Voraussichtlicher Investor steht fest - Baufirma für BER-Behördenzentrum löst Streit im Landtag aus

Fr 06.05.22 | 07:27 Uhr | Von Oliver Soos
  22
Ein Mann schaut auf ein FLugzeug im BER (Quelle: Zeitz)
Audio: Inforadio | 05.05.2022 | Oliver Soos | Bild: Imago / Stefan Zeitz

Schon länger wird über das geplante Ein- und Ausreisezentrum am BER gestritten. Nun gibt es Ärger, nachdem der Name des voraussichtlichen Investors bekannt wurde - dieser sorgte in der Vergangenheit für Negativ-Schlagzeilen. Von Oliver Soos

Die Verträge für das geplante Ein- und Ausreisezentrum am BER sind noch nicht unterzeichnet - doch man stehe kurz davor, deshalb sollte der Name des privaten Investors eigentlich noch nicht veröffentlicht werden. Doch Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) erwähnte ihn in einem Brief an den Bürgermeister der Gemeinde Schönefeld und so erfuhren auch die Landtagsabgeordneten, wer das Behördenzentrum am Flughafen bauen soll: Es ist die Firma "Harder und Partner" aus Hockenheim in Baden-Württemberg.

Bei der Firma handelt es sich um einen renommierten Hallenbauer, der unter anderem das "Berlin Technik Zentrum" in Selchow (Dahme-Spreewald) am BER und einen Hangar auf dem Flughafen errichtet hat, sowie einen Gewerbe- und Industriepark am Flughafen Halle/Leipzig. Wenn man allerdings den Chef, Jürgen B. Harder, googelt, lassen sich schnell Artikel aus der Boulevard-Presse finden. "Lebensgefährte von Ex-Schwimmstar Franziska van Almsick" ist zu lesen - aber auch, dass Harder vor rund zehn Jahren an einem Schmiergeldskandal um Grundstücke am Frankfurter Flughafen beteiligt und in Untersuchungshaft gewesen sei.

Linke zeigt sich empört

Nun soll er mit Steuergeldern für das Land Brandenburg ein Behördenzentrum bauen, in dem unter anderem Asylverfahren und Abschiebungen stattfinden. Die Vize-Fraktionsvorsitzende der Brandenburger Linken, Andrea Johlige, beschwerte sich am Mittwoch im Innenausschuss des Landtags: "Ich finde, es ist schon ein interessanter Vorgang. So ein Riesenprojekt des Landes - ich gehe mal von einer Investitionssumme von rund 150 Millionen Euro aus - wird mit einem Investor gemacht, der wegen Schmiergeldzahlungen vorbestraft ist und nebenbei in einen nicht ganz kleinen Medizinskandal an der Uni Heidelberg verwickelt war", sagte Johlige.

Die Linken-Abgeordnete spielt auf eine Geschichte an, die im Jahr 2019 für Schlagzeilen sorgte: Es ging um einen Früherkennungstest für Brustkrebs, der als Weltsensation angepriesen wurde, aber nicht das gehalten haben soll, was er versprach.

Stübgen verteidigt Investor als "hinreichend seriös"

Der Staatssekretär im Brandenburger Innenministerium, Markus Grünewald, verteidigte den Investor Harder im Ausschuss. "Zutreffend ist, dass er vor etwas mehr als zehn Jahren zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde. Im Gegensatz zu seinem Mitangeklagten musste er jedoch nicht in Haft gehen", sagte Grünewald und fordert Johlige auf, "Vorverurteilungen" zu unterlassen.

Der Brandenburger Innenminister, Michael Stübgen (CDU), warf der Linken-Abgeordneten vor, "gerne drauf herumzureiten". Für ihn sei der Investor "hinreichend seriös", so Stübgen.

Als Stübgen "hinreichend seriös" sagte, musste Johlige lachen. Auch der Abgeordnete von BVB/Freie Wähler, Matthias Stefke, beteiligte sich an der munteren bis hitzigen Debatte und fragte, warum "ausgerechnet dieser Investor" ausgewählt worden sei. Selbst aus der Regierungskoalition kam Kritik. Die asylpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Marie Schäffer, äußerte sich sarkastisch: "Ich gehöre einer Partei an, die sehr für Resozialisierung ist. Ich frage mich allerdings auch, ob ein Millionenauftrag des Staates dafür der richtige Ort ist. Die wichtigste Frage ist: "Woraus erwächst das Vertrauen in den Investor?", so Schäffer.

