Grundversorger Gasag - Gaspreise in Berlin stehen vor drastischer Erhöhung

An der Preisschraube für Gas wird in der Hauptstadt kräftig gedreht. Grundversorger Gasag will zum neuen Jahr 16 Prozent mehr für die Kilowattstsunde verlangen. Das sind 172 Euro pro Musterhaushalt und Jahr, schätzt die Verbraucherzentrale.
Nach anderen Anbietern wird auch die Gasag als Grundversorger in der Region die Gaspreise erhöhen. Das Unternehmen will nach Informationen des rbb zum 1. Januar 2022 die Preise für die Kunden im Schnitt um 16 Prozent anheben. Für eine durchschnittliche Berliner Wohnung mit einem Verbrauch von 12.000 Kilowattstunden rechnet die Gasag in der Grundversorgung mit Mehrkosten von um die 156 Euro im Jahr. Bei einem Einfamilienbaus mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden ergibt sich dem Unternehmen zufolge ein jährlicher Mehrpreis von 264 Euro.
50 Grundversorger korrigieren ihre Preise bundesweit nach oben
Mit der Preiserhöhung steht die Gasag nicht alleine da. Laut dem Verbraucherzentrale-Bundesverband sind die Gaspreise so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr. In einem aktuellen Positionspapier schreibt der Verband, dass bereits 50 Gasgrundversorger die Preise erhöht oder höhere Preise angekündigt haben. Auf einen Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden kämen dadurch zusätzliche Kosten von durchschnittlich 172 Euro im Jahr zu, schätzt die Verbraucherzentrale.
In den nächsten Tagen verschickt die Gasag die entsprechenden Ankündigungen mit den neuen Preisen an ihre Kunden. Danach bleibt der Grundpreis stabil. Der Arbeitspreis erhöht sich um 1,31 Cent pro Kilowattstunde.
Gasag gibt Weltmarktpreis Schuld an Preiserhöhung
Die Gasag erklärt den Anstieg damit, dass sich die Einkaufspreise auf dem Weltmarkt seit dem Frühjahr verfünffacht haben. Lag der Preis für die Megawattstunde im Mai noch bei um die 25 Euro, kletterte er Anfang Oktober auf 115 Euro. Inzwischen ist er wieder etwas gesunken und liegt bei 85 Euro.
Die zentrale Ursache für die drastische Entwicklung sieht der Berliner Grundversorger in einem radikal veränderten Weltmarkt. In den asiatischen Volkswirtschaften sei das Wirtschaftswachstum schneller und stärker wieder angezogen als in Europa, wodurch die Nachfrage nach Gas dort stark gestiegen sei. Der asiatische Markt wirke daher als Preistreiber.
Gasag geht von dauerhafter Entwicklung aus
Die Gasag geht davon aus, dass sich die Preise dauerhaft auf einem höheren Niveau einpendeln werden. Gasag-Vorstandschef Georg Friedrichs sieht kein "vorübergehendes Phänomen".
Nicht ausgeschlossen ist, dass Anbieter im Laufe des nächsten Jahres noch einmal die Preise erhöhen werden. Mit Blick auf Kunden mit niedrigen Haushaltseinkommen, die durch die hohen Energiepreise in finanzielle Schwierigkeiten kommen, erklärt Friedrichs: "Wir werden damit sozialverantwortlich umgehen." Es seien individuelle Zahlungspläne möglich.
Der Sozialverband VdK forderte derweil von den Energieanbietern, Stundungen und Ratenzahlungen anzubieten. Strom- und Gassperren müssten in jedem Fall vermieden werden. Darüber hinaus forderte der Verband staatliche Hilfen. Steigende Preise müssten demnach in die Grundsicherung mit einberechnet werden.
Die Gasag ist als größter Anbieter in Berlin der Grundversorger. Das Unternehmen hat rund 700.000 Haushalte, Gewerbetreibenden und Unternehmen als Gaskunden.
Sendung: Indoradio, 02.11.2021, 16 Uhr