Corona ändert Verbrauchereinstellungen - Psychologin: "Black Friday" muss sich auf neues Konsumverhalten einstellen
Schon jetzt locken viele Geschäfte mit teils hohe Rabatten und läuten damit den "Black Friday" ein. Dabei bekommen sie es mit einem neuen Verbrauchertypus zu tun: Die Pandemie hat Viele zum Umdenken gebracht, attestiert Wirtschaftspsychologin Jagow.
Wenige Tage vor der Rabattaktion des Einzelhandels zum "Black Friday" am 26. November registriert die Wissenschaft in Deutschland ein verändertes Konsumverhalten. Die Corona-Krise habe die Konsumlaune abgebremst und grundsätzlich neu sortiert, erklärte die Wirtschaftspsychologin Petra Jagow am Dienstag im Inforadio des rbb.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamts sind die Konsumausgaben in Deutschland im letzten Jahr um drei Prozent gesunken. "Der Konsum ist gebremst seit und durch Corona", bestätigt Jagow. Immer häufiger werde im Internet eingekauft, "und wenn man im Geschäft shoppt, dann lokal, um die Wirtschaft zu unterstützen. Während Corona gab es grundsätzlich eine Umbewertung. Früher hieß es, Ich shoppe, also bin ich. Heute heißt es eher: Was will ich denn wirklich shoppen?", erklärt die Psychologin.
"Dieser Black Friday wird sich Mühe geben müssen"
Die Verbraucher hätten sich umgestellt: "Früher sagte man gerne mal spontan, ach, ich nehme mal was mit, worauf ich abends Lust habe. Das hat sich verdichtet auf einmal die Woche Maske drauf, Zettel in die Hand und schnell durch. Man ist während der bisherigen Lockdowns rationaler und strategischer vorgegangen, und davon ist einiges geblieben", erklärt die Psychologin weiter.
Zuhause hätten gleichzeitig viele Menschen ausgemistet und festgestellt, dass sie vieles Überflüssiges besäßen. "Man konnte während der Lockdowns nicht mehr spontan shoppen und bemerkte, das geht auch. Das wird auch bleiben", ist sich Jagow sicher. Die Verbraucher bewege die Sinnfrage, vielen Verbrauchern sei bewusst geworden, dass ihr Konsum einen Einfluss auf den ganzen Planeten habe. "Die Jüngeren beeinflussen damit auch ihre Eltern", meint die Wirtschaftspsychologin.
All dem müsse nun auch der Handel im Laden und im Internet beim "Black Friday" Rechnung tragen, sagt die Konsumexpertin: "Dieser Black Friday wird sich Mühe geben müssen und herausstellen, das hier brauchst Du wirklich, damit das ein Erfolg wird für die Händler", so Jagow.
Vor allem Technik für Zuhause im Fokus
Der durch die Lockdowns stark gebeutelte Einzelhandel hofft durch den "Black Friday" auf einen zusätzlichen Schub im vorweihnachtlichen Geschäft. Der Branchenverband HDE rechnet damit, dass in diesem Jahr während des "Black Friday" und des darauffolgenden "Cyber Monday" Weihnachtseinkäufe für etwa 1,2 Milliarden Euro getätigt werden.
Das Nürnberger Konsumforschungsunternehmen GfK rechnet zum "Black Friday" vor allem mit Zuwächsen beim Verkauf von technischen Geräten wie Computern, Haushaltselektronik und Heim-Entertainment. "Die Nachfrage für technische Konsumgüter für das vierte Quartal wird auch in diesem Jahr geprägt sein durch die pandemiebedingten neuen Verhaltensweisen von Verbrauchern. So ist zum Beispiel das eigene Zuhause zum neuen Zentrum geworden", heißt es in einer Mitteilung der Nürnberger Konsumforscher vom Montag.
In Brandenburg können nur Geimpfte und Genesene beispielsweise in Modegeschäften nach "Black Friday"-Rabatten stöbern und einkaufen. Durch die 2G-Regel haben Ungeimpfte nur noch Zutritt zu Geschäften des alltäglichen Bedarfs wie Supermärkte, Apotheken Baumärkte und Drogerien.
Sendung: Inforadio, 23.11.2021, 10:05 Uhr