"Woraus erwächst das Vertrauen in den Investor?"

Darauf gibt es laut Innenminister Stübgen eine banale Antwort. Der Investor besäße das einzige Grundstück, das für den Bau des Behördenzentrums am Flughafen BER in Frage komme und er wolle es nicht verkaufen, sondern selbst bauen und dann an das Land vermieten. Dazu sollen in Kürze Absichtserklärungen unterzeichnet werden, so Stübgen.

Beitrag von Oliver Soos

22 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 22.

    Es wird Zeit, dass sich das Parlament mit diesen Mauscheleien befasst und einen Untersuchungsausschuss bildet.

    Ich fordere den Rücktritt von Stenibach.
    Ausserdem hat das Parlament seine Immunität aufzuheben und die für Wirtschaftsfragen zuständige StA in BB ein EV einzuleiten wegen Verdacht der Korruption.
    Nach Tesla schon das zweite Ding.

  2. 21.

    Wenn Sie eher für das Thema Tesla interessiert hätten, wüssten Sie, dass ich überrascht gewesen wäre, wenn NABU und Grüne Liga nicht gegen die Genehmigung vorgehen würden. Zu einer sachlichen Diskussion gehört dabei auch, dass man sich eben nicht des Mittels der Verleumdung bedient oder halbgare Verschwörungstheorien verbreitet, sondern Sachargumente liefert. Hier on-topic sollte man z.B. auch hinterfragen, warum es keine Standort-Alternativen für das Behördenzentrum geben solle, dass die Linke aber sicherlich auch dann ablehnen würde.

  3. 20.

    Es ist langweilig „erzieherische“ persönliche Angriffe zu lesen. Das Forum lebt von den unterschiedlichen Ansichten....

  4. 19.

    Wichtig ist, dass das Ein- und Ausreisezentrum am BER jetzt auch wirklich gebaut wird. Wenn jemand vor zehn Jahren zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde, ist das kein Grund, heute deswegen dem inzwischen renommierten Hallenbauer den Vertrag zu entziehen. Das Zentrum ist angesichts der zahlreichen Abschiebepflichtigen im Lande erforderlich.

  5. 18.

    Wenn die Verträge noch nicht unterzeichnet sind, dann kann man das Projekt auch stoppen. Wo sind wir denn, dass ein Investor baut und der Staat sich vorab verpflichtet, dauerhaft zu mieten?? Zumal es bereits einen Abschiebeknast am BER gibt, es gibt überhaupt keinen Bedarf für einen weiteren.

  6. 17.

    Geht es hier um die Diskussion über kriminelle Machenschaften von weiteren Wirtschaftsunternehmen, neben dem Paradebeispiel "Grünheide", und evtl. Verquickungen der Landesregierung, oder geht es um das weitere Schönreden, verbunden mit einer gehörigen Portion an Selbstdarstellung an daran invollvierten Personen, von bisherigen.
    Ich denke mal es reicht wirklich langsam. Es wird Zeit, dass sich das Landesparlament mit diesen Themen, beginnend bei den Geschehnissen im Zusammenhang mit Tesla und jetzt in der Fortsetzung BER beschäftigt.
    Nach dem (bis jetzt) gelungenen Musk-Coup scheint sich eine förmliche Goldgräberstimmung breit zu machen mit der Zielstellung "go brandenburg". Im Interesse der Bevölkerung sollte man nachträgliche Sicherungen einbauen, um weiteren Schaden abzuwenden. Im Raum Grünheide haben die ersten Anwohner bereits Wasserrationinerungsbescheidne erhalten und Neuansiedlungen, sprich Zuzug, ist ausgesetzt. So geht das nicht und auch nicht hier, in diesem Forum.

  7. 16.

    Neumann, es reicht jetzt langsam mit ihnen. Reissen sie sich zusammen und hören sie auf hier fortwährend alle zu attackieren, die ihnen widersprechen. Sie haben keinerlei Benehmen und sind bar jeder Form einer sachlichen Kommunikation, und so geht es schon seit Tagen, seitdem der rbb die rechtlichen Schritte der Umweltliga angekündigt hat.

