Milliardenschwere Bestellung aufgegeben - Bahn präsentiert neuen ICE 3neo in Berlin

Di 01.02.22 | 19:46 Uhr
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Richard Lutz (l-r), Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn, Volker Wissing (FDP), Bundesminister für Verkehr und Digitales, und Roland Busch, vorsitzender der Siemens AG, nehmen am 01.02.2022 an der Präsentation des ICE 3neo teil. (Quelle: dpa/Fabian Sommer)
Video: rbb24 16 Uhr | 01.02.2022 | Dagmar Bednarek | Bild: dpa/Fabian Sommer

Die Deutsche Bahn hat am Dienstag im Berliner Bahn-Werk in Rummelsburg ihren neuen ICE vorgestellt. Das Modell "3neo" soll ab Ende des Jahres auf die Strecken kommen, zunächst allerdings nur zwischen München und Nordrhein-Westfalen verkehren.

Insgesamt 30 Züge der neuen Generation hat die Bahn bereits bestellt, ein milliardenschwerer zweiter Auftrag soll nach Bahnangaben folgen. Hersteller der neuen Züge ist Siemens.

Bahn vergrößert Flotte, Siemens sichert Jobs

Die zusätzliche Bestellung von weiteren 43 Zügen des neuen Typs gab die Bahn am Dienstag im Rahmen der Präsentation bekannt. 1,5 Milliarden Euro sollen die zusätzlichen ICEs kosten. Der Großauftrag sichert bei Hersteller Siemens rund 1.500 Arbeitsplätze, vor allem im Hauptwerk in Krefeld, wie es hieß.

Für die Deutsche Bahn bedeuten die neuen Züge eine Flottenvergrößerung: Bis 2030 will das Unternehmen insgesamt 450 Züge im Einsatz haben. Damit könnten nach Angaben der Bahn pro Tag 32.000 Passagiere mehr befördert werden. Das sei wichtig, um in Zukunft den sogenannten Deutschlandtakt zu schaffen, eine Fahrplan-Modernisierung, nach der zum Beispiel die wichtigsten Verbindungen im Fernverkehr halbstündig bedient werden sollen.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP), der bei der Zug-Präsentation in Rummelsburg noch mit einem "alten" ICE 4 ins Werk einfuhr, erklärte, das Ziel der Bundesregierung sei es, "den Schienenverkehr in den kommenden acht Jahren zu verdoppeln". Die neuen ICEs seien dafür ein wichtiger Faktor.

Neue Scheiben für besseren Handy-Empfang

Die "3neo"-Schnellzüge sollen aber nicht nur quantitativ helfen, auch qualitativ sieht die Bahn in ihnen einen Fortschritt - und das nicht nur wegen der Höchstgeschwindigkeit von 320 Stundenkilometzern. Der neue Zug, von DB-Chef Richard Lutz überschwänglich als "Zuhause unterwegs" angepriesen, bietet unter anderem zwei zusätzliche Türen, von denen eine mit einem Hublift für den leichteren barrierefreien Einstieg ausgestattet ist. Auch zusätzliche Fahrradstellplätze (acht mehr pro Zug als bisher), Kleinkind- und Familienbereiche und diverse Design-Spielereien wie Tablet-Halter oder eine neue Beleuchtung sind Neuerungen.

Besonders hervorgehoben werden die Scheiben: Sie sollen mit einer veränderten Beschichtung Mobilfunksignale besser durchlassen. Das garantiere einen stabilen Handy-Empfang. Zumindest in der Theorie, denn bei den immer noch zahlreichen Funklöchern in Deutschland bringen selbst die besten Scheiben nichts. Volker Wissing, der neben Verkehr auch für Digitales im Bund verantwortlich ist, versprach deshalb auf Nachfrage, die Bundesregierung werde bis Ende März einen konkreten Vorschlag dazu machen, wie das Problem der Funklöcher behoben werden könnte. Er sei "zuversichtlich", dass die Regierung das "hinbekommen" werde.

Sendung: rbb24, 01.02.2022, 16 Uhr

12 Kommentare

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  1. 12.

