Interview | Energiespar-Experte - "Eine volle Badewanne kostet richtig viel Geld"

Sa 12.03.22 | 08:05 Uhr
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Archivbild: Ein Mann liegt in der Badewanne. (Quelle: dpa/C. Klose)
Bild: dpa/C. Klose

Die Caritas bietet einen Stromspar-Check für Geringverdiener: Wie kann man zuhause die Energiekosten drosseln? Wer Sozialleistungen vom Staat bekommt, kann die Beratung nutzen. Seit dem Krieg gegen die Ukraine geht das Angebot durch die Decke.

rbb: Herr Schoß, Sie koordinieren in Berlin den Stromspar-Check, den die Caritas anbietet. Wie groß ist der Andrang?

Sven Schoß: Wir haben in den vergangenen zehn Jahren immer gut zu tun gehabt, weil wir einkommensschwache Haushalte beraten. Aber nachdem die Energiepreise so durch die Decke gegangen sind, merken wir nochmal ein größeres Interesse unserer Klientel. In unseren Büros stehen die Telefone nicht mehr still. Die Leute bitten um einen Stromspar-Check, damit wir ihnen beratend unter die Arme greifen können.

Wie können die Stromsparhelfer, die für die Caritas im Einsatz sind, den Menschen konkret helfen?

Wir verschaffen uns zunächst einen Überblick, welche Einsparmöglichkeiten es in dem jeweiligen Haushalt gibt. Wir schauen, wo sind die Großverbraucher, was können wir austauschen, wie ist das Heiz- und Lüftungsverhalten der Kunden. Dann geben wir alles in eine Datenbank ein und berechnen das mögliche Einsparpotenzial des Haushalts. Im Rahmen eines zweiten Besuchs bauen wir dann Energiesparhilfen im Wert von bis zu 70 Euro kostenlos ein.

An welcher Stelle lässt sich denn am meisten Energie einsparen?

Die größten Hebel liegen bei den Kühlgeräten, sie verbrauchen bis zu 30 Prozent des Stroms in einem Haushalt. Unsere Klientel verfügt meistens über ältere Modelle, das sind richtige Stromfresser. Ist ein Kühlschrank älter als 10 Jahre und verbraucht mehr als 200 Kilowattstunden im Jahr, können die Leute von uns einen Gutschein über 100 Euro bekommen, den das Bundesumweltministerium finanziert.

Auch Durchlauferhitzer verbrauchen enorm viel Energie. Wie sinnvoll ist es hier, alte Geräte durch effizientere zu ersetzen?

Das macht immer Sinn, allerdings muss der Vermieter dem zustimmen beziehungsweise den neuen Durchlauferhitzer anschaffen. Eine Minute duschen kann bis zu einem Euro kosten, das ist ein großer Posten. Deshalb beraten wir auch da und können Wassersparartikel zur Verfügung stellen wie zum Beispiel einen effizienten Wasserspar-Duschkopf, der nur noch sieben Liter durchlässt. Der schäumt das Wasser auf und die Leute merken gar nicht, dass weniger Wasser durchkommt. Ansonsten gilt: möglichst nicht baden – eine volle Badewanne kostet richtig viel Geld – und die Duschzeiten begrenzen!

Viele Gas- und Stromversorger haben ihre Preise in den vergangenen Wochen angezogen. Inwieweit bekommen die Berliner das schon zu spüren?

Die große Welle der Rechnungen wird erst noch kommen, wenn viele im Frühjahr ihre Abrechnungen kriegen und da ist dann ein Jahr eingepreist. Zwischenzeitlich haben die Versorger ihre Abschläge angepasst. Ich kenne Beispiele, da sind die Abschläge von 65 Euro auf 90 Euro erhöht worden und wenn man den Energieverbrauch nicht weiter drosselt, dann wird es immer teurer.

Für Sozialhilfeempfänger sind 25 Euro im Monat viel Geld. Welche Kosten übernehmen die Jobcenter?

Strom ist in dem sogenannten Warenkorb integriert, mit dem der ALG II-Satz berechnet wird. Die Leute müssen also von diesem Geld ihre Stromrechnung bezahlen. Bei Härtefällen kann man sich ans Jobcenter wenden und dort einen Kredit beantragen, den muss man aber irgendwann zurückzahlen. Man kann sicherlich auch mit den Stromversorgern verhandeln oder sich in Verbraucherzentralen beraten lassen. Heizkosten gehören zu den Wohnnebenkosten und werden im Normalfall von den Jobcentern übernommen, sofern sie nicht ins Uferlose steigen.

