Öl-Embargo gegen Russland - Bundesregierung garantiert Produktion in PCK Schwedt auch in den nächsten Jahren

Fr 17.06.22 | 17:29 Uhr
  47
Der Haupteingang der PCK Raffinerie in Schwedt mit dem Werk dahinter. (Quelle: dpa/Annette Riedl)
Bild: dpa/Annette Riedl

Die Bundesregierung hat der PCK-Raffinerie in Schwedt eine weitere Produktion zugesichert. Staatssekretär Kellner konkretisierte in einem Gespräch mit dem Betriebsrat außerdem, wie die Raffinerie in Zukunft mit Öl versorgt werden soll.

Die Bundesregierung gibt der PCK-Raffinerie im brandenburgischen Schwedt (Uckermark) eine Produktionsgarantie für die nächsten Jahre.

"Hier wird auch ab 1. Januar 2023 weiter Rohöl verarbeitet", sagte der zuständige Parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Michael Kellner, am Freitag nach einem Gespräch mit dem Betriebsrat. Er nannte konkret die Jahre 2023 und 2024. "Das ist unser klares Ziel und eine klare Garantie." Mittelfristig werde der Umbau zu einer "grünen Raffinerie" angestrebt, sagte der Grünen-Politiker.

60 bis 70 Prozent des Öls sollen aus Rostock kommen

Die Raffinerie produziert derzeit mit russischem Öl aus der "Druschba"- Pipeline. Im Rahmen des Öl-Embargos der Europäischen Union gegen Russland will die Bundesregierung jedoch darauf verzichten und sucht Alternativen für die Produktion in Schwedt. Im Gespräch sind zwei neue Lieferwege, das Öl käme dabei jeweils per Tanker: über den Hafen Rostock und eine bereits existierende Pipeline nach Schwedt sowie über den Hafen im polnischen Danzig, ebenfalls über existierende Leitungen.

Kellner nannte zu beiden Wegen neue Details: So soll die Pipeline von Rostock nach Schwedt "ertüchtigt" werden, um die Kapazität zu erhöhen. So käme man von einem Liefervolumen von 60 Prozent des Bedarfs in Schwedt "in Richtung 70 Prozent", sagte der Grünen-Politiker. Diese Ertüchtigung wäre allerdings nach seinen Worten nicht bis zum Jahresende möglich, sondern würde länger dauern. Darüber hinaus sei er mit Polen in konstruktiven Gesprächen zum Lieferweg über Danzig, sagte Kellner. So könnten zusätzliche Mengen kommen.

Als Hürde gilt, dass die PCK-Raffinerie derzeit vom russischen Staatskonzern Rosneft betrieben wird. Die Bundesregierung hat gesetzliche Voraussetzungen geschaffen, um die Anlage im Notfall einem Treuhänder zu übertragen oder zu verstaatlichen. Wie weit die Lösungssuche ist, wollte Kellner nicht sagen. Er sagte auch nicht, mit welcher Kapazität die Raffinerie in den nächsten Jahren produzieren könnte.

"Stimmung in Region und Belegschaft sind dramatisch"

Zur Frage, ob alle 1.200 Mitarbeiter bleiben können, sagte Kellner: "Ich habe ein hohes Zutrauen in diesen Standort, das hat ein hohes Potenzial, und ich möchte, dass die Leute bleiben und hier weiter arbeiten." Die PCK-Betriebsratsvorsitzende Simona Schadow ergänzte jedoch nach einem Gespräch der Arbeitnehmervertretern mit Kellner: "Es ist die Zusage da, dass die Beschäftigungsgarantie für unsere Mitarbeiter gegeben wird." Die vom Betriebsrat geforderten schriftlichen Garantien lägen allerdings noch nicht auf dem Tisch.

In Schwedt sorgen sich immer noch viele, dass gut bezahlte Jobs in der Raffinerie und deren Umfeld - insgesamt sind das etwa 3.000 - wegfallen könnten. "Die Stimmung in der Belegschaft und in der Region ist schon dramatisch", sagte der Bezirkssekretär der Gewerkschaft IGBCE, Anis Ben-Rhouma. In einem Positionspapier der Gewerkschaft und des Betriebsrats klingen weiter Zweifel an den Alternativen zum russischen Öl an: "Aktuell fehlt uns die Fantasie, wie ohne die Rohölzufuhr über die Druschba-Pipeline unsere Raffinerie weiterhin wirtschaftlich gut betrieben werden kann."

Gefordert wird in dem Papier ein "Ausgleich wirtschaftlicher Defizite für Arbeitnehmer und Arbeitgeber" und die finanziellen Mittel für einen "Transformationsprozess" hin zu einer grünen Raffinerie - also einer Anlage, die zum Beispiel Wasserstoff statt Rohölprodukte herstellt.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 17.06.22, 19:30 Uhr

47 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 47.

    "Ich glaube wir müssen kleiner als Supertanker denken"
    Ich stelle die Frage in den Raum, welchen Tiefgang würde ein in Rotterdam teil gelöschter Tanker haben und würde der in Wilhemshaven einer weiteren Teillöschung unterzogen, würde das für die 16,5 bzw. 13 mtr in Rostock auf die Transportmenge passen?
    Die Kosten/Nutzen-Rechnung für alle Teilmengen, Teilstrecken, Teilzeiten hätte ich gerne...

