Freitag fuhr der erste Zug - Neue Nachtzugverbindung für Berliner Wintersportler in die Alpen

Berlin hat eine neue Nachtzugverbindung in die Alpen. Zumindest im Winter fährt der private "Urlaubs-Express" von Hamburg nach St. Anton über den Bahnhof Zoo. Auch Sommer-Verbindungen könnten folgen, allerdings nicht zeitnah.
Abends mit den Ski-Sachen in Berlin zum Bahnhof und am nächsten Vormittag schon in Kitzbühel auf der Piste: Diese praktische Reiseplanung per Nachtzug gibt es in der Hauptstadt jetzt wieder. Am Freitag, um 23 Uhr hielt zum ersten Mal einer der "Urlaubs-Express" genannten Züge des privaten Anbieters "train4you" in Berlin. Zunächst hatte die "Berliner Zeitung" berichtet.
Start der Zuglinie ist in Hamburg, Endstation in St. Anton, auf dem Weg liegen unter anderem München und Innsbruck. Etwa 200 Personen stiegen nach Angaben des Betreibers bei der Premiere in Berlin zu, ein Teil am Bahnhof Zoo, einige am Hauptbahnhof.
Waggons aus den 80er Jahren
Die Rückkehr eines Nachtzug-Angebots in die Alpen weckt möglicherweise beim ein oder anderen Bahn-Enthusiasten Hoffnung auf neue Linien auch im Sommer. Nachtzug-Reisen vom Bahnhof Zoo, das alleine hat ja schon jede Menge Retro-Flair. Gesteigert wird das für echte Zug-Nostalgiker durch die Waggons des Zugbetreibers "train4you". Geschäftsführer Niko Maegde kaufte vor fast zehn Jahren in den Niederlanden alte Auto-, Schlaf- und Liegewagen aus den 80er Jahren, etwa 70 Stück. Die Züge stammen also aus einer Zeit, in der Autoreisezüge ein großes Ding waren.
Und die Mitnahme des fahrbaren Untersatzes ist auch heute die Nische des Unternehmens: Vor allem die Autozug-Nutzer finanzieren die Fahrten, erläutert Firmensprecher Christian Oeynhausen auf Anfrage von rbb|24. Das Klientel bestehe zum Beispiel aus Familien mit Kindern, Oldtimerfahrern oder Motorradfahrern - Menschen, die vielleicht genervt sind von den Staus auf den Autobahnen in der Ferienzeit, aber ihr Fahrzeug am Urlaubsort trotzdem nutzen wollen.
Der kleine Anbieter sieht das Nischenprodukt als Vorteil
Eine Nische, aus der sich die Deutsche Bahn vor einigen Jahren immer mehr verabschiedet hatte. Damals hieß es, das Geschäftsmodell mit den Auto- und Nachtzügen sei auf vielen Strecken nicht lukrativ. Dem kleinen Unternehmen, das erst seit 2017 am Markt aktiv ist, macht das keine Sorge: "Wir haben den großen Vorteil, dass wir das als Nischenprodukt machen. Wir haben nur diese Fahrzeuge, die gewartet werden müssen und nur dieses eine Produkt", sagt Firmensprecher Christian Oeynhausen. Die Spezialisierung erleichtere Planung und Kalkulation.
Seine Strecken-Slots kriegt "train4you" wie alle Anbieter über die Deutsche Bahn, die Vergabe vom quasi-Konkurrenten verlaufe aber problemlos. Allerdings müssen sie mit einigem Vorlauf beantragt werden. Bis April diesen Jahres beispielsweise schon für das Jahr 2023. Deshalb ist auch schon jetzt absehbar, dass Berlin in den nächsten Jahren höchstwahrscheinlich nur im Winter-Fahrplan des Unternehmens auftauchen wird.
Zeitnah kein Autozug-Start in Berlin möglich
Der Grund dafür ist das Auto-Terminal des früher für diese Art von Zügen genutzten Bahnhof Wannsee. Dieses ist "train4you" zufolge derzeit nicht nutzbar und deshalb komme Berlin im Sommer diesen Jahres und wohl auch im nächsten Jahr noch nicht als Abfahrtsort für die Urlaubs-Nachtzüge in den Süden in Frage.
Im Sommer sind die Strecken von Hamburg nämlich länger, bis nach Verona in Italien. Der Umweg über Berlin würde bedeuten, dass die Züge einige Stunden länger unterwegs wären und deshalb erst am Mittag in Italien ankommen würden - das ist nicht attraktiv und könnte Kunden verschrecken. Eine eigene Linie mit Abfahrt aus Berlin scheitert aber am nicht nutzbaren Auto-Terminal in Wannsee. Die wichtigsten Kunden für die Züge würden dann fehlen - das ist also nicht lukrativ genug.
So bleibt der neue Nachtzug in Berlin erstmal ein Angebot für Wintersportler. Die können in diesem Winter noch zwei Mal über Nacht vom Bahnhof Zoo in die Alpen fahren: In gut einer Woche und im März gibt es jeweils noch eine Fahrt. Im kommenden Winter soll die neue Verbindung dann häufiger angeboten werden.