Vergünstigung im ÖPNV - Neun-Euro-Ticket kann in Berlin bereits gekauft werden

Den gesamten ÖPNV nutzen - für neun Euro im Monat: Ab Juni gilt dieser Tarif. Die Berliner S-Bahn und die BVG wollen auf vielen Linien Taktungen erhöhen. Unterdessen hat der Verkaufsstart teilweise bereits am Freitag begonnen.
Das Land Berlin reagiert mit einer Ausweitung des ÖPNV-Angebots auf das stark vergünstigte Fahrscheinangebot ab 1. Juni. Wegen der erwarteten stärkeren Nachfrage werden BVG und Berliner S-Bahn auf einigen Linien mehr Fahrten anbieten, wie am Donnerstag bekannt wurde.
Der Verkauf des Neun-Euro-Tickets hat in Berlin bereits am Freitagmorgen begonnen - noch vor dem endgültigen Bundesratsbeschluss. Ursprünglich wollten BVG und S-Bahn am Samstag mit dem Kauf beginnen. Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) hat seine Pläne ebenfalls geändert: Der ursprünglich für Montag angesetzte Verkaufsstart wurde auf Samstag vorgezogen. Bei der Deutschen Bahn ist das Ticket ab Montag erhältlich.
Der Bundestag hatte am Donnerstagabend den Weg für das Ticket freigemacht, am Freitag stimmte der Bundesrat zu.
Mehr Busse, U- und Straßenbahnen
Die BVG plant im Zuge der Ticket-Einführung insbesondere Ausflugsziele anzusteuern. In den Sommerferien sollen erstmals seit Jahrzehnten wieder Busse zum Strandbad Tegelsee unterwegs sein. Vorgesehen ist ein täglicher 40-Minuten-Takt. Ebenfalls angefahren wird das Strandbad Wannsee. Zwischen Wannsee und Glienicker Brücke fahren die Busse in den Sommerferien häufiger.
Auf der Buslinie 124 zwischen Heiligensee und Alt-Tegel soll der Bus häufiger kommen, ebenso auf dem Mariendorfer Damm und dem Lichtenrader Damm. An Samstagen wird es mehr Zubringerfahrten mit dem Bus zur S-Bahnhof Karlshorst und zur U5 am Tierpark geben.
Für Pendler plant die BVG ebenfalls bessere Verbindungen. Die Straßenbahnlinien 18 in Marzahn-Hellersdorf und die M6 entlang der Landsberger Allee werden häufiger fahren. Bei der M6 ist in den Morgenstunden ist ein 5- statt wie bisher 10-Minuten-Takt vorgesehen.
Das U-Bahn-Angebot wird auf zwei Linien etwas aufgestockt. So werden die U6 und die U9 von Montag bis Freitag vormittags einmal mehr pro Stunde unterwegs sein. Diese zusätzlichen Fahrten werden allerdings nur bis zum Beginn der Sommerferien angeboten.
Dichtere S-Bahn-Taktungen
Die S-Bahn plant wegen der erwarteten zusätzlichen Fahrgäste abends zusätzliche Fahrten auf den Linien S1 (Zehlendorf-Potsdamer Platz), S3 (Friedrichshagen-Ostbahnhof) und S5 (Mahlsdorf-Ostbahnhof). Auf der Linie S7 zwischen Westkreuz und Potsdam-Hauptbahnhof wird der 10-Minuten-Takt von Montag bis Samstag bis circa 22 Uhr verlängert, wie auch auf der Linie S1 zwischen Zehlendorf und Wannsee.
Gemeinsam mit Brandenburg weitet Berlin das Angebot auf der Linie S2 an Sonntagen aus. Die von und nach Bernau fahrenden Züge werden von vier auf acht Wagen verstärkt. Ab 25. Juni wird die aus Süden kommende Linie S26 an den Wochenenden über ihren Endpunkt Potsdamer Platz hinaus nach Gesundbrunnen verlängert.
Berlin wünscht sich in der Ferienzeit auch zusätzliche Zugverbindungen in Richtung Ostsee. Man befinde sich über den Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg derzeit in intensiven Abstimmungen mit den Ländern Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, hieß es von der Verkehrsverwaltung. Details dazu würden in Kürze gemeinsam bekannt gegeben.
Verkaufsstart teilweise schon am Samstag
Bei der BVG soll das Sonderticket über die Apps sowie die BVG-Kundenzentren erhältlich sein, wie es auf einer Informationsseite des Verkehrsunternehmens heißt. Die Berliner S-Bahn wiederum will die Monatskarte eigenen Angaben zufolge zunächst nur persönlich in den S-Bahn-Verkaufsstellen anbieten. An den Fahrkartenautomaten sollte das Ticket ursprünglich erst ab Montag zu kaufen sein, stellenweise war es aber in Berlin schon am Freitag erhältlich.
Für Samstag plant der Verkehrsverbund Berlin Brandenburg (VBB) den Verkaufsstart. Zu kaufen gibt es das Neun-Euro-Ticket an Fahrausweisautomaten, in den Kundenzentren der Verkehrsunternehmen sowie übers Handy. Auch beim Fahrer im Bus soll der Kauf möglich sein, außer in den Bussen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Wenn an Bahnhöfen kein Automat steht, können Fahrgäste das Monatsticket laut VBB auch im Zug erhalten.
Nach Bundestag stimmt auch Bundesrat für das Ticket
Der Bundestag hatte am Donnerstagabend mit den Stimmen der Ampel-Koalition und der Linken das Neun-Euro-Ticket beschlossen. Das Gesetz regelt die Finanzierung des Vorhabens durch den Bund. Einigen Bundesländern war der geplante Zuschuss von 2,5 Milliarden Euro allerdings nicht weit genug gegangen. Es wurde befürchtet, dass die Zustimmung im Bundesrat womöglich ausbleibt. Am Freitag hat der Bundesrat dem Gesetz zum Ticket letztlich jedoch zugestimmt.
Verbraucherexpertin sieht deutliche Entlastung
Der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) sieht in der Einführung des Neun-Euro-Tickets eine deutliche Entlastung für Familien. Die Teamleiterin "Mobilität" beim VZBV, Marion Jungbluth, sagte im rbb24 Inforadio, Familien mit Kindern könnten mit dem Ticket bis zu 200 Euro pro Person sparen. Auch deutschlandweite Urlaubsreisen im ermäßigten Nahverkehr seien dadurch möglich.
Sendung: Abendschau, 19.05.2022, 19:30 Uhr