Bei Stopp von KfW-Förderung - Wohnungsunternehmen klagen über massiv gestiegene Kosten

Mi 16.02.22 | 13:10 Uhr
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Maren Kern, Vorständin beim Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU). (Quelle: Christoph Soeder/dpa)
Bild: Christoph Soeder/dpa

Der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) klagt über die enorme Kostenexplosion im Arbeits-, Bau- und Materialsegment. "Wenn diese [...] nicht auf der Einnahmenseite kompensiert werden können, geht das letztlich auf Kosten der Substanz. Auch vor diesem Hintergrund ist der abrupte Stopp der KfW-Förderung ein Schock", sagte BBU-Chefin Vorständin Maren Kern am Mittwoch bei der Vorstellung des Marktmonitors 2021 [pdf].

Mit diesem Instrument erfasst der BBU Daten aus fast einer Million Bestands- und Neumietverträgen, Neubaumieten und langen Zeitreihen und erlaube, die Lage am aktuellen Wohnungsmarkt abzubilden.

Kostenexplosion bei Baupreisen

Laut Kern stiegen im Vergleich zum Vorjahresmonat die Baupreise und -kosten in Berlin um rund 14 Prozent, um knapp 17 Prozent in Brandenburg (Stand: November 2021). Bei vielen Baumaterialien war der Preisanstieg sogar noch drastischer. Trotzdem strich der Bund im Januar KfW-Förderprogramme unter anderem zur energetischen Modernisierung. Kern nannte den Förderstopp "aberwitzig". Dadurch sei auch sehr viel Vertrauen zerstört worden, klagte die BBU-Chefin.

Kern mahnte, dass es wirtschaftlich gesunder Unternehmen in der sozialen Wohnungswirtschaft geben müsse. Allerdings könnten diese ihre Milliardeninvestitionen in den Neubau, in die energetische Erneuerung, klima- und demografiegerechte Modernisierung nur aus eigenen Einnahmen beziehungsweise Förderung refinanzieren. Dies sei in der aktuellen Lage nur schwerlich möglich.

Stagnierende Mieten in Berlin

Bei den Mieten ergibt sich nach dem Marktmonitor 2021 ein uneinheitliches Bild. Nach dem Scheitern des Berliner Mietendeckels hätten die großen Berliner Vermieter laut BBU die Mieten zunächst kaum erhöht. Im Bestand stagnierten die Mieten, bei Neuverträgen sänken sie, hieß es am Mittwoch vom BBU.

Die 730.000 Wohnungen der Mitgliedsunternehmen in Berlin kosteten am 30. Juni 2021 in bestehenden Verträgen 6,37 Euro nettokalt, 0,7 Prozent mehr als am vorherigen Stichtag Silvester 2019. Bei Neuverträgen wurden 7,66 Euro verlangt, 3,6 Prozent weniger.

Die Unternehmen wollten so den sozialen Frieden in der Stadt wahren, unterstrich Kern. "Das Versprechen ist gegeben worden, und es ist gehalten worden, auch wenn es schmerzt."

Jedoch sind mögliche Mieterhöhungen nach dem 30. Juni 2021 nicht in den Daten berücksichtigt. Das Bundesverfassungsgericht hatte den gesetzlichen Mietenstopp in Berlin im April gekippt. Kündigt ein Vermieter eine Mieterhöhung an, wird diese erst im dritten Monat danach fällig.

Mieten zog in Brandenburg an

In Brandenburg steigen die Mieten Laut BBU weiter. Bei Neuverträgen lagen sie demnach bei 6,13 Euro und damit 4,4 Prozent höher als zum Vergleichszeitpunkt. In bestehenden Verträgen waren es 5,41 Euro, was einem Plus von 1,9 Prozent entspricht. "Berlin wird weiterhin auf das Umland ausstrahlen", sagte Kern. In Hennigsdorf, Strausberg, Wildau und Ludwigsfelde stiegen die Bestandsmieten um mehr als vier Prozent, in Erkner um 6,7 Prozent.