    Heißt das jetzt das der ICE 4 ein kleiner Reinfall war. Die Höchstbegrenzung auf 250Km/h wurde seinerzeit als "Stromsparpotential" angepriesen? jetzt überlegt man sogar noch drauf zusatteln, was ich persönlich begrüße. Oder geben hier konstruktive Rahmenbedingungen den Ausschlag?

  2. 11.

    Im Gegensatz zu vielen anderen Projekten finde ich Investitionen für die Bahn aber noch relativ sinnvoll !!

  3. 10.

    Danke, sowas ähnliches hab ich mir gedacht optisch sieht man ja kaum revolutionäres.
    Also so wie es auch die Handyhersteller machen „altes“ Modell mit bissel besserer Kamera und leicht anderem Namen weiter verkaufen. Ist ja legitim und wahrscheinlich günstiger als einen komplett neues Modell zu entwickeln. Die technischen Zyklen im Eisenbahnbau dürften ja deutlich länger als im Mobilfunk sein.

  4. 9.

    Wenn ich den Auftrag oder sehr berechtigte Aussicht auf Verdopplung meines Geschäfts habe nutze ich niedrige Zinsen und investiere. Sparen ist in dem Moment der komplett falsche Weg.

  5. 8.

    Der ICE 3 neo basiert auf dem zugelassenen Muster vom ICE 3, um höhere Geschwindigkeiten zu ermöglichen, ohne eine neue - zeitaufwändige und teure - Musterzulassung durchführen zu müssen. Der alte ICE 3 ist bis 300 km pro Stunde zugelassen, der neue ICE 4 nur bis 250 km pro Stunde.

  6. 7.

    Kein Geld aber einkaufen der Steuerzahler die gemolkene Kuh. Wenn ich kein Geld habe spare ich. Nach Subventionen( Steuergelder EU) für Flughafen Berlin Brandenburg,geht das Nächste Staatsunternehmen auf Einkaufstour. Und wie gehabt ohne Ausschreibung.

  7. 6.

    Der ICE3neo ist eine technisch nur geringfügige Weiterentwicklung des ICE3, kein neu konzipierter Typ. Die Bezeichnung passt also. Die Bahn wollte kurzfristig bewährte und erprobte Fahrzeuge ordern, da hat sich das angeboten. Der ICE4 wird im Übrigen parallel weiterbeschafft, ist aber ein ganz anderes Fahrzeug für andere Anforderungen.

  8. 4.

    Im Film wird der siebenteilige ICE 4 der Baureihe 412 mit der Triebzugnummer 9202 gezeigt und nicht der ICE 3 neo.
    Im Eröffnungsstandbild ist auf dem linken Gleis der ICE 3 neo zu sehen, rechts der ICE 4.

  9. 3.

    Gibt es eine Erklärung warum der neue 3neo heißt und nicht 4 neo oder 5.
    Ist der 4 so schlecht dass man die Nummer nicht mehr möchte oder hat man eigentlich dem 3 nur ein facelift und etwas mehr Technik verpasst?
    Wäre gern Bahnfahrer, finde aber kaum sinnvolle Strecken für mich und nur zum Rumfahren ist es mir zu teuer.

  10. 2.

    Was nützt es Hochgeschwindigkeitszüge zu ordern, wenn das Streckennetz meistens nur max 250 km/h ausgebaut. Fahre oft die Strecke Berlin Paris über Mannheim mit dem ICE. Richtig durchgehend über 300 wird erst ab Landesgrenze Frankreich gefahren…

  11. 1.

    Ich liebe Züge und freue mich auf neue ICE, aber wenn der Verkehrsminister sagt, dass der Schienenverkehr verdoppelt werden soll, muss ich schon mit dem Kopf schütteln. Es mangelt dafür nicht an Schnellzügen, die Strecken selbst sind überbelastet. In Japan mit seinem vorbildlichen Bahnsystem ist man nahezu bis auf die Sekunde pünktlich - aber eben auch, weil die Strecken getrennt sind und sich etwa die Shinkansen-Schnellzüge nicht die Gleise mit Güter- oder anderen Personenzügen teilen müssen. Das ist in Deutschland noch zu selten.

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