Nicht von Russland-Sanktionen betroffen - Bauarbeiten an Alexander Tower sollen fortgeführt werden

Fr 18.03.22 | 11:07 Uhr | Von Oliver Noffke
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Blick auf eine Baustelle am Alexanderplatz. (Quelle: dpa/Jörg Carstensen)
Bild: dpa/Jörg Carstensen

Bisher hieß es stets, ein russischer Investor steht hinter dem sogenannten Alexander Tower in Berlin-Mitte. Von Sanktionen ist das Projekt wohl nicht betroffen. Denn hinter der Firma Monarch stecken offenbar gar keine Russen. Von Oliver Noffke

Die Sanktionen gegen russische Firmen oder Oligarchen werden keine Auswirkungen auf den Bau eines neuen Hochhauses am Alexanderplatz haben. Das sagte Detlef Stoecker, Rechtsanwalt des Investors Monarch, auf Anfrage von rbb|24. "Die Bauarbeiten werden fortgesetzt und wir gehen davon aus, dass die Finanzierung weitergeführt wird."

Über die Zukunft des Turms wird seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine spekuliert. Denn bislang wurde das Bauvorhaben von Vermarktern und Politik stets als Projekt eines russischen Investors bezeichnet. Gebaut wird der 150 Meter hohe Wohnturm vom Europa-Ableger der Firma Monarch. Deren Geschäftsführer - Badeyan Vanik Gagikovich - sei Armenier, so Stoecker.

Die Firmenzentrale der Monarch-Gruppe sitzt in Moskau. Ihr Eigentümer - Sergey Ambartsumyan - stamme ebenfalls aus Armenien und sei deshalb nicht von Sanktionen betroffen sei, sagte der Rechtsanwalt. Auch sonst würden keine Personen, die mit dem Projekt in Verbindung stehen, von der EU sanktioniert. Das habe er geprüft, sagte Stoecker.

Alexander Tower (Quelle: O&O/Ortner&Ortner)
Bild: O&O/Ortner&Ortner

Keine Eigentumswohnungen mehr geplant

Katalin Gennburg, Sprecherin für Bau der Berliner Linken im Abgeordnetenhaus, hatte bereits einen Stopp des Projekts gefordert - und dies mit dem Kriegstreiben des russischen Präsidenten Wladimir Putin begründet. Die Partei fordert seit Längerem, den Bau entweder zu stoppen oder den Turm nicht in seiner zugelassenen Höhe entstehen zu lassen. Der "Tagesspiegel" berichtete am Donnerstag, dass die zuständige Justizverwaltung keinen Fall kenne, bei dem Immobiliengeschäfte in Berlin gestoppt werden mussten, weil Verkäufer auf der Sanktionsliste der EU stünden.

Seit vergangenem Wochenende ist die offizielle Webseite des sogenannten Alexander Towers nicht mehr erreichbar. Sie war von der Firma Bewocon betrieben worden und diente der Vermarktung von luxuriösen Eigentumswohnungen, die in dem Hochhaus entstehen sollen. Bewocon wollte sich auf Anfrage nicht weiter zu dem Projekt äußern.

Laut Stoecker sei solch eine Website aber gar nicht notwendig, weil der Turm nach jetzigem Stand keine Eigentumswohnungen enthalten werde. Stattdessen seien größere Mietwohnungen, sogenannte Service-Apartments und Geschäfte geplant. Bisher war allerdings stets die Rede davon, dass von den geplanten 377 Wohnungen ein wesentlicher Teil als Eigentum verkauft werden soll.

Fertigstellung für 2023 angekündigt

Unter einigen Mitarbeitern von Firmen, die an dem Bau beteiligt sind, gibt es allerdings auch Zweifel an der Zukunft des Projekts. Wegen des Krieges wisse man nicht, wie es mit dem Turm weitergeht, heißt es aus Kreisen der Bauplanung. Ein mit dem Bau vertrauter Manager sagte, er vermisse ein klares Zeichen von Monarch zum Weiterbau.

