Hohe Gas- und Strompreise - So können Sie Kosten sparen

Während der Corona-Pandemie sank weltweit die Nachfrage nach Öl und Gas - doch längst haben die Preise wieder angezogen. Und nun verschärft Russlands Krieg in der Ukraine das Problem. Was können Verbraucher gegen die enormen Energiekosten tun?
Rohöl und Gas waren noch nie teurer - und die Betriebskostenabrechnung für 2021 haben die meisten noch gar nicht erhalten. Die nächste wird wohl noch unerfreulicher ausfallen.
Nach einer relativen Flaute während der Corona-Pandemie hatte es ein Überangebot am Weltmarkt gegeben, dadurch waren Gas und Öl vergleichsweise günstig. Schon im vergangenen Jahr aber zog die Nachfrage wieder an, hinzu kommen eine höhere Inflation - und nun machen sich sich die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges bemerkbar.
Russland ist einer der größten Öl- und Gaslieferanten der Welt, rund 55 Prozent des in Deutschland verbrauchten Erdgases stammt aus dem Land, gut ein Drittel des Erdöls, dazu etwa die Hälfte der verbrauchten Steinkohle. Der Angriff Russlands auf die Ukraine und den jüngsten Sanktionen haben die Preise für diese Rohstoffe am Weltmarkt jetzt auf Rekordhöhe emporschnellen lassen [tagesschau.de].
Weil die Bundesregierung und die EU selbst noch keine Vorschläge gebracht hat, wie sie den Energieverbrauch insgesamt senken will, um Putins Krieg so wenig wie möglich zu finanzieren, fordert sie erst einmal die Bürger zum Sparen auf - das jedenfalls tat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Mittwoch [tagesschau.de]. Im Gespräch sind steuerliche Entlastungen, um Verbraucherinnen und Verbraucher ein Stück weit zu schützen. Aber bis diese greifen, werden noch mindestens Wochen vergehen. Mit diesen kleinen Schritten lässt sich zuhause Geld sparen - und nebenbei ein wenig das Klima schützen.

Drehen Sie nicht so auf
Der wichtigste Energieposten: Das Heizen. Laut Umweltbundesamt gehen dafür 68 Prozent des gesamten Energieverbrauchs privater Haushalte drauf. Dass man eher nicht bei sperrangelweit geöffneten Fenstern auf Stufe 5 heizen sollte, wissen die meisten Verbraucherinnen und Verbraucher - das Sparpotential in älteren, nicht nach modernen Standards wärmegedämmten Wohngebäuden ist leider begrenzt. Aber es lohnt sich trotzdem, genauer hinzuschauen. Energie sparen bedeutet, auf viele Kleinigkeiten zu achten, nicht nur auf wenige Großposten - nervig, aber unvermeidlich.
Es geht schon bei der Heiztemperatur los: Jedes Grad weniger spart etwa sechs Prozent Energie. Klingt nicht nach viel, aber wenn man sich beispielsweise ansieht, wie die Berliner Gasag demnächst die Preise erhöhen will, sollte man auch sechs Prozent Ersparnis nicht außer Acht lassen. Laut Gasag zahlen Kunden ab 1. Mai mit einem Verbrauch von 12.000 Kilowattstunden im Jahr für eine durchschnittliche Berliner Wohnungsgröße dann knapp 119 Euro im Monat und damit 24,50 Euro mehr als bisher.
Zieht man das eine Grad weniger das ganze Jahr über durch, macht das am Ende 86 Euro Ersparnis. Reduziert man von 20 auf 16 Grad - lassen sich demnach 24 Prozent Energie sparen, das entspräche gut 342 Euro pro Jahr. Die Umwelt schont es obendrein.
Nie ganz die Heizung abdrehen
Ebenfalls hilfreich: Programmierbare Thermostate benutzen – oder selbst im Blick behalten, dass man zur Nacht und bei Abwesenheit den Thermostat konsequent herunterregelt. Allerdings: Nicht ganz ausschalten, denn das Wiederaufheizen kostet sonst unnötig viel Energie. Wichtig ist auch, die Heizkörper beim Aufheizen nicht auf die höchste Stufe zu stellen, sondern nur auf die Stufe, die Sie erreichen wollen. Bis diese Temperatur erreicht wird, arbeitet die Heizung ohnehin auf Vollpower und regelt sich dann selbstständig. Die Reaktionszeit dabei ist kürzer, als wenn Sie das manuell regeln würden.