Wie viel sparen Haushalte, die beim Stromspar-Check mitmachen, unterm Strich ein?

Wir können mit unserer Beratung nicht alles abfedern, aber zumindest helfen, dass es nicht allzu hart wird. Durch unsere Beratung spart ein Haushalt bis zu 700 Euro im Jahr und das ist schon viel Geld.

Vielen Dank für Das Gespräch.

Das Interview führte Franziska Ritter

Sendung: Inforadio, 12.03.2022, 09:46 Uhr

44 Kommentare

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  1. 44.

    Hallo,
    Welchen Kühlschrank bekomme ich denn für 100 € ?

  2. 43.

    Ich habe eine Nachbarin mit zwei Kindern alleinerziehend, da brennt Tag und Nacht das Licht und gebadet wird dreimal die Woche."
    So was hat doch jeder.
    Da ist der Nachbar, der zu faul ist morgens aufzustehen, der raucht und trinkt und der zwei Hunde hat.
    Wird bei passender Gelegenheit immer hervorgeholt.
    Und jetzt halt die alleinerziehende Nachbarin bei der Tag und Nacht das Licht brennt und die sich auch noch regelmäßig wäscht.
    Nur gut, das solche Leute Nachbarn wie Sie haben die aufpassen, das nicht alles total verlottert.
    Ja wo kämen wir denn sonst hin??????????????
    Und trotz Ihres harten Überwachungsjobs finden Sie noch die Zeit uns hier Bericht zu erstatten.
    Da kann man nur den Hut ziehen!!!!!!!!!!!!!!

  3. 42.

    Der "Warenkorb" des Staates für Hartz-IV-Empfänger wird die dramatisch angestiegenen Energiekosten nicht berücksichtigt haben. Gerade Gas ist extrem teuer geworden. Natürlich hat man jetzt andere Unterstützungsmaßnahmen eingeleitet. Da die Energiepreise aber absehbar wohl nicht mehr auf das alte Niveau sinken, muss unbedingt dieser Warenkorb angepasst werden. Er ist nämlich sonst komplett unrealistisch.

  4. 41.

    "öffentliche Wannenbäder"???
    Das ist doch purer Luxus!
    Es gibt doch (noch) genug Seen und Flüsse in Brandenburg und einige, nicht die Mehrheit, enthalten so viele Zusätze da kann man sich sogar die Seife ersparen.
    Und wenn man mit Klamotten ins Wasser steigt dann wird sogar die Wäsche wieder sauber.
    Wenn jetzt jemand jammert zu kalt.., dann muss man sich halt eben etwas schneller bewegen, dadurch wird der Kreislauf angeregt und die Wäsche trocknet mit Sicherheit ab dem zehnten Kilometer.

    Es gibt viel zu tun, lassen wir es!

  5. 40.

    Das sehe ich genauso.
    Man ist nicht gleich ein Stinkie, weil man nicht jeden Tag 2 mal duscht oder in einer vollen Badewanne sitzt

  6. 39.

    . Hohe Einkommen bedeuten auch mehr Steuern als für niedrigere. Dazu spenden viele Vermögende irrsinnig viel Geld"
    Tja, da fragt man sich doch direkt, von was denn die Vermögenden so leben.
    Sie zahlen ganz doll viel Steuern und spenden "irrsinnig" viel Geld-was bleibt denn da noch übrig?
    Aber wahrscheinlich liegts am sparsamen Lebensstil.
    Da wird halt viel verzichtet in diesen Kreisen, der Porsche auch schon mal 13 statt 12 Monate gefahren. Und die nächste Jacht ist halt nur 8 mtr. länger. Und nicht wie geplant 12.

  7. 38.

    Es ist vor allem problematisch für den Teil ihrer Mitbürger, die sich eben solchen Luxus schon jetzt nicht leisten können.

  8. 37.

    Völlig richtig - vor allem bedeutet eine volle Badewanne gut und gerne eine Stunde Wohlfühlen und Wohlbefinden. Nun wurde hier ja kein Preis genannt, aber ich würde vermuten, dass diese Stunde nicht überbezahlt wäre.....

  9. 35.

