Warnstreiks auch am BER - Einigung im Tarifstreit der Sicherheitsmitarbeiter an Flughäfen erzielt

Mo 28.03.22 | 18:02 Uhr
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"Warnstreik" steht auf dem Transparent, hinter dem sich Mitarbeiter des Sicherheitspersonal am BER versammelt haben (Bild: dpa/Paul Zinken)
Audio: Inforadio | 28.03.2022 | Anke Arndt | Bild: dpa/Paul Zinken

Zuletzt hatten ganztägige Warnstreiks zu massiven Flugausfällen an deutschen Flughäfen geführt - auch am BER. Nun gab es bei den Tarifverhandlungen einen Durchbruch. Weitere Warnstreiks zu Ostern sind laut Gewerkschaft Verdi abgewendet.

Im Tarifstreit über höhere Löhne für das Sicherheitspersonal an deutschen Flughäfen hat es zwischen der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) nach Gewerkschaftsangaben eine Einigung gegeben.

Es sei ein "umfassendes Tarifergebnis" erzielt worden, teilte Verdi nach der sechsten Tarifverhandlungsrunde am Montag mit. Es gebe für die rund 25.000 Beschäftigten der Passagier-, Personal- und Frachtkontrolle je nach Tarifgruppen unterschiedliche Erhöhungen in drei Stufen binnen 24 Monaten. Der Tarifvertrag hat demnach eine Laufzeit bis zum 31. Dezember 2023. Die Verdi-Tarifkommission habe dem Ergebnis einstimmig zugestimmt.

"Die Arbeitgeber haben endlich ein annehmbares Angebot vorgelegt", sagte Verdi-Verhandlungsführer Wolfgang Pieper. "Mit diesem Tarifabschluss gelingt es, die Lohnbedingungen in der Luftsicherheitsbranche und die Arbeit trotz ungünstiger Arbeitszeiten und zahlreicher betrieblicher Probleme attraktiver zu gestalten."

BDLS: "Kostensteigerungen, die sehr weh tun"

Für alle Tarifgruppen gibt es laut Verdi unterschiedliche Erhöhungen in drei Stufen, die im Jahr 2022 zwischen 4,4 und 7,8 Prozent liegen. Zusätzlich sei vereinbart worden, dass die Angleichung der Löhne im Osten an die im Westen bis zum 1. Januar 2024 abgeschlossen wird, dies bringe den Beschäftigten "deutliche Lohnsteigerungen".

Der Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) bestätigte den Verhandlungserfolg am Montag. "Nach sechs sehr zähen Verhandlungsrunden konnten wir uns heute auf ein Erhöhungspaket von bis zu 28,2 Prozent Lohnerhöhung einigen", teilte Verhandlungsführer Rainer Friebertshäuser am Abend mit. "Das vereinbarte Erhöhungspaket bedeutet für die Arbeitgeber massive Kostensteigerungen, die gerade in der momentanen wirtschaftlichen Situation der Branche eine besondere Belastung darstellen und sehr weh tun."

In dem Tarifkonflikt hatte die Gewerkschaft wiederholt zu Warnstreiks aufgerufen, die den Luftverkehr an vielen Flughäfen erheblich beeinträchtigt hatten. Am Flughafen BER sind wegen des Warnstreiks vor knapp einer Woche mehr als 150 Starts und Landungen ausgefallen. Verbände von Airlines und Flughäfen hatten deshalb die Tarifparteien zu einer Einigung gedrängt. Weitere Warnstreiks rund um Ostern sind nun laut Verdi abgewendet.

Sendung: Inforadio, 28.03.2022, 16:00 Uhr

8 Kommentare

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  1. 8.

    Na das ist doch was. Da bekommen Beschäftigte ohne Ausbildung und ohne Qualifikation mal ordentlich viel Geld. Das freut bestimmt alle geringverdiener.

  2. 7.

    Sehr gut, weiter mit dem Kampf für gerechte Löhne in allen Branchen!

  3. 6.

    Bei 160 Stunden Monatsvertrag sind das 3.300€. Plus Zuschläge wahrscheinlich 3.600 brutto. Aufgrund der Steuerfreiheit der Zuschläge würde ich mal schätzen, dass das in der Steuerklasse 1 etwa 2.400€ netto sind.

  4. 5.

    Warum mit der Angleichung der Ostlöhne nach 33 Jahren warten?

    P.S. Und wenn die Produktivität im Osten höher ist, wird mehr, viel mehr bezahlt? Die Logik wird doch in beide Richtungen gelten?

  5. 4.

    Ja wie erfolgreich ist denn nun dieser Erfolg ganz konkret?
    Bekommen die Angestellten endlich wirklich mehr als nur 1100 € Netto???
    Die genauen Zahlen dazu fehlen leider in diesem Beitrag.

  6. 3.

    Natürlich wirbt Verdi mit dem Erfolg. Ihre Mitglieder haben schließlich den Kopf hingehalten und mit ihren Beiträgen die Streikgelder aufgebracht. Vielleicht überlegen sich die Trittbrettfahrer mal, ob das gerecht ist. Umgekehrt zahlen Beamte ihren Beitrag, obwohl sie nicht streiken dürfen. Sie müssen auf die streikwilligen Kollegen hoffen.Die erreichten Erfolge werden ja meist übernommen.

  7. 2.

    wow! 20,60€/h ab nächstem Jahr für Fluggastkontrolleure!
    Sicherheitsmitarbeiter ohne jegliche Luftsicherheitsausbildung bekommen 17,84€! eigentlich müssten die Sicherheitsdienstleister kein Rekrutierungsproblem haben!

  8. 1.

    Interessant ist , daß Verdi sich den Erfolg allein ans Hemd klebt. Es waren noch andere an den Verhandlungen, dbb-Tarifunion, beteiligt. Mit weniger Widerstand wären wir früher zum gleichen Ergebnis gekommen, reden ist oft besser als streiken!

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