Modernisierung - Luckenwalde baut Plattenbau zum Vorzeige-Wohnprojekt um
Abriss war gestern - immer mehr Plattenbauten werden modernisiert. In Luckenwalde will eines der größten Wohnungsbauprojekte in Brandenburg zeigen, wie aus dem Schmuddelkind Platte ein modernes Quartier werden kann. Von Alexander Goligowski
Der riesige Abrissbagger in Luckenwalde hat seine Arbeit fast getan. Nur noch wenige Platten warten darauf, zerkleinert zu werden. Fein säuberlich sortiert türmen sich im Inneren des Karrees Berge aus Beton, Stahl und Porzellan. Die Wohnungen sind leer, alle nichttragenden Wände herausgerissen. Der Rest der Fünfgeschosser bleibt stehen. 70 Prozent der alten Platte bilden den Kern des neuen Wohnquartiers "Die Burg".
"Die Substanz von dem Plattenbau ist sehr gut. Und durch die kluge Bauweise der damaligen Architekten haben wir große freitragende Räume. Dadurch können wir die Grundrisse nach Belieben gestalten – so wie sie heute gebraucht werden", erklärt Frank Schmidt. Er ist der Geschäftsführer des städtischen Wohnungsunternehmens "Die Luckenwalder", die den Umbau realisieren. Mit Hilfe der Investitionsbank des Landes Brandenburg investiert das kleine Unternehmen mit nur 28 Mitarbeitern ganze 47 Millionen Euro in das Projekt. Es ist das größte Wohnungsbau-Vorhaben in Luckenwalde seit der Wende.
Wohnraum dringend gebraucht
Als Stadt der zweiten Reihe im Berliner Speckgürtel ist Luckenwalde mittlerweile zum beliebten Wohnort geworden. Seit einigen Jahren verzeichnet die Kreisstadt von Teltow-Fläming immer mehr Zuzug. Während 2018 der Leerstand noch bei 20 Prozent lag, stehen 2022 weniger als fünf Prozent der Wohnungen leer. Hinzu kommt, dass immer mehr Wohnungen aus der Mietpreisbindung herausfallen. Wohnraum für Menschen mit Wohnberechtigungsschein werden in Luckenwalde zur Mangelware.
In der "Burg" entstehen nun 190 neue Wohnungen. 140 davon werden Menschen mit geringen Einkommen zur Verfügung gestellt. Von der Einraumwohnung bis zur Vier-Zimmer-Wohnung soll ein breites Spektrum an Wohnbedürfnissen abgedeckt werden. Balkon oder Terrasse sind Standard und auch um den Schallschutz habe man sich gekümmert, versichert Architektin und Projektleiterin Nicole Braune: "Es wird nicht mehr so sein, dass man jedes Wort der Nachbarn versteht, wie man es typischer Weise aus der guten alten Platte kennt. Mit modernem Trockenbau kann man da ganz viel erreichen."
Platte nur noch im Kern
Die "Burg" soll vom Schmuddelkind im Herzen von Luckenwalde zum Vorzeige-Wohnprojekt werden. Am Ende werde man die alte Platte nicht mehr wiedererkennen, beschreibt Frank Schmidt lächelnd die Vision. "Jeder Externe, der Luckenwalde besucht, kommt unweigerlich an der Burg vorbei und denkt: Um Gottes Willen. Wenn das hier ein richtig schöner moderner Wohnbau ist, dann wird das auch eine positive Außenwirkung für Luckenwalde haben."
In der "Burg" soll nicht nur gewohnt werden, sondern Jung und Alt sollen hier leben. Das Deutsche Rote Kreuz plant eine Frühförderung für Kinder und die Arbeiterwohlfahrt eine Tagespflege für Ältere. Gemeinschaftsräume entstehen und auch Gastronomie und Läden sind vorgesehen. Der Innenbereich wird komplett begrünt, im Außenbereich soll eine parkähnliche Anlage angelegt entstehen. Einige Wohnungen werden auch kleine Gärten haben.
Zwei Hürden noch zu nehmen
Im Frühsommer soll mit dem eigentlichen Bau begonnen werden, 2024, so der Plan, könnten die Wohnungen bezugsfertig sein. Anmeldungen gibt es bereits zuhauf. Die Hälfte der Wohnungen könnten "Die Luckenwalder" sofort vermieten.
Zwei Unwägbarkeiten könnten den Zeitplan aber noch durcheinanderbringen: Zum einen steht die Baugenehmigung noch aus. Die Projektleiter rechnen fast täglich damit, warten aber schon mehrere Monate darauf. Das ist nicht ungewöhnlich in Teltow-Fläming. Lange Wartezeiten haben bei der Bauaufsicht des Landkreises mittlerweile Tradition, es herrscht Personalmangel.
Auch steigende Baupreise könnten zum Problem werden. Deshalb hofft Frank Schmidt, dass sich große Bauunternehmen um das Projekt bewerben. Diese hätten in der Regel langfristige Lieferverträge für Baustoffe: "In die Glaskugel können wir nicht gucken. Wir haben gut kalkuliert und natürlich auch Preissteigerungen drin. Und auch baulich einen Puffer, wo wir noch abspecken könnten. Am Ende müssen wir sehen, ob wir hinkommen", sagt Frank Schmidt, will aber Zuversicht verbreiten.
Wenn alles klappt, könnte die "Die Burg" wieder zu einem beliebten Wohnobjekt in Luckenwalde werden, so wie sie es als Neubau in den späten 1980er Jahren schon einmal war.
Sendung: Antenne Brandenburg, 22.02.2022, 14:40 Uhr