Neuer Immobilienriese - Vonovia übernimmt im dritten Anlauf Deutsche Wohnen

Zweimal war der Dax-Konzern Vonovia bei der geplanten Übernahme des Berliner Konkurrenten Deutsche Wohnen gescheitert, jetzt ist der Deal perfekt: Die Nummer eins auf dem deutschen Wohnungsmarkt schluckt die Nummer zwei.
Im dritten Anlauf ist Deutschlands größter Wohnungskonzern Vonovia bei der milliardenschweren Übernahme des Konkurrenten Deutsche Wohnen am Ziel.
Bis zum Ende der Annahmefrist konnte sich Vonovia eine Mehrheit von 60,3 Prozent an der Nummer zwei auf dem Wohnungsmarkt sichern, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Damit entsteht ein europäischer Immobilienriese mit mehr als 550.000 Wohnungen.
Deutsche Wohnen: Schwerpunkt in Berlin
Die Deutsche Wohnen besitzt rund 155.000 Mietwohnungen, etwa 70 Prozent davon in Berlin. Um Kritiker des Deals zu besänftigen, hatten Deutsche Wohnen und Vonovia Berlin zunächst rund 20.000 Wohnungen zum Kauf angeboten. Mitte September gab der Senat bekannt, dass er 14.750 Wohnungen für insgesamt rund 2,46 Milliarden Euro übernimmt.
Der Bochumer Dax-Konzern Vonovia war bereits zwei Mal an der Übernahme des Berliner Konkurrenten gescheitert. Schon 2016 hatte er eine erste Attacke auf die Deutsche Wohnen geritten, damals gegen deren Willen und ohne Erfolg.
Beim zweiten Anlauf in diesem Jahr konnte er Vorstand und Aufsichtsrat der Deutsche Wohnen an Bord holen, aber nicht alle beteiligten Aktionäre. Sie boten zu wenige Aktien an. Für den dritten Versuch erhöhte Vonovia das Angebot um einen Euro auf 53 Euro je Aktie. Die Deutsche Wohnen ist damit insgesamt gut 19 Milliarden Euro wert.
Volksentscheid zur Enteignung angenommen
Gegen die Marktmacht der großen Immobilienkonzerne auf dem Berliner Wohnungsmarkt hatte sich der Volksentscheid "Deutsche Wohnen & Co enteignen" gerichtet, der am 26. September mit einer Mehrheit von 56,4 Prozent angenommen wurde. Rechtlich ist er allerdings nicht bindend.
Das Ergebnis wird auch bei den kommenden Koalitionsverhandlungen nach der Berliner Abgeordnetenhauswahl eine Rolle spielen. SPD-Spitzenkandidatin Franziska Giffey hatte sich im Wahlkampf klar gegen Enteignungen ausgesprochen, wie auch CDU, FDP und AfD. Die Linke unterstützte das Vorhaben, die Grünen mit Einschränkungen auch - sie sehen Enteignungen jedoch als "letztes Mittel".
Sendung: Abendschau, 07.10.2021, 19:30 Uhr