Berlins erster Lebensmittelladen ohne Verpackungen - "Original Unverpackt" nach Insolvenz auf Suche nach Investoren

Die Linsen und Nudeln direkt im Supermarkt ins mitgebrachte Glas füllen - Müll vermeiden ist die Grundidee des Ladens Original Unverpackt. Doch nun ist der Händler in finanzielle Schwierigkeiten geraten.
Der Berliner Alternativ-Händler "Original Unverpackt" hat Insolvenz angemeldet und sucht derzeit nach einem Käufer oder neuen Investoren. Das hat Geschäftsführerin Milena Glimbowski rbb|24 bestätigt. Schon in der Corona-Pandemie sei es zu deutlichen Umsatzeinbußen gekommen. Seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine und die steigende Inflation habe sich die Lage derart zugespitzt, dass sie sich nun entschlossen habe, rechtzeitig Insolvenz anzumelden, so Glimbowski.
"Original Unverpackt" wurde 2014 von Glimbowski in Berlin gegründet. Das Geschäftsmodell galt damals in mehrfacher Hinsicht als innovativ: "Original unverpackt" wollte als einer der ersten in Deutschland im Verkauf gänzlich auf Verpackungsmüll verzichten - Kund:innen stattdessen ihre eigenen Behältnisse mitbringen oder Pfandgläser mieten, um Produkte wie Nudeln, Müsli oder Getreide abzufüllen.
Ihr sei es damals nicht so sehr darum gegangen, finanziell erfolgreich zu sein, sondern eine Idee von einem alternativen Konsum voranzutreiben, sagt Glimbowski im Gespräch mit rbb|24. Die Idee kam 2014 so erfolgreich an, dass Hunderte Menschen mehr als 100.000 Euro in einer Crowdfunding-Kampagne sammelten, um Glimbowski den Start mit "Original Unverpackt" zu ermöglichen. Mit Online-Kursen habe sie zudem andere Gründer:innen dazu bewegen können, ihr Geschäftsmodell aufzugreifen.
"Ich muss einsehen, dass mich die Krisen überfordern"
Betriebswirtschaftliche Expertise, gibt Glimbowski im Gespräch mit rbb|24 zu, hatte sie damals nicht. Nur eine Vision. 2018 wurde sie dennoch als Unternehmerin des Jahres ausgezeichnet. In den vergangenen zwei Jahren sei es nach der Corona-Pandemie und dem Krieg aber zu schwierig für sie geworden. "In Zeiten von steigender Inflation muss ich einsehen, dass eine Idee alleine nicht mehr reicht, und die aktuelle Krise mich schlichtweg überfordert", bedauert Glimbowski die aktuelle Lage im Gespräch mit rbb|24. Gemeinsam mit einem Insolvenzverwalter hoffe sie nun auf einen Neustart für ihren Laden und die 13 Mitarbeitenden. Optimistisch sei sie aber. Allein am vergangenen Wochenende hätten sich drei Interessenten bei ihr gemeldet.
Sendung: rbb24, 27.06.2022, 16 Uhr