Auch wer die Wohnung nur für einige Stunden verlässt, sollte die Heizung nicht vollständig abschalten, sondern nur etwas herunterdrehen. Daran sollten sich insbesondere Bewohnerinnen und Bewohner von schlecht gedämmten Gebäuden oder Altbauwohnungen mit hohen Decken halten.
Die Richtwerte für die Räume: 20 Grad im Durchschnitt. In Schlafräumen und Küchen etwas weniger, im Bad etwas mehr. Die Mindesttemperatur sollte jedoch nicht unter 15 Grad liegen – tiefere Messwerte kosten unnötig Energie, wenn wieder aufgeheizt werden muss, außerdem steigt die Gefahr von Schimmelbildung.
Mit modernen, sogenannten smarten Thermostaten lassen sich pro Haushalt jährlich etwa 15 Prozent Heizkosten einsparen. Zwei Thermostate, Zubehör und die Möglichkeit, alles per App zu steuern kosten einmalig etwa 150 Euro. Rechnet man das mit den zu erwartenden Preissteigerungen gegen, lohnt sich das in vielen Fällen. Eine Nachfrage beim Vermieter oder der Vermieterin schadet nicht.
Auch immer wieder gerne vergessen: die Heizkörper entlüften. Dazu an der Seite das Ventil aufdrehen, etwa austretende Flüssigkeit auffangen, Luft herauslassen – fertig. Der Heizkörper gluckert nicht mehr und wird viel schneller und gleichmäßiger warm. Wer das Gefühl hat, dass seine Anlage nicht richtig eingestellt ist, kann diese von der Verbraucherzentrale überprüfen lassen. Dafür muss man einen Eigenanteil von 30 Euro zahlen, mehr Informationen gibt es hier [verbraucherzentrale-energieberatung.de]. In Berlin allerdings ist die Nachfrage gerade so hoch, dass erst einmal keine neuen Kunden angenommen werden.
Sind sie noch ganz dicht?
Fenster abdichten bringt vor allem in älteren und lange nicht sanierten Gebäuden einen Effekt. Durch die Ritzen kann nicht mehr die teure Wärme entweichen. Selbst ein zusammengerolltes Handtuch oder eine Decke kann im Raum zwischen Altbau-Doppelfenstern einen spürbaren Unterschied machen.
Stoßlüften statt Fenster kippen kann je nach Sanierungszustand und Heizungstyp in einem 150-Quadratmeter-Haus mehrere Hundert Euro im Jahr bringen. Wenn es in den nächsten Wochen wärmer wird, sollten Sie die Fenster länger offenlassen. "Im Frühling ist es ratsam, drei bis vier Mal pro Tag für jeweils 10 bis 15 Minuten zu lüften, statt nur drei Mal fünf Minuten wie im Winter", rät Markus Lau, Technikexperte beim Deutschen Verband Flüssiggas e.V. (DVFG). Der Grund: Warme Frühlingsluft enthält mehr Feuchtigkeit. Dadurch dauert es beim Lüften länger, bis sie zusätzliche Feuchtigkeit zum Beispiel aus Bad oder Küche aufnimmt. Wichtig: Die Heizungsventile sollten während des Lüftens immer geschlossen werden.
Vorhänge, Jalousien und Rollläden abends schließen – denn sie schützen nicht nur vor Einblicken, sondern hindern auch die teure Wärme, ungenutzt zu entfleuchen. Und: nach Möglichkeit keine Möbel und Vorhänge vor die Heizkörper stellen beziehungsweise hängen. Zimmer werden sonst nicht gleichmäßig warm. Ein Sofa zum Beispiel sollte laut Empfehlung der Verbraucherzentrale Brandenburg mindestens 30 Zentimeter Abstand zur Heizung haben [verbraucherzentrale-brandenburg.de]. Die simple Faustregel: Sie sollten jeden Heizkörper in Ihren Räumen sehen können.
Wasserverbrauch halbieren
Gut 14 Prozent des privaten Energieverbrauchs werden für Warmwasser aufgewendet. Der Bedarf für Heizenergie sinkt im Bundesdurchschnitt, weil Gebäude besser gedämmt werden. Der Aufwand für Warmwasseraufbereitung steigt aber.