  8. 15.

    Oh, noch jemand, der es in Bezug auf Tesla nicht so mit dem Rechtsstaat hält und deshalb, wie es in gewissen Kreisen üblich ist, überall Verschwörungen und Lohnschreiber vermutet.

  9. 14.

    Na und? Was hat das denn mit seinem Kommentar zutun? Meines Wissens haben wir kein Einwanderungsgesetz. Ich habe sie schon mal zur Sachlichkeit aufgefordert. Ihre fortwährenden Niederlagen bei Teslathemen müssen sie ertragen ohne unsachlich zu werden.

  10. 13.

    In Deutschland wurde das Asylrecht 1949 im Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland (mit Neuregelung in 1993)und in der Verfassung der DDR festgeschrieben. Es gibt dabei nur wenige Parteien, die die Angst vor Asylbewerbern schüren und versuchen, daraus Kapital zu schlagen. Wer zudem dem Grundschulalter entwachsen ist, weiß auch um das 2012 eröffnete Abschiebegefängnis am Flughafen.

  11. 12.

    Richtig,
    Enteignung und marktüblichen Preis bezahlt.
    Ist ja im Interesse der Allgemeinheit.
    Und schon kann nicht mehr über die Miete Geld verdient werden.

  12. 11.

    Aha, er will nicht verkaufen, also lässt man sich erpressen. Frei nach dem Motto: wenn ihr das bauen wollt, dann nur mit mir. Die richtige Antwort wäre: Enteignung für solch eine Erpressung.!!!

  13. 10.

    Ich fordere den Rücktritt von Steibach.
    Ausserdem hat das Parlament seine Immunität aufzuheben und die für Wirtschaftsfragen zuständige StA in BB ein EV einzuleiten wegen Verdacht der Korruption.
    Nach Tesla schon das zweite Ding.

  14. 9.

    wenn ein vorbestrafter Investor , mit einer Vita wie aus einem TV Mehrteiler über Bau, Betrug und Glamour Flächen am BER besitzt und nun auch noch Steuergelder bekommt. Wo haben die Verantwortlichen Verantwortung gelernt?
    Der BER war von Anfang an ein Sündenfall, politisch und technisch. Leider gibt es in Deutschland keine Haftung für Fehler der Politiker.

  15. 8.

    Hat denn das "Brandenburger Arrogantgehabe" noch nicht genug Erfahrungen mit Leuten die "Provinzpolitiker" sehr leicht "ausnehmen"? Wird sich das nie ändern? Vielleicht mit einer "Rückzahlung" bei Versagen.

  16. 7.

    Versuchen sie sich mal zu erinnern, wann die BER-Planungen begannen, falls sie da schon geboren waren, und wann man beschloss ohne Einwanderungsgesetz die Flüchtlinge der Welt nach Deutschland zu holen.

  17. 6.

    Korrektur zu meinem Satz: Da hat sich jemand ein Grundstück gesichert, da es klar war, Dortmund würde gebaut
    Ich meinte natürlich dort und nicht Dortmund.

  18. 5.

    Das Behördenzentrum einfach woanders bauen lassen, fertig, neu ausschreiben und gut ist. Dann können alle korrupten Leute in politischen, wirtschaftlichen und öffentlichen Ämtern, die das anleiern wollten, sehen wo sie bleiben.

  19. 4.

    Da hat sich jemand ein Grundstück gesichert, da es klar war, Dortmund würde gebaut. Und wer jetzt noch glaubt, das wäre nicht ohne Insiderinfos an den "Investor" geschehen, der irrt gewaltig. Der Filz grüßt.
    Davon abgesehen istes lächerliche anzunehmen, hier ginge alles mit rechten Dingen zu.
    Das Ganze stinkt gewaltig.

  20. 3.

    "Darauf gibt es laut Innenminister Stübgen eine banale Antwort. Der Investor besäße das einzige Grundstück, das für den Bau des Behördenzentrums am Flughafen BER in Frage komme und er wolle es nicht verkaufen, sondern selbst bauen und dann an das Land vermieten."

    Hmmm, irgendwie klingt das nicht so richtig "hinreichend seriös". Seit wann besitzt er denn das Grundstück? Sind da wieder Infos aus der GV durchgesickert? Wäre ja nicht das erste Mal bei uns

Nächster Artikel