Abschied von Baureihe 485 - DDR-Züge im S- und U-Bahn-Verkehr werden ausgemustert

Fr 01.07.22 | 10:34 Uhr
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Ein S-Bahn-Viertelzug vom Typ 485 fährt in Berlin-Schöneweide aus einer Werkshalle der S-Bahn Berlin. (Quelle: dpa/Robert Schlesinger)
Audio: rbb24 Inforadio | 27.06.2022 | Natascha Gutschmidt | Bild: dpa/Robert Schlesinger

Mehr als 30 Jahre waren sie im Einsatz, nun sollen die S-Bahn-Züge vom Typ 485 ihre letzten Runden auf dem Berliner Streckennetz drehen. Auch im U-Bahn-Netz ist bald Schluss für ein Zugmodell aus DDR-Zeiten.

Die letzten Züge aus DDR-Zeiten im Berliner S-Bahn- und U-Bahnverkehr werden nach und nach ausgemustert. Dabei handelt es sich um die Baureihe (BR) 485 im S-Bahnnetz und um die sogenannten Gisela-Fahrzeuge auf den U-Bahnstrecken.

Von den rund 30 Jahre alten S-Bahnfahrzeugen sind im Moment noch 44 im Einsatz, teilten eine Sprecherin der Deutschen Bahn sowie ein Sprecher des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) auf Anfrage mit. Die BR-485-Züge fahren beispielsweise auf den Strecken der Linien S46, S8 oder S85 und sollen von den neueren Baureihen 483, 484 und 481 in diesem und im kommenden Jahr ersetzt werden.

Nach rbb-Informationen soll am 14. Oktober 2022 die letzte S-Bahn vom Typ 485 auf der Linie der S8 fahren, am 13. April 2023 dreht diese Baureihe dann ihre letzte Runde auf der Strecke der S85.

Gisela wohl noch bis 2029 im Einsatz

Die Fahrzeuge verfügen nach VBB-Angaben nicht über das Zugsicherungssystem ZBS, das voraussichtlich ab Ende 2023 auf allen Strecken des Berliner S-Bahnnetzes erforderlich wird. Die BR 485 stammt aus DDR-Zeiten. Die noch im Einsatz stehenden Serienzüge wurden aber erst nach der Wende gebaut.

Auf den U-Bahnstrecken der Linien U1 bis U4 sind zurzeit noch 100 der sogenannten Gisela-Fahrzeuge im Einsatz. Gebaut wurden sie 1988/89. Seitdem waren 104 im Einsatz. Nach derzeitiger Planung sollen die Fahrzeuge ab 2029 nach einer Lebensdauer von etwa 40 Jahren ausgemustert und durch eine neue Generation ersetzt werden.

U-Bahn der Baureihe G auf der U2 am 06.02.2022. (Quelle: imago images/Sabine Gudath)
Eine U-Bahn der Baureihe G mit Spitznamen Gisela. | Bild: imago images/Sabine Gudath

Sendung: rbb|24 Inforadio, 27.06.2022, 9 Uhr

31 Kommentare

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  1. 31.

    Scheint noch echte Wertarbeit gewesen zu sein.

  2. 30.

    Schon wieder wird uns Ostdeutschen ein Stück Indentität geraubt. Jetzt bleibt uns nur noch die Kettwurst und der Broiler.

  3. 29.

    Schon merkwürdig ich als Lokführer bin die Königsklasse seid 25 Jahren gefahren auch mit rissen im Boden Angstzustände hatte ich nie merkwürdig bloß das man die Risse im Wagenkasten im Fahrgastraum garnicht sehen oder sind sie unter dem Wagen mitgefahren . Die Baureihe ließ sich gut und sicher fahren und die Probleme im Winter lagen mit der Absenkung des Türdruckes und mit den geforderten Einsparmaßnahmen der Bahn und des Senats. Mir wird der 85er jedenfalls fehlen

  4. 28.

    Sie bleiben ihnen ja noch 7 Jahre erhalten. Und danach werden bestimmt einige Wagen auch ins "Museum" wandern.

  5. 27.

    Warum werden ständig neue Waggons produziert?"
    Das könnte evtl. uU vielleicht damit zusammenhängen das nix ewig hält.
    Besonders im Dauerbetrieb nicht.
    Nur sone Idee.

  6. 26.

    Meine Güte, so viel Fehler in einem Text!