Im Herbst 2019 haben neben dem Haupteingang eines großen Einkaufszentrums die Bauarbeiten für den 150 Meter hohen Turm begonnen. Im kommenden Jahr soll er fertiggestellt werden. Bislang wird allerdings noch nicht überGrund gebaut, da auf dem engen Grundstück vor allem aufwendige Erdarbeiten durchgeführt wurden.

Der Alexander Tower ist eines von drei Hochhäusern, die derzeit am Alexanderplatz gebaut werden. Für ein weiteres existieren Pläne.

Sendung: Inforadio, 18.03.2022, 11.40 Uhr

Beitrag von Oliver Noffke

33 Kommentare

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  1. 33.

    natürlich braucht Berlin Luxus, je mehr desto besser. Wir sind Hauptstadt eines wichtigen und beneideten Landes!
    Berlin muss sich vom Rödel trennen.

  2. 32.

    Leider müssen sich Bauherren an die Gesetze halten. Wenn Sie bauen wollen, beantragen Sie eine Baugenehmigung. Wenn Sie die erhalten, können sie bauen. Wo ist das Problem?

  3. 31.

    So unordentlich waren früher im HO-Schuhladen die Schuhkartons gestapelt. Heute nennt man so etwas Architektur. Schämt sich da keiner ? So etwas in Prag ? Unmöglich.

  4. 30.

    Warum baut der gerade hier in Berlin; in Deutschland ? Wieso musste der eine Baugenehmigung erteilt bekommen ? Gesetzlich richtig ? Gesetze kann man ändern. Hier ist mehr Rendite zu holen. Letztlich blutet der Steuerzahler. Oder etwa nicht ?

  5. 29.

    Später "heult" man wieder rum, dass ein böser Oligarch die Stadt verschandelt hat. Was nun ?

  6. 28.

    Der Senat ist schuld an der fehlenden Menge am bezahlbaren Wohnraum. Ich selbst möchte 25 Wohnungen mit 3 Zimmern/60qm in Berlin bauen, um diese fair zu vermieten. Mir werden von der Stadt Steine in den Weg gelegt, wo es nur geht. Seit 2018 geht das so. Es ist also eine Sache was Berlin braucht, und eine andere, was die Politik tut, damit dieses tatsächlich erreicht werden kann.

  7. 27.

    Ob Armenier oder Russe ist doch unerheblich. Entscheidend ist, wer die Firma Monarch wirklich ist. Ist das sauber erwirtschafteten Geld, oder Geldwäsche in großem Stil ? Würde sich lohnen, das zu recherchieren.
    Dann kann man weiter diskutieren.

  8. 26.

    Es ist doch müßig sich darüber aufzuregen.
    Dem Investor dieses im Bau befindlichen Hochhauses liegt eine gültige Baugenehmigung vor und die kann man nicht einfach - nur weil einem die Staatsangehörigkeit nicht passt - zurücknehmen.
    Außerdem muss dieser Investor die Aktivitäten des Präsidenten seines Herkunftslandes ja auch überhhaupt nicht gutheißen. Man kann ihm dies doch nicht einfach unterstellen.

  9. 25.

    Hier ein Zitat entnommen aus einem Artikel vom rbb (16.03.22):

    „[…]Mieterverein: Vor allem ältere Menschen betroffen

    Diese Geschichte – so oder so ähnlich – hat Reiner Wild, Geschäftsführer beim Berliner Mieterverein, schon oft gehört. Offizielle Zahlen oder Statistiken zu Eigenbedarfskündigungen in Berlin gibt es zwar nicht, aber Wild hat den Eindruck, dass sie merklich steigen. Und er vermutet, dass es sich oft um sogenannte vorgeschobene Eigenbedarfskündigungen handelt. Das heißt: Der Vermieter möchte den aktuellen Mieter aus der Wohnung haben, um bei einer Neuvermietung einen deutlich höheren Mietpreis erzielen zu können.“

  10. 24.

