Überblick bis Ende des Jahres - Berliner Wirtschaftssenator kündigt Machbarkeitsstudie zu Windrädern an

Mi 15.06.22 | 07:12 Uhr
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Skyline der Großsiedlung Märkisches Viertel im Nordosten Berlins mit Windrädern im Hintergrund. (Quelle: dpa/ J.Heinrich)
Audio: rbb24 Inforadio | 15.06.2022 | Jan Menzel | Bild: dpa/ J.Heinrich

Der Berliner Wirtschaftssenator Stephan Schwarz will zeitnah Klarheit über die Windenergie-Potenziale in Berlin. Gegenüber dem rbb sagte Schwarz, seine Verwaltung arbeite an einer entsprechenden Prüfung: "Das wird ein paar Monate in Anspruch nahmen, aber ich denke, dass wir noch dieses Jahr einen guten Überblick gewinnen können."

Schwarz betonte, dass Berlin alle Fragen der Energieerzeugung "neu denken" müsse. Dazu gehörten auch Windräder. Gleichzeitig warnte der parteilose Senator und Unternehmer vor übertriebenen Erwartungen: "Wir dürfen uns nicht allzu viel Hoffnung machen. Windenergie wird nur einen kleinen Anteil an der Energieerzeugung in Berlin leisten können."

Ältere Studie liegt bereits vor

Einer älteren Studie zufolge könnten in Berlin hunderte Hektar Fläche für Windenergie genutzt werden. Im Rahmen der Studie ist schon 2005 das gesamte Stadtgebiet untersucht worden. Seinerzeit hielten die Gutachter Windenergie auf einer Fläche von 414 Hektar für möglich. Ein Areal in Buchholz (Pankow) und die Wartenberger Feldmark in Lichtenberg haben die Sachverständigen klar empfohlen.

Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) hatte in der vergangenen Woche bereits angekündigt, das Windkraft-Potenzial für Berlin noch einmal überprüfen zu lassen. Als mögliche Standorte für Windräder kämen einige wenige Gewerbegebiete, Kraftwerke, Autobahnen, aber auch Waldgebiete in Frage, erklärte sie.

Am Dienstag hat sie erneut bekräftigt, dass auch in Berlin mit Windrädern Strom erzeugt werden muss. Der rbb24 Abendschau sagte Jarasch, die Dächer in der Stadt hätten zwar ein großes Potenzial für den Bau von Solaranlagen. Es müssten aber alle Quellen erneuerbarer Energie genutzt werden. Würden Windräder zum Beispiel in einem Gewerbegebiet gebaut, könnte der Strom dort direkt verbraucht werden. So würde ein klimaneutraler Industriestandort geschaffen. Sie werde sich auch dafür einsetzen, dass kleinere Windkraftanlagen auf Dächern errichtet werden dürfen, so Jarasch weiter. Dies wollten die Bezirke bisher nicht genehmigen.

Die Errichtung von Windrädern müsse aber an eine Reihe von Kriterien geknüpft werden. Sie sollten auf bereits versiegelten und erschlossenen Flächen aufgestellt werden, mit genügend Abstand zur Wohnbebauung. Auch dürften Natur- und Artenschutz nicht dagegen stehen.

BUND: Windräder in Berliner Wäldern unnötig

Aus Sicht des Berliner Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND) müssen für einen Ausbau der Windenergie keine Flächen in den Wäldern der Hauptstadt herhalten. Neue Anlagen hält der BUND für machbar, "ohne dass damit durch Bau und Betrieb erhebliche Eingriffe in Natur und Landschaft oder ein hohes Gefährdungsrisiko für Vögel und Fledermäuse verbunden sind", teilte der Verein am Mittwoch mit. Zuvor hatte der "Tagesspiegel" [Bezahlinhalt] berichtet.

Grundlage für diese Einschätzung ist laut BUND eine Auswertung des Windenergie-Ausbaus in Hamburg und Bremen und der dort angewendeten Ausschlusskriterien bei der Suche nach geeigneten Flächen. Demnach sei der Bau von Windenergieanlagen in Berliner Wäldern "im Grundsatz weiterhin auszuschließen", schreibt die Organisation. Auch bei landwirtschaftlichen Flächen sei das Potenzial gering. Denn anders als in Hamburg und Bremen seien solche nur noch wenig vorhanden.

"Ein das Ausbauziel deutlich übertreffendes Potenzial besteht dagegen in den großen, zusammenhängenden Industrie- und Gewerbegebieten", heißt es weiter. Diese böten in Berlin eine Gesamtfläche von mehr als 6.600 Hektar.

Sendung: rbb24 Inforadio, 15.06.2022, 9 Uhr

9 Kommentare

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  1. 9.

    Der Ernst-Reuter-Platz und der Strausberger Platz wären sicherlich auch treffliche Standorte.
    Auch dort gibt es in der Mitte dieser Autoverkehrskreisel, wie sie besser benannt wären, noch reichlich Platz, um dort energ(et)isch etwas in die Höhe zu bringen.

    ;-

  2. 8.

    Wie viel Windräder kann man wohl in der am dichtesten bebauten Fläche von Berlin aufstellen?
    4,5,6 oder doch ganze 7?
    Würde man die Brandenburger Mindestabstände zugrunde legen, wahrscheinlich gar keins.
    Und wie viel brauchen wir noch für die Energiewende?
    Hunderte!
    Was also soll diese ganze Pseudodiskussion?

  3. 7.

    Nun, als Sinnbild der gemachten Politik, die sich vor sich her treiben, sich nach dem Wind dreht, auch im Kreis, wäre es ein guter Virschlag, ein Windrad vor dem Reichstag und, oder vor dem Roten Rathaus zu bauen.

  4. 6.

    "Die Stadt installiert auf ihren kommunalen Dächern keine Photovoltaikanlagen"

    Zur Beruhigung Ihrer Nerven: ist ab nächstes Jahr Pflicht.

  5. 5.

    Die hässlichen Dinger verschandeln die Landschaft ohnehin genug, und noch in der Stadt.

  6. 4.

    Vor dem Bundestag/Reichstagsgebäude wäre auch Platz. Mir geht diese Diskussion ebenfalls auf die Nerven. Die Stadt installiert auf ihren kommunalen Dächern keine Photovoltaikanlagen, es gibt keine Dach-bzw. Fassadenbegrünungen, Trinkwasser wird für die Klospülung verballert, aber die Windräder sollen es jetzt (natürlich am Rande der Stadt) bringen und in Zeiten der Energieverknappung aufgrund von Kriegen, sind Schutzgebiete nicht mehr auszunehmen. Das ist schon sehr anstrengend….

  7. 3.

    Mir schwant: Gegen die direkte und auch nachvollziehbare Lösung, Nachbarbetriebe mit Windkraft zu versorgen, steht der allumfassende Konkurrenzgedanke, dass Eingespeistes von überall her und nach überall hin kommen muss. Aufschlussreich, dass Wirtschaftsbetriebe da zuweilen anschaulicher denken als die staatliche Ebene, die dem Gedanken allumfassenden Konkurrenzgebarens erlegen ist, um wiederum nicht einschlägig angegriffen zu werden.

  8. 2.

    Schon wieder eine Studie! Irgendwie kommt mir das phantasielos vor. Wie wäre es zB in den vielen Gartenkolonien oder auf den Seen, prima Forschungsobjekte!

  9. 1.

    Diese Diskussion nervt nur noch. Stellt diese Dinger vor dem Abgeordnetnhaus auf.

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