    Als die Westalliierten im Sommer 1945 ihre Berliner Sektoren bezogen, hatten sie wahrlich Besseres zu tun als eigene Bahnverwaltungen aufzubauen. Wozu auch? Also blieb auch dort weiterhin die Deutsche Reichsbahn der Sowjetischen Besatzungszone zuständig. Dies wurde 1946 noch einmal schriftlich bestätigt. Und weil beide Seiten, wegen möglicher Reaktionen der jeweils anderen, daran nicht rühren wollten, überlebte die Deutsche Reichsbahn schließlich nicht nur das Deutsche Reich, sondern auch die DDR. Einzige Änderung: Einvernehmliche Einstellung des S-Bahn-Verkehrs durch die DR in West-Berlin und Rückgabe der Betriebsrechte Anfang 1984 - als die DDR diesen Verlustbringer nur noch loswerden wollte. Der Boykott war nämlich überaus erfolgreich, wurde von den allermeisten West-Berlinern von 1961 bis 1984 (!) befolgt und nd erreichte seine Ziele: dem "Osten" zu schaden und ihn zur Aufgabe des (S-) Bahnverkehrs in West-Berlin zu zwingen.

  7. 25.

    Auch wenn es viele Nostalgiker nicht gerne lesen werden. Ich bin froh, wenn die "Coladosen" endlich weg kommen.
    Ich kann mich noch gut erinnern, als die Bahnen wegen Rissen im Boden still gelegt wurden. Damals habe ich auch eine erwischt, mit Rissen im Boden, mit der ich nach Hause fahren musste. Seitdem fuhr immer ein großes Unbehagen mit, wenn ich mit einer dieser Züge fahren muss.

  8. 24.

    Ich befürchte, Sie enttäuschen zu müssen, denn die neue Generation U-Bahn-Wagen für das Kleinprofil, die "JK" wird auch nur zwei Türen je Wagenseite aufweisen. Fragen Sie bitte nicht warum - oder wenigstens wen anders, ich weiß auch nicht was das soll.

  9. 23.

    Warum werden ständig neue Waggons produziert?
    Sehr nachhaltig scheint das nicht zu sein.

  10. 22.

    Für die jüngeren, die es nicht wissen, die alten "DDR-S-Bahn-Züge", wie wir sie kennen und lieben, waren vor der WV Bestandteil der DR, die nach dem 2.WK der DDR zugeschlagen wurde. Überrascht durch den Mauerbau gab es eine Vereinbarung zwischen Senat und Berlin-Ost, dass die S-Bahn-Strecken in Berlin-West durch die Deutsche Reichsbahn weiter betrieben wurden, mit Ostberlinen Zügen und Personal aus Ost und West.
    Es gab damals auch Boykottaufrufe diese "Kommunistenzüge" nicht zu nutzen. So richtig geklappt hat das nie. Berlin und S-Bahn kann man nicht trennen.
    Das S-Bahn-Primzip von Berlin setzte sich auch in anderen deutschen Metropolen durch, zumindest der Name. Die Berliner Bahn war und ist aber ein unverwechselbares Original. Ein Berlinbesuch ohne S-Bahn zu fahren war/ist undenkbar. Sie ist Tradition und mögen die neuen Züge die fortsetzen.
    Für die alten Züge sollte man sich eine würdevolle Weiterverwendung irgendwo (auf der Welt) überlegen, schon aus Respekt vor ihnen.

  11. 21.

    Ein bisschen Schade … Denn der bunte Fuhrpark bietet immer so eine nette Abwechslung im ÖPNV-Alltag … Und die gelben Wellblechwagen sehen echt cool aus … Was mir an den alten Wagen aber immer am besten gefällt ist, dass sie meist nicht dieses schrecklich kalt-weiße LED-Licht besitzen, das einen an einem schlechten Tag „echt mies“ aussehen lässt und (fast) die Sonnenbrille fordert … Ich liebe die U-Bahn-Wagen aus den 60/70ern … Die mit dem brauen Interieur … Gemütlich, warm, freundlich, beruhigend … Nicht so kalt und kahl wie die neuen alle … Man fühlt sich wie Gemüse in einem Kühlschrank unter extrem greller Dauerbeleuchtung.

  12. 20.

