Inflation in Berlin und Brandenburg - Verbraucherpreise steigen so stark wie zuletzt 1993

Bundesweit hat die Inflation zuletzt 5,3 Prozent erreicht, und auch in Berlin und Brandenburg macht sich das bemerkbar. Besonders Lebensmittel sind hier im Dezember noch teurer geworden. Doch Experten sehen Licht am Ende des Tunnels.
Die Verbraucherpreise in Berlin und Brandenburg sind auch im Dezember im Jahresvergleich deutlich gestiegen. Das Amt für Statistik meldete am Donnerstag für die Hauptstadt eine Inflationsquote von 5,1 Prozent und für Brandenburg von 5,7 Prozent. Besonders Lebensmittel wie Gemüse, Speiseöl und Kaffee seien deutlich teurer geworden. Dagegen seien die Energiepreise nicht mehr so stark gestiegen wie im November, so die Statistiker.
Hauptgrund für die hohe Inflationsquote sei, dass im Jahr 2020 die Mehrwertsteuer wegen der Corona-Pandemie gesenkt wurde, heißt es in dem Bericht weiter. Weil 2021 wieder der volle Satz galt, seien auch die Preise gestiegen.
Ökonom: Inflation hat inzwischen Höhepunkt überschritten
Bundesweit meldet das Statistische Bundesamt eine Inflationsrate von 5,3 Prozent im Jahresvergleich. Betrachtet man ganz Deutschland, ist ein starker Anstieg bei den Energiepreisen zu verzeichnen, aber auch - wie in Berlin und Brandenburg - bei den Nahrungsmitteln. Energiepreise stiegen bundesweit um 18,3 Prozent, wie das Statistikamt aufgrund vorläufiger Ergebnisse weiter mitteilte. Nahrungsmittel wurden demnach im Jahresvergleich um 6 Prozent teurer, Dienstleistungen um 3,1 Prozent. Zu diesen zählen auch Mieten, diese stiegen um 1,4 Prozent an.
Für das gesamte Jahr 2021 ergibt sich den Statistikern in Wiesbaden zufolge eine durchschnittliche Teuerungsrate von 3,1 Prozent zum Vorjahr - das ist der höchste Wert seit 1993.
Ökonom Sebastian Dullien von der Hans-Böckler-Stiftung rechnet damit, dass der Höhepunkt der Inflationsentwicklung nun überschritten ist. Die Inflation war seit Mitte vergangenen Jahres stetig gestiegen. Im November übersprang sie die 5-Prozent-Marke und erreichte 5,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, im Dezember stieg sie nun noch einmal leicht an.
Prognose für 2022: Inflation wieder unter drei Prozent
Neben der Mehrwertsteuersenkung von 2020 begründet das Bundesamt die Inflation mit "krisenbedingten Effekten" wie die anhaltenden Lieferprobleme in der Wirtschaft und damit verbundene Steigerungen bei den Erzeugerpreisen.
Ökonom Dullien rechnet ab Januar mit einem deutlichen Rückgang der Inflationsrate "auf spürbar weniger als fünf Prozent". Im Laufe des Jahres 2022 werde die Teuerung weiter nachgeben und im Durchschnitt schließlich unter drei Prozent betragen. Der Ökonom geht aber von einem weiter bestehenden Preisdruck durch gestörte Lieferketten aus. Die Lage werde sich erst "ganz allmählich entspannen".
Die Linke forderte im Bund einen raschen Inflationsausgleich für "Arbeitslose und Armutsrentner". So sei unter anderem der Energiemarkt "völlig aus dem Ruder gelaufen". Energiepreise müssten wieder reguliert und Stromsperren verboten werden, sagte die Berliner Bundestagsabgeordnete Gesine Lötzsch (Linke).
Sendung: Inforadio, Nachrichten, 6.1.2022, 15:40 Uhr