Bei Stopp von KfW-Förderung -
Der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) klagt über die enorme Kostenexplosion im Arbeits-, Bau- und Materialsegment. "Wenn diese [...] nicht auf der Einnahmenseite kompensiert werden können, geht das letztlich auf Kosten der Substanz. Auch vor diesem Hintergrund ist der abrupte Stopp der KfW-Förderung ein Schock", sagte BBU-Chefin Vorständin Maren Kern am Mittwoch bei der Vorstellung des Marktmonitors 2021 [pdf].
Mit diesem Instrument erfasst der BBU Daten aus fast einer Million Bestands- und Neumietverträgen, Neubaumieten und langen Zeitreihen und erlaube, die Lage am aktuellen Wohnungsmarkt abzubilden.
Kostenexplosion bei Baupreisen
Laut Kern stiegen im Vergleich zum Vorjahresmonat die Baupreise und -kosten in Berlin um rund 14 Prozent, um knapp 17 Prozent in Brandenburg (Stand: November 2021). Bei vielen Baumaterialien war der Preisanstieg sogar noch drastischer. Trotzdem strich der Bund im Januar KfW-Förderprogramme unter anderem zur energetischen Modernisierung. Kern nannte den Förderstopp "aberwitzig". Dadurch sei auch sehr viel Vertrauen zerstört worden, klagte die BBU-Chefin.
Kern mahnte, dass es wirtschaftlich gesunder Unternehmen in der sozialen Wohnungswirtschaft geben müsse. Allerdings könnten diese ihre Milliardeninvestitionen in den Neubau, in die energetische Erneuerung, klima- und demografiegerechte Modernisierung nur aus eigenen Einnahmen beziehungsweise Förderung refinanzieren. Dies sei in der aktuellen Lage nur schwerlich möglich.
Stagnierende Mieten in Berlin
Bei den Mieten ergibt sich nach dem Marktmonitor 2021 ein uneinheitliches Bild. Nach dem Scheitern des Berliner Mietendeckels hätten die großen Berliner Vermieter laut BBU die Mieten zunächst kaum erhöht. Im Bestand stagnierten die Mieten, bei Neuverträgen sänken sie, hieß es am Mittwoch vom BBU.
Die 730.000 Wohnungen der Mitgliedsunternehmen in Berlin kosteten am 30. Juni 2021 in bestehenden Verträgen 6,37 Euro nettokalt, 0,7 Prozent mehr als am vorherigen Stichtag Silvester 2019. Bei Neuverträgen wurden 7,66 Euro verlangt, 3,6 Prozent weniger.
Die Unternehmen wollten so den sozialen Frieden in der Stadt wahren, unterstrich Kern. "Das Versprechen ist gegeben worden, und es ist gehalten worden, auch wenn es schmerzt."
Jedoch sind mögliche Mieterhöhungen nach dem 30. Juni 2021 nicht in den Daten berücksichtigt. Das Bundesverfassungsgericht hatte den gesetzlichen Mietenstopp in Berlin im April gekippt. Kündigt ein Vermieter eine Mieterhöhung an, wird diese erst im dritten Monat danach fällig.
Mieten zog in Brandenburg an
In Brandenburg steigen die Mieten Laut BBU weiter. Bei Neuverträgen lagen sie demnach bei 6,13 Euro und damit 4,4 Prozent höher als zum Vergleichszeitpunkt. In bestehenden Verträgen waren es 5,41 Euro, was einem Plus von 1,9 Prozent entspricht. "Berlin wird weiterhin auf das Umland ausstrahlen", sagte Kern. In Hennigsdorf, Strausberg, Wildau und Ludwigsfelde stiegen die Bestandsmieten um mehr als vier Prozent, in Erkner um 6,7 Prozent.
Der Verband vertritt ebenso städtische Wohnungsgesellschaften und Genossenschaften wie auch börsennotierte Konzerne wie Vonovia. Das Unternehmen hatte kürzlich den größten Berliner Vermieter übernommen, die Deutsche Wohnen.
Sendung: Inforadio, 16.02.2022, 12 Uhr
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