Tarifstreit - Platzeck soll Vorgespräche mit Verdi und Vivantes aufnehmen

Fr 01.10.21 | 15:08 Uhr
  8
Matthias Platzeck (SPD), ehemaliger brandenburgischer Ministerpräsident, gibt eine Pressekonferenz zum Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation. (Quelle: dpa/K. Nietfeld)
Bild: dpa/K. Nietfeld

Um den Konflikt zwischen den Berliner Vivantes-Kliniken und Verdi zu lösen, will der ehemalige Brandenburger Ministerpräsident Platzeck am Montag Gespräche aufnehmen. Vorerst werden aber noch nicht alle Parteien an einem Tisch sitzen.

Im Tarifstreit zwischen den Berliner Vivantes-Krankenhäusern und der Gewerkschaft Verdi wird Matthias Platzeck (SPD) am Montag mit beiden Seiten Gespräche aufnehmen. Das bestätigte eine Sprecherin des Vivantes-Konzerns am Freitagmittag.

Dabei handle es sich lediglich um Vorgespräche, betonte die Sprecherin. Wann diese starten sollen, blieb am Freitag noch unklar. Auch nicht klar ist, wer von Vivantes dabei sein wird. Zunächst werde Platzeck mit der einen und dann mit der anderen Seite sprechen. Der ehemalige Brandenburger Ministerpräsident hatte bereits vor einigen Jahren bei einem zähen Streit zwischen der Gewerkschaft der Lokführer und der Bahn vermittelt.

Verdi lehnt Vorbedingungen ab

Laut Vivantes-Sprecherin Kristina Tschenett soll es zunächst um die Rahmenbedingungen für eine Moderation gehen, unter anderem zur Frage der Friedenspflicht. Verdi-Sprecher Ivo Garbe sprach hingegen lediglich von einer Terminabsprache für mögliche Vorgespräche. Verdi lehnt eine Schlichtung des Streits mit Friedenspflicht ab und will Vivantes zurück an den Verhandlungstisch bringen. Der Konzern wolle aber offenbar zunächst das Gespräch mit Platzeck abwarten, so Garbe.

In dem Konflikt zwischen der Gewerkschaft und den landeseigenen Kliniken, bei dem es um eine Angleichung der Tarife an den öffentlichen Dienst geht, gibt es von beiden Seiten Interesse an einer Mediation. Grundsätzlich begrüße Vivantes den Vorschlag der Berliner SPD-Chefin und Wahlsiegerin Franziska Giffey, Platzeck in die Gespräche zwischen dem kommunalen Arbeitgeberverband und Verdi einzubinden, hatte Vivantes am Mittwoch mitgeteilt.

Verdi sieht Mediation skeptisch

Für Verdi sei eine Mediation durch Platzeck denkbar, sagte Gewerkschaftssekretär Tim Graumann am Mittwoch der DPA. Es gehe in den Gesprächen nur noch um wenige Stellschrauben.

Im Vergleich dazu wirkten die Gespräche mit dem Vivantes-Mutterkonzern jedoch festgefahren, ergänzte Graumann. Ergebnisse seien für diese Woche wahrscheinlich nicht mehr zu erwarten. Wegen einer Krankmeldung aus der Vivantes-Geschäftsführung könne Verdi zur Zeit allein mit einem Stab verhandeln. Auch hier sehe er die Politik als Eigentümerin des kommunalen Klinikkonzerns mit in der Verantwortung, ergänzte Graumann.

Eine Mediation sehe er hier im Moment jedoch eher skeptisch. Denn es gehe nicht um Prozentpunkte wie bei den Tarifen der Vivantes-Töchter, sondern um Personalbesetzung samt Stellenaufbau in vielen Bereichen. Für die laufenden Gespräche mit der Charité über diese Themen sei Verdi optimistischer. In Berlin läuft der Streik an den landeseigenen Kliniken seit fast drei Wochen.

Sendung: Abendschau, 01.10.2021, 19:30 Uhr

8 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 8.

    Stimme ihnen voll zu. War im Juli 2020 zur "Blinddarm-OP" . Zuerst vermutete man eine Gallensache. Ein ganzer Tag / Nacht Verlust bedingt durch CORONATEST. Darmriss-Kot,Eiter; massive Entzündungen. Massiv mit Antibio. Folgen kennt das Fachpersonal unter den Einsendern. Nach 14 Tagen in anderes KH zur Weiterbehandlung. Dort Klasse Personal; lange Wundnachbehandlung noch nach Entlassung. Möchte mich anonym nochmals bedanken. Bezahlt das Personal nach den Leistungen. Die leisten nämlich was.

