Entlastung der Pflegekräfte - Berliner Charité und Verdi erzielen Tarifeinigung

Do 18.11.21 | 15:31 Uhr
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Intensivpflegerin Sandy Plückhahn (r) und Mirjana Suljagic, Röntgen-Assistentin, bereiten auf der Intensivstation des Krankenhauses Bethel Berlin eine an Covid-19 erkrankten Patientin vor (Bild: dpa/Kay Nietfeld)
Bild: dpa/Kay Nietfeld

An der Berliner Charité soll es künftig eine fest definierte Personaluntergrenze geben. Darauf haben sich die Klinik und die Gewerkschaft Verdi nach gut zwei Monaten Tarifstreit geeinigt. Die Gewerkschaft hofft, das der Pflegeberuf damit attraktiver wird.

Die Berliner Charité und die Gewerkschaft Verdi haben sich auf einen Tarifvertrag zur Entlastung der Klinikbeschäftigten verständigt. Das teilten Gewerkschaft und Klinikleitung am Donnerstag mit.

Wichtiger Bestandteil des Tarifvertrags "Gesundheitsfachberufe Charité" sei eine fest definierte Mindestpersonalbemessung, hieß es weiter. Das betreffe alle Stationen mit Patientenbetten sowie die Bereiche OP, Anästhesie, Radiologie, Zentrale Notaufnahme und die Entbindungsräume. Der Tarifvertrag soll den Angaben zufolge am 1. Januar 2022 in Kraft treten und bis zum 31. Dezember 2024 gelten.

Verdi muss noch Mitglieder befragen

Sollte die Mindestpersonalbemessung unterschritten werden, sollen die Pflegekräfte anhand eines Punktesystems entschädigt werden. So können sie beispielsweise Erholungsbeihilfen, Kinderbetreuungszuschüsse, Altersteilzeitkonten und Sabbaticals investieren oder Freizeitausgleich zur Entlastung erhalten, hieß es. Darüber hinaus werde die psychosoziale Betreuung auf den Intensivstationen verstetigt.

Die Verdi-Tarifkommission habe dem Ergebnis bereits zugestimmt und empfehle den Mitgliedern die Annahme, so die Gewerkschaft. In den kommenden Wochen wird Verdi eine Mitgliederbefragung über das Ergebnis durchführen. Auf Basis des Mitgliedervotums wird die Tarifkommission abschließend bis spätestens zum 15. Dezember entscheiden.

"Entlastung der Beschäftigten"

Carla Eysel vom Vorstand Personal und Pflege der Charité sprach von einem positiven und wichtigen Signal "in dieser durch die Pandemie geprägten, schwierigen Zeit". Mit den Schwerpunktsetzungen in der Personalbemessung und dem Einsatz möglicher Belastungspunkte gelinge der Charité "der Einstieg in sehr gute Arbeitsbedingungen in der Pflege und in den weiteren Gesundheitsfachberufen".

"Durch das Tarifergebnis sind wir unserem Ziel der nachhaltigen Entlastung der Beschäftigten deutlich nähergekommen", sagte Verdi-Verhandlungsführerin Melanie Guba. Der Tarifvertrag werde dazu beitragen die Gesundheitsberufe attraktiver zu machen.

Seit dem 9. September hatte die Gewerkschaft dafür gekämpft, Pflegekräfte zu entlasten, etwa durch eine höhere Personaldichte.

Sendung: Abendschau, 18.11.2021, 19:30 Uhr

5 Kommentare

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  1. 5.

    Darf man annehmen, dass Sie Angestellte der Charite sind? Für eine bessere Einordnung wäre es schön, wenn Sie noch etwas ausführlicher werden könnten. Danke

  2. 4.

    Wenn meine Informationen wirklich stimmen und man für 9 Dienste in Unterzahl nur 150 € brutto bekommt, dann ist das ja genau die gleiche Wertschätzung wie das Klatschen.

  3. 3.

    ... um den Freizeitausgleich zu erhalten, muss erst der dazugehörige Antrag gestellt werden. Und dieser wird mit den Worten 'Aufgrund der aktuellen Personalsituation sind wir gezwungen, den Antrag abzulehnen. ... Gewährleistung der Patientensicherheit auch in ihrem Interesse.'
    Vielleicht wäre es sinnvoller, wenn bei Unterschreitung der Personaluntergrenze die Klinik ein Bußgeld bzw eine Strafzahlung bekäme... bei Wiederholung höhere Bußgelder. Denn neue Nerven kann man nicht kaufen.

  4. 2.

    Bravo endlich!!!
    Besser spät als gar nicht.
    Hoffentlich nicht zu spät.
    Weg mit der Ökonomisierung im Sozial- und Gesundheitsbereichen!

  5. 1.

    Ich verstehe das Punktesystem nicht. Wie soll ich denn mit Freizeit entschädigt werden,wenn kein Personal da ist. Es werden ja deswegen keine OP Saalkapazitäten gestrichen. Dann gibt's halt eine Leasingschwester mehr. Und dann? Das bedeutet trotzdem fürs Stammpersonal Mehrarbeit....

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