In Brandenburg 90 Prozent veräußert - Die Deutsche Bahn hat einen Großteil ihrer Bahnhofsgebäude verkauft

Do 02.06.22 | 15:42 Uhr
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Das historische Bahnhofsgebäude von Königs Wusterhausen (Bild: imago images/F. Anthea Schaap)
Bild: imago images/F. Anthea Schaap

Seit der Jahrtausendwende hat die Deutsche Bahn zahlreiche Bahnhofsgebäude verkauft. Nur noch jedes fünfte Gebäude gehört der Bahn. In Brandenburg wurden besonders viele Bahnhöfe abgestoßen.

Nur jedes fünfte Bahnhofsgebäude in Deutschland gehört noch der Deutschen Bahn.

Seit 1999 seien 81 Prozent aller Gebäude verkauft worden, die meisten davon in Ostdeutschland, sagte der Geschäftsführer des Verkehrsverbandes Allianz pro Schiene, Dirk Flege, am Donnerstag in Berlin.

2.824 von 3.507 Bahnhofsgebäuden gehören demnach nicht mehr dem Staatskonzern. In Brandenburg wurden 247 von 275 Bahnhofsgebäuden bis Ende 2021 verkauft, das sind rund 90 Prozent. In Berlin wurden dagegen den Angaben zufolge 12 von 96 Bahnhöfen veräußert (12 Prozent).

"Webfehler der Bahnreform"

Während die Entwicklung der Fahrgastzahlen seit Jahren steige und mit dem Neun-Euro-Ticket neue Rekordhöhen erreiche, müssten sich die Reisenden immer weniger Bahnhofsgebäude teilen, kritisiert der Verein, der sich für einen Ausbau Schienenverkehrs im Güter- und Personenverkehr einsetzt.

Den Grund für die Verkäufe sieht Flege in einem "Webfehler der Bahnreform". Seit der Reform im Jahr 1994 finanziere der Bund nur noch den Bau und die Erneuerung von Bahnsteigen, fühle sich aber nicht mehr für den Erhalt der Bahnhofsgebäude zuständig. Stattdessen verlange der Bund, die Gebäude durch Mieteinnahmen zu finanzieren. Attraktive Bahnhöfe würden aber "flächendeckend für die Verkehrswende gebraucht" - vor allem im ländlichen Raum, so Flege.

Nach eigenen Angaben ist es die Zielstellung "der unternehmerisch ausgerichteten Deutschen Bahn AG", sich von Immobilien zu trennen, "die nicht mehr für das Kerngeschäft im Eigentum gehalten werden müssen". Neben Bahnhofsgebäuden veräußert die Bahn auch Büro- und Verwaltungsgebäude sowie Grundstücksflächen.

Sendung: Brandenburg aktuell, 02.06.2022, 19:30 Uhr

9 Kommentare

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  1. 9.

    Was hat denn das Ganze "mit der Regierung" zu tun? Soweit ich weiß, ist die Bahn ein Konzern mit Vorstand und nicht mit einer Regierung.

  2. 8.

    In Ketzin/Havel ist das Bahnhofsgebäude privatisiert, aber Top Saniert. Dafür wiederum, ist die Bahnstrecke nach Wustermark/Berlin stillgelegt und die Reaktivierung, lässt auf sich warten. Also so rum, geht es bei der Bahn auch.

  3. 7.

    Schade, aber die Regierung braucht wohl halt Geld - "senk ju vor träwelling wiss Deutsche Bahn" : (

  4. 6.

    An der Stelle kommt ja dann die Daseinsvorsorge des Staates und Spiel. Wo es sich wirtschaftlich nicht lohnt, muss der Staat notwendige Infrastruktur vorhalten. Bahnhofsgebäude sollte man dazuzählen.

  5. 5.

    Ja, Kundendienst muss aber auch durch den Kunden bezahlt werden. Aus eigener Erfahrung, den meisten Kunden ist ein günstiges Ticket lieber, als ein teuer zu erhaltenes Bahnhofsgebäude.

  6. 4.

    Falls sie nicht schon eingefallen, vergammelt oder nur noch spekulative Grundstücke sind. Ganz abgesehen davon was der Käufer dann draus macht.
    # Kundendienst gehört halt nicht zum Kerngeschäft der Deutschen Bahn #

  7. 3.

    Wenn der Bahn nur noch 38 Bahnhöfe in Brandenburg gehören, dann wurden nicht nur stillgelegte verkauft. Ich bin kein Bahnfahrer, aber da dürfte Hangelsberg kein Einzelfall sein. Da ist das Verhalten des Bundes schon etwas seltsam.

  8. 2.

    Wurde das Bahnnetz nicht über Jahrzehnte ausgedünnt und Bahnhöf stillgelegt? Dann ist es eigentlich kein Wunder, dass die Bahn sich von all den Bahnhöfen getrennt hat. Ich würde auch nicht tausende Bahnhofsgebäude instand halten wollen, die nicht mehr angefahren werden. Tja, und jetzt kommt die Klimabedingte Verkehrswende. Und jetzt ha'm wa den Salat.

  9. 1.

    Satt der Bahngebäude haben sie und frei stehende Wartehäuschen gebaut, wo man insbesondere im Winter der Witterung voll ausgesetzt ist. Hier drängen sich in den Hauptverkehrszeiten die Fahrgästen und bekommen schon mal ein Vorgefühl auf die überfüllten Züge. Das Bahnhofsgebäude in Hangelsberg steht seit 10 Jahren leer. Der Verein, welcher es gekauft hat, wird von alleine nichtdie Gelder zur Sanierung aufbringen.

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