    Das Projekt ist längst in Bau und soll nächstes Jahr fertig werden, da sind alle Verträge schon geschlossen worden, da würde ich mir keine Sorgen machen. Der Bauboom in Berlin wie anderswo geht weiter und ist ein sehr einträgliches Geschäft.

  11. 23.

    Gibt es Garantien, dass die Finanzierung gesichert ist? Nein? Dann leg ich mich fest: Es entsteht eine Bauruine, die über Jahrzehnte ein Schandfleck auf dem Alexanderplatz sein wird. Aber die Stadtaffen, äh -oberen wollen nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. Wie immer. Investoren muss man ja de Füße küssen.

  12. 22.

    "Und was lässt dieser unfähige Senat bauen??? "
    Ja Vorsicht! Diese Häuser baut nicht der Senat, sondern ein privater Investor. Der Senat MUSS solche Bauanträge sogar genehmigen, wenn die zigtausend rechtlichen Rahmenbedingungen eingehalten werden.
    Zweifelshohne fehlts dem Senat an Geld, um die unsäglich teuren Baukosten in Deutschland, die sich aus den vielen Vorschriften von Öko bis behindertengerecht ergeben, für eine dann soziale Miete zu bezuschussen.

  13. 21.

    Schön, dass nun Klarheit besteht. Ein Armenier ist nunmal kein Russe. Der Entwurf gefällt mir gut, hoffe der Turm wird zügig fertiggestellt!

  14. 20.

    Ob diese Hochhäuser Sinn oder Bausünde sind, werden nachfolgende Generationen besser beurteilen können.
    Die werden dann sicher sagen.. hätten se damals mal eine Bausünde durch die andere ersetzt. Warum neben dem Alexa statt dessen?

  15. 19.

    Berlin braucht dringend bezahlbare Wohnungen mit guten Verkehrsanbindungen. Und was lässt dieser unfähige Senat bauen??? Luxuswohnungen in Bester Verkehrslage. Sollen doch die Normalen Berliner zusehen wo sie eine bezahlbare Bleibe finden! Hauptsache internationale Superreiche haben eine Zweit- oder Drittwohnung schön zentral am Alex! Das ist die abgehobene Berliner Wohnungspolitik.

  16. 18.

    Ich respektiere natürlich Ihre Meinung zur Gestaltung des Alexanderplatz. Sie behaupten zu wissen was andere Menschen brauchen? Das ist anmaßend und steht Ihnen nicht zu.

  17. 17.

    Wenn es ein Russe ist - Baustop und dann steht eine Bauruine am Alex. Toll.

  18. 16.

    Nein hab ich natürlich nicht, will auch gar nix anzweifeln. Wie kommen Sie darauf?
    Habe nur den Artikel gelesen aus dem sich ein ziemliches Durcheinander der Kenntnisse über das Projekt in der Berliner Politik darstellt.
    Für die Genehmigung dürfte es schon eine Rolle spielen, schließlich gibt es Bebauungspläne in denen auch die Nutzung von Gebäuden festgehalten werden kann. Wenn man stadtplanerisch an der Stelle billige Mietwohnungen bevorzugt haben sollte, bekommt man auch keinen Bau von Luxuseigentumswohnungen genehmigt. So viel Macht hat eine Stadt schon im Baurecht. Auch ein vorhabenbezogener Bebauungsplan muss demokratisch genehmigt werden.

  19. 15.

    An Hässlichkeit nicht zu überbieten. An die East Side Gallerie haben sie einen ähnlich hässlichen Bau hingestellt. Das hätte ein abschreckendes Beispiel sein müssen.

  20. 14.

    Ja, der Alexanderplatz hätte als zentraler Platz mehr verdient, mehr als die Bauten aus den 60ern, jedoch auch mehr als die beliebig zusammengewürfelten Hochhäuser von Investoren. Nicht eines der neuen Hochhäuser hätte eine Chance, in einem Architekturband unter die ersten 100 interessantesten Bauten der Welt zu kommen. Eine Verbesserung als Platz erkenne ich auch nicht.

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