  2. 46.

    Die können in Rostock anlegen. Die NVA-Pontons können dann auf der Oder Benzin und Diesel in Schwedt von kleinen Binnentankschiffen entladen. Da hatte ein Brandenburger eine gute Idee gehabt.

  3. 45.

    Nö. Wir hatten ja auch kein Öl. Beides hatte Russland. Außerdem sprechen wir von 70er, da gab es gerade mal den Käfer und noch keinen Tiguan. Bemerken sie ihren Fehler? Wenn nicht ist auch egal.

  4. 44.

    Ich glaube wir müssen kleiner als Supertanker denken. Er hat schon Recht, daß man nicht nur das Problem sehen sollte, sondern eher der Herausforderung an den Ingenieur. Rußland exportiert Öl mit Tankern über die Ostsee - das wäre wahrscheinlich so die Schiffsklasse, welche sinnvoll wäre.

  5. 43.

    Der aufmerksame Leser wird feststellen, dass 2035 gar nicht mehr so lange hin ist. Es ist recht unwahrscheinlich, dass 2030 die Mehrheit der verkauften Autos noch Verbrenner sind.

  6. 42.

    Bevor Sie solche Provisorien vorschlagen würde ich ersteinmal die Wetterbedingungen und die Bedingungen auf der Ostssee mir anschauen. Wie stark müßte diese Provisorium sein um die starken und kurzen Wellen der Ostsee bei Sturm auszuhalten? Wie wollen Sie eine Haverie an einer gegen Sturm ungeschützten Entladeplattform zu vermeiden? Das ist mal wieder typisch, man schreibt etwas nieder, was im Kriegsfall Sinn gemacht hätte oder in der ehemaligen Wirtschaft der DDR. Mit Provisorien kommen Sie nicht weit, die brauchen ebenfalls eine Genehmigung und was meinen Sie wer Sturm dagegen laufen wird? Richtig die Tourismusindustrie im MV und das zurecht. Und dann noch wie lange wollen Sie diese Provisorien betreiben?

  7. 41.

    Die CO2-Grenzewerte wurden von der EU beschlossen. Grund ist der Klimawandel. Die Autokonzerne haben auf die Bundesregierung eingewirkt, die wachsweich zu gestalten.

  8. 40.

    Putin freut sich über jeden Unterstützer.. Dem E-Auto gehört aber die Zukunft.

  9. 39.

    Andere haben hier darauf hingewiesen, dass die Ostsee selber das Nadelöhr für die Supertanker ist. Ihre NVA hatte die bestimmt nicht zur Verfügung gehabt.

  10. 38.

    Warum diese Aufregung und Abschweifungen von Kommentatoren zu diesem Thema. Wer umgewandeltes russisches Öl, sprich Benzin, kaufen möchte, sollte dies einfach tun können. Die Politik kann doch wohl nicht einfach den Bürger ein Verhaltensdiktat auferlegen. Die Kumpels in Schwedt wollen beschäftigt sein.

  11. 37.

    Ich glaube nicht, dass die Teile die ich meine noch existieren. Zur Not werden sie nachgebaut. Aber schauen sie sich mal um. Die waren ca. 19x5x1,5m und hatten 4 innenliegende Rohre, die man untereinander auf max 500m verbinden könnte, mit entsprechender Verankerung. Die Fahrbahn war mit Epoxidharz und Feinsplitt abgestumpft.
    Ich sehe keinerlei Probleme solche behelfsmäßigen Terminals der Ostseeküste vorzulegen.
    Wenn die Verbindung zum Ufer hergestellt ist werden die weiteren Wege sich ergeben
    Nicht immer alles schlecht reden und Probleme sehen, die gar nicht existieren. Das ist Wessigehabe und nicht typisch für uns. Probleme sind dazu da, dass man sie löst.und wir haben schon ganz andere Dinge gelöst.

  12. 36.

    Hr Neumann dieser Beitrag wurde von MDR ausgestrahlt und dort wurde geschildert wie sich die Automobilindustrie auf Druck der Regierung oder sagen wir es in Absprache mit dieser,die Kunden zu einem E-Auto bewegen soll. Bitte wenden Sie sich an den MDR das dieser keine Verschwörungstheorien mehr verbreiten soll . Und noch ein mal wenn durch Gesetze ein Verbot von Verbrennerautos beschlossen wird, dann bleibt den Autobauern gar nichts mehr anders übrig, ist das so schwer zu verstehen. Wenn solche Gesetze nicht verabschiedet werden würde die Automobilindustrie nicht in diesem Tempo auf E-Autos setzen sondern würden den Übergang moderater vollziehen. Es gibt ein Sprichwort den letzten beißen die Hunde ,keiner will der letzte sein und ein gutes hat die Sache mit den E-Autos lässt sich neben bei noch gut Geld verdienen. Warten wir mal ab bis der Staat seine Förderung für E-Autos einstellt was ja schon im Gespräch war, wie viele Menschen sich dann noch ein E-Auto kaufen oder leisten können.

