Geplante Legalisierung - Wird es bald Cannabis von Brandenburger Feldern geben?

Die neue Bundesregierung will Cannabis für den Genuss legalisieren. Die Hanf-Bauern stünden schon in den Startlöchern, sagt Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne). Kommt der legale Joint für Berlin bald aus Brandenburg? Von Holger Brandenbusch
Hanftee, Hanföl, Hanfmehl - auf der Bio-Ranch Zempow bei Wittstock gibt es jede Menge Hanfprodukte. Sie sind bekömmlich und gesund, aber high machen sie nicht. Denn bisher dürfen Cannabis-Extrakte nur an den Endverbraucher abgegeben werden, wenn sie aus Hanfsorten gewonnen werden, die weniger als 0,2 Prozent des psychoaktiven Wirkstoffs THC enthalten.
Die neue Bundesregierung will nun Cannabis mit höherem THC-Anteil als Genussmittel legalisieren – so steht es zumindest im Koalitionsvertrag der Ampelkoalition. Die Abgabe soll kontrolliert stattfinden, in lizenzierten Geschäften, und nur an Erwachsene erfolgen. Erklärtes Ziel ist es, den Schwarzmarkt auszutrocknen und der organisierten Kriminalität die Geschäftsgrundlage zu entziehen [ndr.de]. Gegner der Legalisierung warnen vor Gesundheitsgefahren der Droge.

Strenge Regularien
Den Anbau von Cannabis zu Genusszwecken kann sich Wilhelm Schäkel, Landwirt der Bio-Ranch Zempow, sehr gut vorstellen. "Wir würden gern mal neue Sorten auf dem Acker sehen", sagt er. Damit meint er Sorten, die einen höheren THC-Anteil haben - maximal bis zu zehn Prozent, betont Schäkel, je nachdem wie hoch der Anteil von CBD ist; dieser ebenfalls aus der Hanfpflanze gewonnene Wirkstoff schaffe einen gesundheitsregulierenden Ausgleich. Im Gegensatz zu THC ist CBD nicht psychoaktiv und erzeugt keinen Rausch.
Hanf-Bauern haben es nicht leicht. Anbau und Verarbeitung sind schon jetzt stark reguliert. Auf dem Acker werden Proben gezogen. Für die fertigen Produkte gelten strenge Grenzwerte, überwacht durch die Gesundheitsbehörden. Letztes Jahr ermittelte die Staatsanwaltschaft gegen Schäkel wegen eines Hanftees. Das Verfahren wurde zwar eingestellt. Doch wegen dem ganzen Rummel seien alle Hanftee-Kunden abgesprungen, sagt Schäkel.
Legales Cannabis bislang nur auf Rezept
Schon jetzt ist es möglich, medizinisches Cannabis mit höherem THC-Wert legal auf Rezept zu bekommen. Verschrieben bekommen es zum Beispiel Patienten mit chronischen Schmerzen. Drei Berliner Jung-Unternehmer aus Kreuzberg haben in Sachsen eine Aufzucht-Anlage für medizinisches Cannabis bauen lassen - für über 20 Millionen Euro. Das Hightech-Gewächshaus wird mit über 100 Kameras bewacht und kontrolliert von der Bundesopiumstelle, die für den legalen Betäubungsmittelverkehr zuständig ist. Jede einzelne Pflanze ist registriert und wird getrackt.
An den Anbau werden hohe Anforderungen gestellt. "Man darf keinerlei Pestizide einsetzen", sagt Gründer Adrian Fischer. Zudem müssten alle Produkte auf Schwermetalle und Mikroorganismen überprüft werden. "Das Produkt muss wirklich sauber sein."
Diese Standards könnten auch für legales Gras gelten. Eine "Weitergabe verunreinigter Substanzen" will die Ampelkoalition verhindern. Das Start-up von Adrian Fischer jedenfalls kann sich eine Lieferung vorstellen: "Wir sind gerne bereit, unter diesen Qualitätskriterien Cannabis für den Genussmittelmarkt zu produzieren", sagt er.

Joints für Berlin nicht aus Brandenburg
Brandenburger Böden dagegen sind nur begrenzt für den Anbau geeignet. "Cannabis, was richtig knallt, wo die Leute drei Stunden auf dem Sofa liegen und nicht wieder aufstehen wollen, das kann man nicht sinnvoll auf dem Acker anbauen", sagt Landwirt Schäkel. Auf dem regulären Acker wachsen die Pflanzen nicht so gut wie bei 25 Grad Raumtemperatur und 18 Stunden Licht im Gewächshaus.
Das ließe sich auch besser bewachen als ein Feld in Brandenburg, sagt Fabian Blöchl vom Landesbauernverband. "Der Berliner Joint wird jetzt nicht auf Äckern zwischen der Uckermark und Elbe-Elster angebaut werden." Auch wenn die Brandenburger Bauern grundsätzlich innovativ seien. Aber die hohen Investitionskosten könnten die Bauern schwerlich stemmen – ganz anders, als branchenfremde Unternehmen.
Legalisierung dauert noch
Es wird sowieso noch etwas dauern, bis auch nicht-medizinisches Gras legal in Deutschland angebaut und verkauft wird. "Aussagen zur konkreten Umsetzung können derzeit noch nicht getroffen werden", so das zuständige Bundesgesundheitsministerium auf rbb-Anfrage. Hanf-Bauer Wilhelm Schäkel findet die Legalisierungs-Initiative trotzdem gut. Aus seiner Sicht könne so der Schwarzmarkt eingedämmt und die Kriminalisierung gestoppt werden. Das große Geld mit dem Gras machen aber vermutlich andere.
Sendung: Brandenburg aktuell, 13.02.2022, 19:30 Uhr
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