Studie der Hans-Böckler-Stiftung - Fast jeder dritte Vollzeitbeschäftigte in Brandenburg ist Geringverdiener

Die gute Nachricht: Der Anteil von Geringverdienern ist in den vergangenen Jahren gesunken. Die schlechte: In Berlin und vor allem in Brandenburg liegt die Quote an Menschen, die mit Vollzeitjobs weit unterdurchschnittlich verdienen, vergleichsweise hoch.
In Berlin gehört jeder fünfte Vollzeitbeschäftigte zu den sogenannten Geringverdienern, in Brandenburg knapp jeder dritte. Das geht aus einer Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung hervor. In Berlin liegt der Anteil der Geringverdiener mit 19,1 Prozent über dem bundesweiten Durchschnitt von 18,7 Prozent. Der Anteil der Geringverdiener unter den Vollzeitbeschäftigten ist damit leicht gesunken.
Ihr Einkommen lag im vergangenen Jahr bei weniger als 2.284 Euro brutto monatlich – also bei weniger als zwei Dritteln des mittleren Bruttoeinkommens. Vor allem im Gastgewerbe und in der sogenannten Leiharbeit besteht ein großes Risiko, nur ein geringes Einkommen zu erhalten. In Berlin gehören vornehmlich Männer zu den Geringverdienern, im Rest des Landes ist es umgekehrt.
Anteil in Brandenburg überdurchschnittlich hoch
So auch in Brandenburg: Der Anteil von 31,5 Prozent Geringverdienern an allen Vollzeitbeschäftigten liegt hier weit über dem Bundesdurchschnitt. In den meisten untersuchten Landkreisen waren es mehrheitlich die Frauen, die ein entsprechend niedriges Einkommen bezogen.
In drei Brandenburger kreisfreien Städten allerdings sieht es wie in Berlin umgekehrt aus: Laut der Studie zählte dazu Cottbus, wo 25,9 Prozent der in Vollzeit beschäftigten Frauen und 33,6 Prozent der Männer im unteren Entgeltbereich beschäftigt waren.
In Frankfurt (Oder) gehörten 26,4 Prozent der in Vollzeit beschäftigten Frauen und 31,6 Prozent der Männer zu den Geringverdienenden. In Potsdam waren es 20 Prozent bei den Frauen und 22 Prozent bei den Männern.
Überdurchschnittlich häufig betroffen seien auch junge Vollzeitbeschäftigte, Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit und Menschen ohne Berufsabschluss. Besonders ausgeprägt ist nach den Angaben der untere Entgeltbereich im Gastgewerbe, der Leiharbeit und der Land- und Forstwirtschaft.
Entwicklung in ostdeutschen Ländern reißt den Trend heraus
Zu Beginn des Erhebungszeitraums der Studie im Jahr 2011 gab es größere Unterschiede zwischen den ost- und westdeutschen Bundesländern. Im Verlauf der Jahre näherten sich die Quoten jedoch an: Waren 2011 noch 39,3 Prozent der Vollzeitbeschäftigten im Osten und 16,9 Prozent der Vollzeitbeschäftigten im Westen Geringverdienende, so sanken die Anteile bis 2020 um 10,2 Prozentpunkte im Osten - aber nur um 0,5 Prozentpunkte im Westen.
Der bundesweite Rückgang des Anteils von 21,1 Prozent im Jahr 2011 auf 18,7 Prozent im Jahr 2020 ist laut Studie daher vor allem auf die Entwicklung in den ostdeutschen Ländern zurückzuführen. Die höchste Quote an Geringverdienern bundesweit weist laut Studie der Erzgebirgskreis mit 43,2 Prozent auf.
Sendung: Inforadio, 06.01.2022, 6 Uhr