Mit Sparduschköpfen lässt sich der Wasserverbrauch laut der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online halbieren. Auch ein Durchlaufbegrenzer, ein kleines Bauteil im Schlauch, kurz unterhalb des Duschkopfes sorgt dafür, dass weniger Wasser durchfließt – nur ungefähr die Hälfte. So ein Begrenzer kostet knapp fünf Euro. Minimaler Eingriff, maximale Ersparnis.
Zusätzlich hilft, kaltes statt warmes Wasser beim Händewaschen zu nutzen [co2online.de] und den Hahn beim Einseifen zu schließen - vergisst man aus Bequemlichkeit ja gerne mal. Beim Spülen sind Maschinen dem Spülen per Hand überlegen, gerade moderne Geräte verbrauchen relativ wenig Warmwasser und somit Energie.
Backofen kann schon früher ausgeschaltet werden
LED-Lampen statt Glüh- oder Halogenlampen brauchen 90 Prozent weniger Strom. Dazu abschaltbare Steckerleisten, konsequentes Ausschalten des Lichts beim Verlassen des Raums, Wasser im Wasserkocher statt auf dem Herd zu erhitzen, selbst der passende Deckel auf dem Kochtopf - all das spart Energie. Der Backofen kann bereits einige Minuten vor dem Ende der eigentlichen Backzeit abgeschaltet werden, weil die Wärme noch im Ofen gehalten wird.
Oft vergessen werden auch die meist sinnlosen Stand-by-Funktionen von Geräten wie Fernsehern oder Computern. Was nicht benutzt wird, kann ausgeschaltet bleiben. Ein einziges Gerät kann aufs Jahr gerechnet einen Unterschied von zweistelligen Eurosummen machen.
In Berlin gibt es zum Aufspüren sogenannter "Stromräuber" die Möglichkeit, sich kostenlos Energiekostenmessgeräte auszuleihen, das sind spezielle Schaltsteckdosen. Angeboten werden sie zum Beispiel von der No-Energy-Stiftung für Klimaschutz und Ressourceneffizienz [no-energy.de]. In Brandenburg bieten das unter anderem die Stadtwerke in Brandenburg an der Havel [stwb.de] und der Energieversorger EMB in seinen elf Kundenbüros kostenfrei an [emb-gmbh.de].
Eine Frage der Klasse
Wer sich eine neue Waschmaschine oder einen neuen Kühlschrank leisten kann, spart langfristig eine Menge, wenn er die höchste Energieeffizienzklasse A kauft - viele aber müssen mit den Geräten auskommen, die sie besitzen. Im Handel sind momentan gar keine A- und nur wenige B-Kühlschränke zu finden. Doch laut der Verbraucherzentrale ist bereits die Klasse D effizient. Das seit einem Jahr geltende EU-Energielabel hat den Vorteil, den tatsächlichen Verbrauch des Geräts anzuzeigen - und der ist letztlich entscheidender als ein bloßer Buchstabe. Kühl- und Gefriergeräte verbrauchen etwa ein Fünftel des Stromes in Ihrem Haushalt. Um Energie zu sparen, sollten diese möglichst in ungeheizten Räumen und nicht neben anderen Wärmequellen oder in direkter Sonneneinstrahlung aufgestellt werden. Außerdem: Öfter mal abtauen.
Auch bei der Waschmaschine ist weniger mehr: Ein Waschgang bei meist völlig ausreichenden 40 Grad bringt 50 Prozent Einsparung im Vergleich zu einem 60-Grad-Waschgang. Voll beladen sollte die Maschine ohnehin immer sein.
Laut der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online zahlen 85 Prozent aller Haushalte zu viel Strom. 2021 berechnete die Gesellschaft, es ließen sich in einer Mietwohnung mit elektrischer Warmwasserbereitung im Schnitt rund 320 Euro Stromkosten pro Jahr sparen. In einem Einfamilienhaus 410 Euro. Ob man selber noch Sparpotenzial zuhause hat, kann man mit einem kostenlosen "Stromspiegel"-Check prüfen. Der vergleicht den persönlichen Verbrauch auf der Basis von 290.000 Datensätzen - und gibt im weiteren Schritt Tipps zum Stromsparen [stromspiegel.de].
Sendung: Inforadio, 10.03.2022, 12 Uhr