auf dem Berliner Breitscheidplatz zu einer zentralen Versammlung ein. Betroffen waren einzelne Filialen der Unternehmen Ikea, Rewe, Kaufland, Galeria Karstadt Kaufhof, Edeka, Thalia, HM, Primark sowie das Rewe-Lager in Mariendorf und das Kaufland-Lager Lübbenau (Oberspreewald-Lausitz).
Verdi befürchtet "Dumpinglohnerhöhungen"
Die Gewerkschaft fordert unter anderem ein Lohnplus von 4,5 Prozent sowie ein Mindestentgelt von 12,50 Euro pro Stunde. "Trotz der hohen Inflationsrate von aktuell 3,9 Prozent legten die Arbeitgeber kein verbessertes Angebot vor", sagte Verdi-Verhandlungsführerin Conny Weissbach. Zudem wirft sie der Arbeitgeberseite vor, die mit der Corona-Krise verbundene Verunsicherung zu nutzen, um "Dumpingtariferhöhungen" durchzusetzen.
Der jüngste Tarifvorschlag vom 30. Juli würde es nach Angaben von Verdi den von Corona-Schließungen betroffenen Unternehmen erlauben, Lohnerhöhungen ins jeweilige Folgejahr zu verschieben. Demnach gäbe es in diesem Jahr gar keine Erhöhung.
Handelsverband: "Manche Unternehmen brauchen mehr Nullmonate"
"Es muss aber bedacht werden, dass nicht alle von Schließungen betroffene Unternehmen Lohnerhöhungen wie andere mitmachen können", entgegnete Günter Päts, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes. Für diese Unternehmen brauche es mehr Nullmonate, bis schrittweise im nächsten und übernächsten Jahr wieder Tarifgleichheit hergestellt werden könne.
"Unser letztes Angebot war eng koordiniert mit Angeboten aus anderen Bundesländern, jedoch mit Differenzierungen für die unterschiedlich von der Corona-Krise betroffenen Unternehmen in Berlin und Brandenburg", sagte Päts. Er sei jedoch optimistisch, zum nächsten Verhandlungstermin am 19. Oktober eine Lösung zu finden.
Im hessischen Einzelhandel wurde bereits vor zwei Wochen ein Abschluss erzielt. Verdi und Arbeitgeber einigten sich nach fast sechsmonatigen Verhandlungen Gewerkschaftsangaben zufolge auf ein Lohnplus von 3 Prozent (rückwirkend zum 1. August) und um weitere 1,7 Prozent zum 1. April 2022. Päts bezeichnete die Einigung in Hessen als "Pilotabschluss".
Sendung: Brandenburg aktuell, 14.10.2021, 19:30 Uhr