  2. 7.

    Es ist ja bekannt, wie „Linke*innen“ bezahlen, wenn sie selber AG sind. Deren Menschenbild von Gleicharmen in einem staatlich verordneten Gestaltungskorridor, kommt aus einer längst überwunden geglaubten Zeit...außer in Brandenburg, da ist es seit 30 Jahren so und rentenwirksam (!)...

  3. 6.

    Nach wie vielen Tarifverträgen bezahlt das Land Berlin seine Arbeitskräfte ? Warum wohl ?
    Aber Gleichberechtigung, Gleichheit und gleichen Lohn für gleiche Arbeit in Asien, Afrika und Südost-Europa fordern.

  4. 5.

    Vielen Dank für den Kommentar!
    Ergänzen möchte ich die Situationen auf den Stationen: (auch an den aggressiven Schreibling unten:)
    Es Sterben seit Jahren Menschen, weil es nicht genug Pflegepersonal gibt. Frisch operierte Menschen können nicht gut genug betreut werden, Menschen die nach der OP mal müssen, verletzen sich beim Aufstehen, weil auf ihr Klingeln niemand reagiert, weil die Pflegenden gerade zwei Notfälle haben usw. usf. Die Pflegenden leiden genauso darunter wie die Patient*innen, sie haben nämlich ihren Beruf gelernt um zu helfen und da zu sein für Patient*innen und nicht um die ganze Zeit hin un her zu rennen....und nicht helfen zu können, weil sie zu wenig sind um allem gerecht zu werden.

  5. 4.

    es ist also eine Frechheit, für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Geld gestreikt wird?
    in den Vivantes Tochterfirmen wird den Mitarbeitern die keinen TVÖD Vertrag haben für die selbe Arbeit, mehrere hundert Euro weniger Grundgehalt gezahlt, weniger Zuschläge gezahlt , es gibt weniger Urlaub, es gibt weniger Weihnachtsgeld,
    es gibt keine VBL Zusatzversorgung, es gelten andere Regelungen für Dienste an Heiligabend und Silvester welche im TVÖD als Feiertag gelten und entsprechend vergütet bzw mit Freizeitausgleich vergütet werden müssen aber bei den Tochterfirmen als normaler Tag gelten, andere Regelungen bei Rufbereitschaften und viele andere Sachen

    und da soll der Streik für die Angleichung eine Frechheit sein?
    gleicher Lohn für gleiche Arbeit ist also eine Frechheit?
    eine Frechheit ist ihr Kommentar!

  6. 3.

    Mit vollen Hosen ist gut stinken. Sie und ihre Familie sind sicher nicht von
    abgesagten Behandlungen und Operationen betroffen??? Da kann man auch solche Wünsche äußern.

  7. 2.

    Der Streik ist eine Frechheit. Über die GDL haben die meisten gemeckert. Nun bricht Verdi einen Streik vom Zaun als ob die Bosse von Weselsky gelernt hätten. Ich bin nicht gegen das Streikrecht aber es muss auch Grenzen geben. Erst Corona und nun diese Schei….!

  8. 1.

    Welche Eigenschaft genau sollte denn Herr Platzeck befähigen??? Ist er gelernter Krankenpfleger? Hat er solch einen ähnlichen Job im Krankenhaus schonmal gemacht? Ich finde es unsäglich wie mit den Angestellten in den Krankenhäusern umgegangen wird - und auch unsäglich wie wenig Interesse in der Öffentlichkeit besteht!! Leute, alle werden wir mal Krank und dann gibt es keine Pflege mehr, bzw. nur unzureichende, weil die Pflege den Job so nicht mehr weiter machen wird. Ich habe schon von vielen gehört, die ihre Kündigung schon geschrieben haben und sie wohl auch bald abschicken werden...
    Schon seit einigen Jahren sterben Menschen, weil es nicht genug Pflegepersonal gibt!!!! Die Streikenden haben meine volle Hochachtung und Unterstützung - bitte haltet durch!!!!

Nächster Artikel