    Ich glaube Ihnen und finde es gut, dass das mutig ausgesprochen wurde. Meist sehen wir jene nicht, die tatsächlich arm sind und wir wollen sie wahrscheinlich nicht sehen, weil es bequemer ist, sich mit der Armut nicht zu konfrontieren. Dazu kommen Leute wie Adele, die auch noch gegen Sozialhilfeempfänger hetzen, meist aus Neid und fehlender Sozialkompetenz. Natürlich kann man mit wenig auskommen, das müssen sehr viele Menschen, aber irgendwo ist da auch eine Grenze des Zumutbaren und hier muss man in der gegenwärtigen Situation wohl bald gegensteuern. Wir haben fast 2.000.000 EM-Rentner im Land. Wenn all diese Menschen am Existenzminimum leben, macht mich das schon nachdenklich.

  10. 34.

    Vor einiger Zeit gab es doch beim RBB einen Artikel wo als Tipp bei teuren Mieten empfohlen wurde sich die Wohnung zu teilen. Warum nicht auch noch die Badewanne teilen? Hat schon Loriot gezeigt wie es geht.

  11. 33.

    Liebe Rentnerin, ich lebe auch von Erwerbsosenrente und pflichte Ihnen bei. Ich habe den Artikel mit dem Gauck auch gelesen. Das ist eine Frechheit und Zynisch was er da so meinte. Der hat vor Jahren auch gegen HartzIV Empfänger gehetzt. Der hat sein Schäfchen im trocknen der braucht bestimmt keine Heizkosten sparen. Vieleicht zahlt das der Steuerzahler.

  12. 32.

    Völlig korrekt. Die Leute übertreiben heute mit ihrer Körperhygiene, die duschen, schrubben und peelen sich zu Tode. Wundern sich dann, dass sie keine Abwehrkräfte mehr haben und stets krank sind.

  13. 31.

    " Nur diesmal ist man "unschuldig" wenn man unangenehm müffelt, da man auf regelmäßige Körperhygiene verzichtet. "
    Ein unschlagbares Argrument für "pro Maske"! Wenn die Körperhyäne des Anderen wieder im Freilauf ist, ein Tröpfchen "Summerfresh" in die Maske und die eigenen Geruchsknospen verfallen nicht in Schockstarre.

    So, war sporteln und geh' jetzt unanständig duschen - warm.

  14. 30.

    Die Haut behält ihren natürlichen Schutzmantel. Das sagt Ihnen jeder Hautarzt das Waschlappen und Seife reicht.
    Einmal untenrum, einmal oben rum und fertig ist.
    Selbstverständlich mit 2 Waschlappen.
    Badewanne einmal im Monat es sei denn Sie arbeiten im Bergbau.

  15. 29.

    Ich habe eine Nachbarin mit zwei Kindern alleinerziehend, da brennt Tag und Nacht das Licht und gebadet wird dreimal die Woche.
    Ich hatte sie mal daraufhin angesprochen das es doch eine Verschwendung ist, da habe ich die Antwort bekommen das sie alles vom Jobcender oder Sozialamt bezahlt bekomme.
    Soviel dazu.
    Ich bin in allen Dingen sparsam was Energie, Wasser, Lebensmittel betrifft und nicht erst seit Kriegsbeginn in der Ukraine.
    Ich möchte betonen dass ich nicht die angreifen die sozial schwach, es gibt solche und solche. Eine junge Frau von 28 Jahren kann arbeiten gehen. Aber so lange Sozialbezüge an jeden gezahlt wird, wird keine Änderung eintreten.

  16. 28.

    Ich hätte noch einen Tipp, nur noch öffentliche Wannenbäder zusammen mit einem Erwachsenen plus Kind. Aber nur begrenzte Zeit und warmes Wasser. Oder Plumsklo auf dem Hof.
    Hatten wir alles schon.

  17. 27.

    Solange Strom aus der Steckdose und das Wasser aus dem wasserhahn kommt, werden die meisten so weitermachen wie bisher. Jeden Tag duschen=nicht nötig, so dreckig sind die meisten nicht, die Elektrogeräte mit einer Steckdosenleiste abschalten, E-SUVs mit 500PS ist total irrsinnig und gefährlich. Es gibt viel was man tun kann, man muss es nur wollen, und die meisten jammern halt lieber herum statt etwas zu ändern.

  18. 26.

    Bitte lieber rbb24, machen Sie mal einen Artikel zur sozialen Situation von ErwerbsminderungsrenterInnen (alte Berechnung), damit diejenigen Kommentatoren und Mitleser mal eine Idee davon bekommen, wie "gut" es da vielen geht.
    Damit man nicht der Lüge bezichtigt wird, das ist unverschämt.

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