    Abgehen davon, dass die Türen der 270er keine Frost mögen, ist Technik nie so grundsolide, dass die ewig hält. Der Wartungsaufwand steigt mit zunehmenden Alter. Ersatzteile sind irgendwann auch nur noch mundgelutscht zu bekommen, was die Wirtschaftlichkeit erheblich beeinträchtigt. So mancher Zug ist auch schon weggegammelt. Auch bei der BVG kann man ein Lied davon singen. Hier kommt noch hinzu, dass die Bernauer Sperren als Zugsicherung nur noch für eine kurze Restübergangszeit zulässig sind.

  13. 19.

    Die Nostalgiker nörgelten auch als die letzte Dampflok ihren Dienst einstellte. Fortschritt ist nicht aufzuhalten. Ich wünschte diese Modernungsinitative auch für meine Stadt.
    „Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit!“

  14. 18.

    Um die Züge der Baureihe G ist es nicht schade. Besonders im Sommer sind diese Züge, auch Baureihe F, stickig und heiß. Sobald es Winter ist steht die Luft in diesen Fahrzeugen, Beim Fahren spürt man die Mechanik beim Schalten und wenn sich bei den Fahrzeugen an den Drehgestellen Spiel gebildet hat, dann schaukeln diese heftig. Es wird Zeit dass sie durch die neuen Baureihen abgelöst werden.

  15. 17.

    Die Vorkriegs-Fahrzeuge mussten so lange halten, weil das "blaue Wunder" nicht überzeugte und anderes wichtiger gewesen ist. Dabei gab es eh nach 1961 zu viele S-Bahnen-Züge, dass man die sogar zu U-Bahnen "umbauen" konnte.

  16. 16.

    Schade, ich mag diese Züge ja wirklich sehr – aber leider ist das wohl nun mal einfach der Lauf der Dinge …

  17. 15.

    Schauen Sie doch mal wie viele Bahnen bestellt worden sind! Eine Einsatzreserve dieser Oldtimer ist nicht nötig, dafür gibt es noch 3 weitere Baureihen.

  18. 14.

    Ihre Wahrnehmung in allen Ehren, aber auch die alte Baureihe hatte ihre Macken (zumal zu Einführung) und bin damit mehr als einmal gestrandet, zudem ist das Fahrgefühl kein Vergleich zu der neuen Baureihe. ja, das Gepfiepe ist nervig, aber gestzl. Vorgabe. Ansonsten fahren diese neuen Sbahnen nahezu wie schwebend auf den Gleisen. Das Design...mhh nun ja...Stadtler Design, halt. Aber Stadtler und Siemens haben ein hervorragendes Produkt hinbekommen. Eine100%-tige Einsatzsicherheit kann es nunmal nicht geben!

  19. 13.

    "Im Gegensatz zu modernen Zügen war es halt solide Technik (die ganz alten Stadtbahner schafften es damals sogar knapp 70 Jahre!)"

    Das Grundproblem sehe ich grundsätzlich darin, dass solide, alltagstaugliche Technik und das Aufbieten modernster Techniken andererseits als Gegensatz gedacht wird. Die alten Züge waren robust, doch martialisch vom Fahrkomfort her, die neueren Züge bieten jede Raffinesse auf, doch fast jeder Windhauch legt sie lahm. Erst recht, wenn sich trotz sich schließender Türen noch ein Rudel Fahrgäste da hineindrängt und dies hundertmal am Tag geschieht.

    Die aus gut gemeintem und EU-verordneten Denken heraus erfolgte Überzüchtung der Alarmanlagen schafft m. E. eher eine Abhärtung bei Fahrgästen, nicht aber denjenigen Effekt, für den sie entwickelt wurden. Je mehr es blinkt, kräht und lärmt, umso weniger hören hin - allenfalls Hineinspring-Animationssignale.

  20. 12.

    Nicht zu vergessen: Diese S-Bahnen wurden teilweise schon einmal „verschrottet“ - so ca. 2008/2009, sollen weil so total ‚veraltet’ ganz verschwinden. Und dann kam das große S-Bahn-Dilemma. Die Züge wurden buchstäblich vom Schrottplatz geholt, auf etlichen kann man noch heute (vorn außen) den Hinweis auf die erfolgte Reaktivierung noch heute lesen.
    Im Gegensatz zu modernen Zügen war es halt solide Technik (die ganz alten Stadtbahner schafften es damals sogar knapp 70 Jahre!)

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