Ernteflächen werden bereits reduziert - Spargel so günstig wie seit Jahren nicht

Di 24.05.22 | 15:02 Uhr
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Ein Bund Spargel liegt während der Ernte auf einem Erdhaufen (Bild: dpa/Udo Herrmann
Bild: dpa/Udo Herrmann

Der Spargel ist in diesem Jahr so günstig wie seit fünf Jahren nicht mehr. Das sagte der Vorsitzende des Beelitzer Spargelvereins Jürgen Jakobs am Dienstag. Jakobs baut als Bauer in Beelitz (Potsdam-Mittelmark) selbst auf vielen Hektar das Gemüse an. Es sei erneut ein schweres Jahr, sagte er rbb|24.

Auch der Verband der Ostdeutschen Spargel- und Beerenobstanbauer bestätigte dem rbb, dass die Preise für das sogenannte "Edelgemüse" aktuell so günstig wie seit fünf Jahren nicht mehr sind. Nicht nur in Brandenburg, sondern in ganz Deutschland.

Zu Beginn der Saison habe der beste Spargel 16,90 Euro pro Kilogramm gekostet, erklärt Jakobs. Mittlerweile sei der Preis auf 11,90 Euro gesunken. Die günstigste Ware koste 3,50 Euro. "Im Supermarkt ist der frische Spargel noch günstiger", so Jakobs. Dennoch lasse der Absatz zu wünschen übrig.

Bauern setzen auf Marketingaktionen

"Alles wird teurer. Die Menschen wissen nicht, wie lange das Geld reicht und halten sich zurück. Das merken auch wir", so der Spargelbauer. Zudem habe es im Supermarkt auch viel Importspargel zu einem sehr günstigen Preis gegeben. Auch deshalb ist die heimische Ware laut Jakobs nicht so gefragt.

"Die Angebote sind auf dem niedrigsten Level, noch billiger kann es nicht werden", erklärte Jakobs. Das sei dann nicht mehr wirtschaftlich. Daher setzen die Bauern auf Marketingaktionen. "Alles wird teurer, der Spargel aber günstiger. Das versuchen wir zu verdeutlichen", konkretisierte der Beelitzer.

Ernteflächen werden bereits reduziert

Dennoch hat Jakobs bereits 15 bis 20 Prozent der Anbauflächen aus der Ernte genommen. "Die Wetterbedingungen sind derzeit optimal - für die Bauern ist es aber sinnvoller, den Spargel auf einzelnen Feldern durchwachsen zu lassen", sagte Jakobs. Dadurch werde verhindert, dass noch mehr Kosten für Ernte und Verarbeitung entstehen.

Zumindest im Spargel-Restaurant von Jakobs ist der Spargel aber sehr gefragt: Nach zwei schwierigen Corona-Jahren mit hohen Ausfällen ist das Lokal in diesem Jahr "so voll wie lange nicht mehr", berichtete Jakobs: "Die Menschen haben was nachzuholen."

Konkurrenz aus dem Ausland als Problem

Eckhard Kuhl teilt das Leid von Jürgen Jakobs. Er baut in Sallgast (Elbe-Elster) auf 60 Hektar Spargel an. Auch er wird seine Ware nicht los. "Die Leute sind verunsichert. Jeder behält das Geld jetzt lieber in der Tasche", sagte er dem rbb. Auch er sieht die Konkurrenz aus dem Ausland als Problem. Sie produziere deutlich günstiger. Kuhl sieht einen Preiskampf, den die deutschen Spargelbauern nicht gewinnen können.

Auch Kuhl erntet in Sallgast nicht mehr alle Spargelfelder ab. Für ihn gehe es um Schadensbegrenzung durch drastische Einsparungen. "Wir haben zurzeit 25 Hektar stillgelegt." Auch Mitarbeiter seien schon entlassen worden. Normal beschäftigt er in der Spargelsaison 100 Menschen, aktuell sind es nur 60.

Die Hälfte der diesjährigen Spargelsaison ist vorüber. Bis zum 24. Juni wird noch gestochen.

Sendung: rbb24, 24.05.2022, 13 Uhr

9 Kommentare

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  1. 9.

    Ich gehöre zu denen, die sparen müssen. Anstatt die im Artikel erwähnten 1 kg Spargel (11,90€) zu kaufen, kaufe ich mir von dem Geld lieber für eine Woche Lebensmittel. Da hab ich dann sieben Tage was zu Essen.

  2. 7.

    Wenn es noch eines Beweises bedurfte, ist er das hier. Die Abscheulichkeit dieses Systems ist haarsträubend. Wenn der Profit ausbleibt, sollen die Kunden zur Kasse gebeten oder Ma gel erzeugt werden.

  3. 6.

    Und bald wirds Spargel an Krokodilstränen geben:
    Durch den Umsatzeinbruch gehen auch ganz viele Arbeitsplätze für osteuropäische Erntehelfer verloren. Das führt zu sozialen Verwerfungen. Da muß der Staat durch Aufkaufprogramme eingreifen um die Verdienste ganzer osteuropäischer Landstriche zu sichern. Sonst wandern die alle zu Putin ab.
    Also, worauf wartet Ihr.
    Der Bauernverband ist doch sonst auch für jedes "Argument" zu haben.

  4. 4.

    Wäre ich Spargelbauer, würde ich sicherlich nicht noch Geld ausgeben, um dann den Spargel zu spenden.
    Sicherlich gut gemeint, aber ...
    Würden Sie dies tun?
    Wäre es nicht einfacher, die Leute zum Selbst-Spargel-Stechen einzuladen wie z.B. beim Erdbeerenernten oder Weihnachtsbaum selbst aus dem Wald holen?
    Würde m.E. einigen auch einmal zeigen, wie beschwerlich Spargelstechen ist und auch evtl. für Kinder/Jugendlichen einen Lerneffekt haben.

  5. 3.

    Die Tafel würde sich freuen. Warum wird der Spargel nicht geerntet und an Bedürftige und die Tafel verschenkt? Anstatt zu jammern einfach mal spontan was gutes tun. Die fetten Jahre sind 2022 nun mal vorbei. Also die Felder leer ernten und unter die Leute bringen, eine bessere PR kann es nicht geben.

  6. 2.

    Der Markt regelt. Wolltet ihr doch alle so. Alles andere wäre Kommunismus.
    Solange die Erntehelfer*innen weiter so ausgebeutet und mies behandelt werden (erinnere nur an die Corona-Zeiten, wo man die Leute wie Tiere eingesperrt hat, statt die etwas kostenintensiveren Auflagen zu erfüllen), sieht mich kein Spargelbauer wieder. Egal wie billig.

  7. 1.

    Doch der Preiskampf ist zu gewinnen: Von den Höfen gibt es ein unschlagbares Preis/Leistungsverhältnis. Wer soll/kann da schon mithalten?

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