Corona-Pandemie und die Gastro-Branche - Die Kellner kehren nur langsam zurück
Ob in der Küche, am Tresen oder am Tisch: Die Gastronomie in Berlin sucht weiter nach Arbeitskräften. Die Branche hat sich erholt – und ist vom Niveau vor Corona und der Krise dennoch weit entfernt. Von Marcus Latton
Am Schiffbauerdamm sitzen die Gäste unter Pavillons, nippen an Bieren und Weinschorlen und winken den vorbeifahrenden Booten zu. Die Ständige Vertretung hat eine strategisch günstige Lage für eine Kneipe. An diesem Hotspot für Berlin-Besucher herrscht viel Laufbetrieb.
Für Jörn Brinkmann, Inhaber der Ständigen Vertretung, ist nach mehr als zwei Jahren Corona wieder etwas Normalität zurückgekehrt. "Wir haben die Zeit insgesamt gut gemeistert", sagt er. Kurzarbeitergeld und Corona-Soforthilfen hätten das Überleben seines Lokals gesichert. "Ich hätte die Entscheidungen, die die Politik getroffen hat, nicht treffen wollen", sagt er. Jedoch nicht alle seiner Kollegen in der Berliner Gastro-Branche würden das so sehen.
Sorge vor weiteren Maßnahmen
Wirte und Kneipiers, Hoteliers und Restaurantbetreiber:innen müssen sich bereits jetzt auf den Herbst vorbereiten: In der Bundespolitik wird offen über eine Rückkehr der Maskenpflicht und andere Pandemie-Bekämpfungsmaßnahmen diskutiert. Mit den Gesichtsmasken für Gäste und Mitarbeiter könnte sich Jörn Brinkmann arrangieren, sagt er.
Doch bei schwerer durchzusetzenden Regeln wie Impfpass-Kontrollen oder Abstandsgeboten hätte er Bauchschmerzen. Wenn dann noch die Gäste ausbleiben würden, könnte sein Laden nur mit weiteren Hilfen vom Bund überleben. "Nach den Milliarden, die jetzt in die Bundeswehr und andere Maßnahmen gesteckt wurden, bezweifle ich jedoch, dass dafür das Geld da ist."
Deutlicher Mangel an Arbeitskräften
Für Gastro-Betriebe herrscht seit Beginn der Pandemie in den Bereichen Küche, Service und Raumreinigung ein Mangel an Personal. Viele haben seit 2020 gekündigt oder wurden entlassen.
Gerrit Buchhorn, stellvertretender Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes Berlin spricht für die Hauptstadt von 80.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die 2019 in der Branche gearbeitet hatten. 2020 und 2021 waren es nur noch knapp 64.000 Personen. "Allerdings geht die Zahl wieder leicht nach oben", so Buchhorn.
Auch bei der Zahl der Auszubildenden, etwa als Hotelfachkraft, lässt sich ein Anstieg verzeichnen. Allerdings ließen sich allein damit die vielen offenen Stellen nicht füllen. Jörn Brinkmann, Inhaber der Ständigen Vertretung am Schiffbauerdamm, hatte mit seinem Personal Glück: Nur zwei Mitarbeiter habe er während der Pandemie verloren.
Sendung: rbb24 Inforadio, 28.07.2022, 08:00 Uhr