Studie des Verkehrsverbunds - Verlängerung der Siemensbahn über die Havel hinaus machbar

Die Reaktivierung der Berliner Siemensbahn ist beschlossene Sache - zumindest zwischen Jungfernheide und Gartenfeld. Doch eine Verlängerung der S-Bahnstrecke bis über die Havel hinaus wäre technisch möglich, zeigt eine jetzt vorgestellte Studie.
Die Siemensbahn, eine seit Jahrzehnten brach liegende Berliner S-Bahnstrecke, könnte nach ihrer Reaktivierung über die Havel hinaus verlängert werden. Das hat eine technische Machbarkeitsstudie ergeben, die der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg [i2030.de] am Dienstag vorgestellt hat.
Demnach wurden drei mögliche Strecken in verschiedenen Bauweisen ab dem bisher geplanten Endbahnhof Gartenfeld geprüft. Sie führen durch die Wasserstadt Oberhavel bis zum Spandauer Stadtteil Hakenfelde.
Drei mögliche Strecken über oder unter der Havel
Die beiden südlicheren Strecken müssten der Machbarkeitsstudie zufolge als Tunnel gebaut werden - und zwar sowohl unter der Havel als auch der nördlichen Spandauer Innenstadt hindurch. Diese beiden Trassen seien relativ kostenintensiv, so die Studie, würden dafür aber deutlich weniger in Umwelt und Stadtbild eingreifen.
Die nördlichste der drei Strecken wäre zu einem großen Teil oberirdisch und damit günstiger umsetzbar. Allerdings müsste eine neue Brücke über die Havel gebaut werden. Die Planer der Studie schlagen vor, dabei die Insel Großer Wall einzubeziehen.
Nur die nördliche Variante wäre laut der Studie mit einer Brücke umsetzbar. Außerdem würde sich die Lage der S-Bahnhöfe je nach Variante unterscheiden, allerdings meist nur um wenige hundert Meter.

Die Studie zeigt auch mehrere Herausforderungen für die mögliche Verlängerung der Siemensbahn auf. Neben der Über- beziehungsweise Unterquerung der Havel müsse auch im Bereich westlich der Insel Gartenfeld mit Altlasten gerechnet werden. Tunnelbohrungen seien zudem mit Blick auf das Grundwasser schwierig. Außerdem schlagen die Experten vor, den bisher stillgelegten, historischen S-Bahnhof Gartenfeld vom Saatwinkler Damm in Richtung Nordwesten zu verschieben, um Zugänge von beiden Seiten des alten Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal möglich zu machen.
Schon historische Pläne sahen Verlängerung vor
Die in den 1920er Jahren gebaute Siemensbahn zwischen Jungfernheide und Gartenfeld soll bis 2030 wieder reaktiviert werden, um das geplante neue Stadtquartier auf dem Siemenscampus anzubinden. Die Strecke wird seit den 1980er Jahren nicht mehr befahren, die denkmalgeschützte Hochtrasse ist allerdings noch vorhanden und soll erneuert werden. Entsprechende Arbeiten werden von der Deutschen Bahn vorbereitet.
Die historischen Pläne für die Siemensbahn vom Anfang des 20. Jahrhunderts sahen einst einen Streckenverlauf bis weit nach Brandenburg vor, der aber nie realisiert wurde. Bei einer Verlängerung der Siemensbahn könne auch diese historische Lücke geschlossen werden, so die VBB-Studie: Im Stadtteil Hakenfelde könne man die S-Bahn an existierende Gleisanlagen anschließen, die aktuell von der Havelländischen Eisenbahn AG für den Güterverkehr genutzt werden.
Sendung: Abendschau, 11.01.2022, 19:30 Uhr