  13. 35.

    Haben Sie sich z.B. schon mal über die Lieferzeit eines Opel Corsa (sechs Monate) im Vergleich zu einem e-Corsa (> ein Jahr), eines id.4 (ein Jahr) im Vergleich zu einem Tiguan (ca. 3 Monate), eines i4 ( 1 1/2 Jahre) im Vergleich zu einem Dreier (knappes Jahr) oder einer EQS (9-11 Monate) im Vergleich zu einer S-Klasse (3-7 Monate) informiert? Falls nein, im Neuland wird man schnell fündig.

    Der CO2-Aufschlag auch für Kraftstoffe, der derzeit zu zahlen ist, wurde übrigens noch unter Merkel beschlossen und bisher auch nicht verändert.

    Sie wollen nicht verstehen, dass die meisten Konzerne schon vor dem Verbot keine Verbrenner mehr verkaufen wollen. Selbst Auto-Blöd berichte darüber.


    Die nächsten Verschwörungstheorien bitte.

  14. 34.

    Zwar soll in Rostock der Seekanal vertieft werden, aber die begrenzenden Faktoren sind die Kadettrinne und der Nord-Ostseekanal. Weitere Engpässe der Große und Kleine Belt. Das gilt übrigens auch für Tanker aus Russland die von den Verladestellen in der Ostsee in Richtung Atlantik wollen. Über kurz oder lang sollte geprüft werden, ob eine Pipeline vom Tiefwasserhafen im Jadebusen nicht billiger wäre. Das gleiche gilt für eine Gaspipeline, die an die LNG- Terminals anschließt!

  15. 33.

    "Der größte Ölhafen der DDR war in Rostock. Dessen Reste "
    Warum informieren Sie sich nicht einfach, bevor Sie hier sowas falsches loswerden?
    Der Ölhafen ist kein Rest, sondern ein aktiver und gut ausgebauter.
    https://euroports.de/terminals/grosstanklager-oelhafen-rostock-gmbh/

  16. 32.

    Wenn Sie sich nicht gerade spätestens alle drei Jahre einen Neuwagen leisten, könnte es allerdings bei übernächsten schon schwierig werden, einen Verbrenner zu finden. Die Modellvielfalt bei Verbrenner-Kleinst- und Kleinwagen ist bereits jetzt deutlich geschrumpft. In sechs Jahren werden auch schon so manche Modelle aus der Kompaktklasse Geschichte sein.

  17. 31.

    Das wäre eine Möglichkeit, sollte es noch funktionieren. Beibt dann noch die Frage nach dem Tiefgang und ob die großen "Pötte" in die Fahrrinne nach Rostock passen - ansonsten ist die Reede ganz weit draußen und wäre damit mehr wetteranfällig (auch auf der Ostsee als Binnenmeer gibt es richtig raues Wetter, vorallem im Herbst/Winter). Was fährt denn eigentlich momentan auf der Ostsee an Öl- und LPG-Tankern rum und wo legt es an?

  18. 30.

    Dass in Rotterdam das Rohlöl von Supertankern auf kleinere, ostseetaugliche Schiffe umgeladen werden muss, ist seit der "technischen Störung" etwa zur Zeit des Georgien-Konfliktes bekannt. Die Tanklager rund um Schwedt und Rostock können dabei leicht auch eine mehrwöchige Lieferstörung überbrücken.

  19. 29.

    Die Signale aus der Auto-Industrie sind ziemlich eindeutig. Selbst wenn man sich nur beim RBB informiert, weiß man z.B. um die Zukunftsaussichten für das Motoren-Werk Marienfelde.

    Bosch erhofft sich zwar durch die Euro-7 nochmals letzte Impulse im Verbrennergeschäft, wächst aber im Bereich der E-Mobilität rasant. Ihre Bedenken zeigen dabei zu Recht auf, dass wir - das schließt ausdrücklich und insbesondere auch RRG mit ein - beim Ausbau der Erneuerbaren und der Ladeinfrastruktur, aber auch beim Ausbau des ÖPNV etc. mehr Anstrengungen unternehmen müssen. Wer früher Dieseleinspritzpumpen konstruiert und gebaut hat, sollte sich besser in andere Themen wie z.B. Wärmepumpen einarbeiten. Wer heute noch fossiles Rohöl raffiniert, muss sich Gedanken machen, ob der Geschäftsbereich wirklich noch eine Zukunft hat, um nicht selber als Fossil zu enden. Shell hat das bekanntlich getan.

    Übrigens halten die Bauteile in einem Kohlekraftwerk auch nicht ewig, trotz aufwändiger Wartung.

  20. 28.

    "Welche Größe Tanker können in Rostock anlegen?" Ist ihre Suchmaschine defekt?
    https://www.rostock-port.de/schiffsverkehr/hauptgutarten

    und ein Bericht beim Partnersender NDR: https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Abkehr-vom-russischen-Oel-Mehr-Umschlag-in-Rostock,oelhafen106.html

Nächster Artikel