Der Verband vertritt ebenso städtische Wohnungsgesellschaften und Genossenschaften wie auch börsennotierte Konzerne wie Vonovia. Das Unternehmen hatte kürzlich den größten Berliner Vermieter übernommen, die Deutsche Wohnen.

 

Sendung: Inforadio, 16.02.2022, 12 Uhr

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8 Kommentare

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  1. 8.

    Die Kommentatoren vertreten hier einhellig offensichtlich die Auffassung, daß gezahlte Mieten gleich Gewinn für den Vermieter bedeuten. Sie sollten sich vielleicht auch mal mit den Kosten einer Immobilie beschäftigen. Auch werden alle Vermieter in einen Topf geworfen. Es gibt aber erhebliche Unterschiede zwischen Konzernen, Genossenschaften, städtischen Gesellschaften und privaten Vermietern. Aber die Propaganda und Hetze gegen die Vermieter macht gegenwärtig jede sachliche Diskussion unmöglich.

  2. 7.

    Das hört sich fast so an, als wenn Sie Wohnraum für 6,50 € vermieten und noch zahlreichen neuen bezahlbaren Wohnraum schaffen.

    Freust mich das in Ihrer Kalkulation 20 % höhere Baupreise nicht ausmachen.

    Vorbildlich!

  3. 6.

    Vor einigen Jahren konnten man hier in B. durch Umzug in eine bessere Wohnung seine Miete senken und bekam vom neuen Vermieter oft noch ein paar Goodies oben drauf.

  4. 5.

    Die Immobilienbranche hat die Zeit der Pandemie komplett ohne Einbußen überstanden. Der Staat hat im Zweifelsfall alles gezahlt. Die Gewerbemieten über die sogenannten Hilfen, Wohnmieten über die Sozialämter. So fett gefressenen, dass es nicht genügend Angebot gibt für die ganze Kohle, rüsten sich die Mietpreistreiber gleich zum nächsten Raubzug.

  5. 4.

    Mit steigenden Mietkosten sind MieterInnen, nicht nur in Berlin seit 20 Jahren konfrontiert. Und die Mietsteigerungen sind dank Lobbyisten Gesetzgebung der Einkommenssteigerung weit voraus.

  6. 3.

    Eine "Vorbereitung" für Mietsteigerungen? Ist berechtigt, wenn man bei fallenden Kosten die Mieten gesenkt hätte.

    P.S. Da gibt es eine Initiative in Berlin, die genau weiß wie man Mieten senken kann?

  7. 2.

    ich stelle noch mal in den Raum. Keiner ist verpflichtet einer Mieterhöhung wissentlich billigend in Kauf zu nehmen, ohne dabei sein Anrecht auf bei helfende Sozialleistungen zu verlieren. Gesetzlich; weiter es gibt auch keine Möglichkeit das ein Vermieter mit Hilfe eines Richter die Mieterhöhung durchzusetzen in der Lage ist. Die AG sind die Schnittstelle die müssen mal erklären wieso sie Mieterhöhungen verhandeln und danach die Räumung, obwohl sie seit Jahren wissen, das die Mieter weder ALG II ( KdU erhalten werden siehe Gerichtsentscheid LSG Brandenburg 2011)bzw. Wohngeld Grund - Selbstverschuldete Hilfsbedürftigkeit. so die Rechtslage. Also liebe Richter Verrichtungsgehilfen der Wohnvermieter vielleicht solltet ihr mal selbst Eure eigenen Gerichtsentscheidungen/ Gesetze überprüfen.und mal den Gordische knoten zwische STGb, SGB, BGB auflösen.

  8. 1.

    Oooooh, den Wohnungsunternehmen geht es ja sooooo schlecht. Irgendwann werden sie verhungern fürchte ich.

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