Große Nachfrage zum Verkaufsstart - Bahn will wegen Neun-Euro-Ticket mehr Züge einsetzen

Am Wochenende haben allein in Berlin schon mehr als 100.000 Menschen das Neun-Euro-Ticket gekauft. Um die höhere Auslastung auszugleichen, sollen einige Züge häufiger fahren und mehr Personal eingesetzt werden.
Zum Start des Neun-Euro-Tickets im Juni plant die Deutsche Bahn auf manchen Linien mehr Platzkapazitäten und häufigere Verbindungen im Regionalverkehr. Vor allem an den Wochenenden soll aufgestockt werden, da mit einer höheren Auslastung der Züge gerechnet werde, teilte die Deutsche Bahn am Montag mit.
Demnach sollen die Ausflügzüge Richtung Prenzlau und Neustrelitz an den Wochenenden bis Rostock und Stralsund gehen. Zwischen Zossen, Berlin und Bad Belzig soll außerdem ein zweiter Triebwagen im Einsatz sein.
Auch mehr S-Bahnen unterwegs
Die Fahrradmitnahme ist der Deutschen Bahn zufolge nicht garantiert. Es werde sogar empfohlen, wegen der hohen Auslastung kein eigenes Fahrrad mitzunehmen, sondern auf Verleihe vor Ort auszuweichen, hieß es. Zusätzliches Sicherheitspersonal soll für Sicherheit und zügigen Fahrgastwechsel am Bahnsteig sorgen.
Auch die S-Bahn verstärkt laut Mitteilung in den kommenden drei Monaten einige Linien in Berlin. So sollen die S1 und die S7 in den kommenden Wochen abends länger im Zehn-Minuten-Takt fahren. Auf der S2 verdoppelt die S-Bahn den Angaben zufolge sonntags ihre Kapazitäten und setzt acht anstatt vier Wagen ein.
Fahrgastverband erwartet Härtetest zu Pfingsten
Der Fahrgastverband Pro Bahn hatte zuvor daran gezweifelt, dass zusätzliches Zugpersonal und Extra-Züge in Berlin und Brandenburg eingesetzt werden könnten. Der Vorsitzende des Landesverbands Berlin-Brandenburg, Peter Cornelius, sagte am Montag im rbb24 Inforadio, er gehe davon aus, dass die Unternehmen alles tun werden, um genügend Material und Personal am Start zu haben.
Allerdings werde auch das Bahn-Personal ihren Urlaub in den Sommermonaten haben, so Cornelius. Den werde die Bahn ihren Mitarbeitern nicht einfach streichen können. Er sei eher skeptisch, ob Zeitarbeitsfirmen zu einer Lösung beitragen können. Zum Start des Neun-Euro-Tickets erwartet der Fahrgastverband den ersten Härtetest für die Verkehrsunternehmen am Pfingstwochenende.
Bahn: "Historischer Zugriff auf unsere Systeme"
Aus Sicht des Fahrgastverbands wurde die Gruppe der Fernpendler bei den Vergünstigungen vergessen. Als Beispiel nannte Cornelius VW-Beschäftigte, die zwischen Berlin und dem Volkswagen-Werk in Wolfsburg mit dem Intercity oder dem ICE fahren.
Die Deutsche Bahn startete am Montag bundesweit mit dem Verkauf des Neun-Euro-Tickets. Nach eigenen Angaben wurden in den ersten Stunden nach bereits über 200.000 Tickets verkauft. "Wir erleben gerade einen historisch großen Zugriff auf unsere Vertriebssysteme", sagte der Chef der Unternehmenstochter DB Regio, Jörg Sandvoß. Er habe "keinen blassen Schimmer", wie viele Fahrgäste insgesamt das Angebot nutzen werden. Die DB rechnet mit einem großen Ansturm. Am Montagmorgen war die Webseite aufgrund der hohen Nachfrage immer wieder überlastet.
Mit dem Ticket können Fahrgäste im Juni, Juli und August für jeweils neun Euro im Monat den öffentlichen Nah- und Regionalverkehr nutzen. In Berlin und Brandenburg gibt es das Ticket bei der BVG, den regionalen Verkehrsunternehmen und der S-Bahn schon seit dem Wochenende.
Hohe Nachfrage in der Hauptstadt
Bei den Verkaufsstellen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) können Kunden das Ticket bereits seit Freitag kaufen. Der Vekauf sei nach BVG-Angaben wie erwartet hoch gewesen. Bis einschließlich Sonntag hätten bereits 130.000 Menschen das Ticket erstanden - davon rund 60 Prozent über die digitalen Kanäle, wie ein BVG-Sprecher am Montag mitteilte. Die S-Bahn Berlin verkaufte eigenen Angaben zufolge seit Samstag 13.400 Tickets.
Die Potsdamer Verkehrsbetriebe meldeten am Montagnachmittag rund 3.300 verkaufte Tickets. Der Verkauf hat in Frankfurt (Oder) bereits am Samstag an den Automaten begonnen. Laut Stadtverkehrsgesellschaft Frankfurt sei die Nachfrage im Kundencenter vor allem am Montagmorgen groß gewesen. Genaue Zahlen liegen noch nicht vor.
In Cottbus hingegen wurde das Ticket zum Verkaufsstart am Freitag nicht sonderlich stark nachgefragt. Es habe keinen Ansturm auf das Ticket gegeben, sagte ein Sprecher der Gesellschaft Cottbusverkehr. Am Montag sagte Cottbusverkehr-Sprecher Robert Fischer dann allerdings, dass die Nachfrage seit Samstag ansteige und innerhalb des Wochenendes schon die ersten 1.000 Tickets verkauft worden seien. Zusätzliche Fahrzeuge seien nicht geplant, Cottbusverkehr könne das nicht leisten
Anderswo konnten aufgrund technischer Probleme noch gar keine Tickets verkauft werden, so zum Beispiel in der Prignitz. Das Busunternehmen Prignitzbus hat nach rbb-Informationen Softwareprobleme und kann daher derzeit nicht am Ticketverkauf teilnehmen. Man hoffe, dass die Störung bis Freitag behoben sei, hieß es.
Sendung: rbb24 Inforadio, 23.05.2022, 9:28 Uhr