Tarifverhandlungen in Potsdam - Verdi ruft zu Warnstreiks in Brandenburger Kitas und Horten auf
Eltern in Brandenburg müssen sich am Montag auf geschlossene Kitas und Horte einstellen. Mit einem Warnstreik will Verdi den Druck in den laufenden Tarifverhandlungen erhöhen. Ob es bei dem einen Mal bleibt, wird sich in den kommenden Tagen entscheiden.
Im Zuge der Tarifauseinandersetzung mit den kommunalen Arbeitgebern für die Sozial- und Erziehungsdienste hat die Gewerkschaft Verdi für Montag zu Warnstreiks in Brandenburger Kitas und Hort-Einrichtungen aufgerufen. Dann werden in Potsdam die bundesweiten Tarifverhandlungen mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) fortgesetzt.
Verdi teilte mit, dass am Montag zahlreiche Kitas im Land komplett geschlossen bleiben dürften, voraussichtlich in Zossen, Königs Wusterhausen, Ludwigsfelde, Panketal oder Blankenfelde-Mahlow. Nach Gewerkschaftsangaben wurden betroffene Eltern bereits informiert.
Demo und Kundgebung in Potsdam
Zu einer Demonstration und einer Kundgebung vor dem Tagungshotel werden am Montagvormittag in Potsdam laut Verdi mehr als tausend Teilnehmer aus Brandenburg sowie weitere hundert aus Sachsen-Anhalt und Thüringen erwartet. Start ist laut Verdi um 8:30 Uhr am Schillerplatz, von dort führt anschließend eine Demo über Zeppelinstraße/Luftschiffhafen zum Kongresshotel, wo die Protestierenden gegen 9:50 Uhr eintreffen sollen. Ab 10 Uhr findet dort eine Kundgebung statt, wo der Verdi-Vorsitzende Frank Werneke und seine Stellvertreterin Christine Behle sprechen wollen.
Tarifverhandlungen bislang ohne Ergebnis
Die Gewerkschaft fordert eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel sowie finanzielle Verbesserungen für die bundesweit rund 330.000 Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst. "Mit dem Streik auch in den Brandenburger Kitas wird vor der so wichtigen dritten Verhandlungsrunde der Druck noch einmal erhöht", teilte Andrea Kühnemann, stellvertretende Verdi-Landesbezirksleiterin am Donnerstag mit.
Bisher verliefen die beiden vorangegangenen Tarifrunden im Februar und im März erfolglos. Bislang liegt nach Angaben von Verdi kein konkretes Angebot der Arbeitgeberseite vor.
Zuletzt rief Verdi Anfang Mai zu einem bundesweiten Warnstreik auf, an dem sich in Brandenburg etwa 1.000 Kita-Beschäftigte beteiligten.
Arbeitgeber zeigen Kompromissbereitschaft
Die Präsidentin der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), Karin Welge, kritisierte die Streiks als unangemessen. "Jeder Streiktag führt zu weniger Betreuung und einem Verlust an Vertrauen in unsere Daseinsvorsorge, aber nicht zu besseren Ergebnissen", sagte Welge der "Stuttgarter Zeitung" und der "Stuttgarter Nachrichten" (Donnerstag).
Mit Blick auf die anstehenden Verhandlungen äußerte die Verhandlungsführerin der Arbeitgeberseite aber Kompromissbereitschaft. "Wir hoffen auf einen sehr konstruktiven Kompromiss, zu dem wir ohne Weiteres bereit sind", erklärte sie. "Es gibt nichts Wichtigeres als Frieden in diesen Tagen - und keinen Grund, einen großen Arbeitskampf vom Zaun zu brechen."
Die VKA war zunächst mit der Position in die Gespräche gestartet, dass die Entgelte der kommunalen Beschäftigten bereits meist über denen bei anderen Trägern im Sozial- und Erziehungsdienst liegen. Zudem wurde vor den Kosten von mindestens einer halben Milliarde Euro von einem Teil der Forderungen gewarnt.
Sendung: rbb24, 16.05.2022, 6:00Uhr