Überblick bis Ende des Jahres -

Der Berliner Wirtschaftssenator Stephan Schwarz will zeitnah Klarheit über die Windenergie-Potenziale in Berlin. Gegenüber dem rbb sagte Schwarz, seine Verwaltung arbeite an einer entsprechenden Prüfung: "Das wird ein paar Monate in Anspruch nahmen, aber ich denke, dass wir noch dieses Jahr einen guten Überblick gewinnen können."
Schwarz betonte, dass Berlin alle Fragen der Energieerzeugung "neu denken" müsse. Dazu gehörten auch Windräder. Gleichzeitig warnte der parteilose Senator und Unternehmer vor übertriebenen Erwartungen: "Wir dürfen uns nicht allzu viel Hoffnung machen. Windenergie wird nur einen kleinen Anteil an der Energieerzeugung in Berlin leisten können."
Ältere Studie liegt bereits vor
Einer älteren Studie zufolge könnten in Berlin hunderte Hektar Fläche für Windenergie genutzt werden. Im Rahmen der Studie ist schon 2005 das gesamte Stadtgebiet untersucht worden. Seinerzeit hielten die Gutachter Windenergie auf einer Fläche von 414 Hektar für möglich. Ein Areal in Buchholz (Pankow) und die Wartenberger Feldmark in Lichtenberg haben die Sachverständigen klar empfohlen.
Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) hatte in der vergangenen Woche bereits angekündigt, das Windkraft-Potenzial für Berlin noch einmal überprüfen zu lassen. Als mögliche Standorte für Windräder kämen einige wenige Gewerbegebiete, Kraftwerke, Autobahnen, aber auch Waldgebiete in Frage, erklärte sie.
Am Dienstag hat sie erneut bekräftigt, dass auch in Berlin mit Windrädern Strom erzeugt werden muss. Der rbb24 Abendschau sagte Jarasch, die Dächer in der Stadt hätten zwar ein großes Potenzial für den Bau von Solaranlagen. Es müssten aber alle Quellen erneuerbarer Energie genutzt werden. Würden Windräder zum Beispiel in einem Gewerbegebiet gebaut, könnte der Strom dort direkt verbraucht werden. So würde ein klimaneutraler Industriestandort geschaffen. Sie werde sich auch dafür einsetzen, dass kleinere Windkraftanlagen auf Dächern errichtet werden dürfen, so Jarasch weiter. Dies wollten die Bezirke bisher nicht genehmigen.
Die Errichtung von Windrädern müsse aber an eine Reihe von Kriterien geknüpft werden. Sie sollten auf bereits versiegelten und erschlossenen Flächen aufgestellt werden, mit genügend Abstand zur Wohnbebauung. Auch dürften Natur- und Artenschutz nicht dagegen stehen.
BUND: Windräder in Berliner Wäldern unnötig
Aus Sicht des Berliner Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND) müssen für einen Ausbau der Windenergie keine Flächen in den Wäldern der Hauptstadt herhalten. Neue Anlagen hält der BUND für machbar, "ohne dass damit durch Bau und Betrieb erhebliche Eingriffe in Natur und Landschaft oder ein hohes Gefährdungsrisiko für Vögel und Fledermäuse verbunden sind", teilte der Verein am Mittwoch mit. Zuvor hatte der "Tagesspiegel" [Bezahlinhalt] berichtet.
Grundlage für diese Einschätzung ist laut BUND eine Auswertung des Windenergie-Ausbaus in Hamburg und Bremen und der dort angewendeten Ausschlusskriterien bei der Suche nach geeigneten Flächen. Demnach sei der Bau von Windenergieanlagen in Berliner Wäldern "im Grundsatz weiterhin auszuschließen", schreibt die Organisation. Auch bei landwirtschaftlichen Flächen sei das Potenzial gering. Denn anders als in Hamburg und Bremen seien solche nur noch wenig vorhanden.
"Ein das Ausbauziel deutlich übertreffendes Potenzial besteht dagegen in den großen, zusammenhängenden Industrie- und Gewerbegebieten", heißt es weiter. Diese böten in Berlin eine Gesamtfläche von mehr als 6.600 Hektar.
Sendung: rbb24 Inforadio, 15.06.2022, 9 Uhr