Häuser, Wohnungen, Grundstücke - Wieviel Immobilien in Berlin und Brandenburg durchschnittlich kosten

Wer eine Wohnimmobilie kaufen oder bauen will, muss tief in die Tasche greifen - und die Preise steigen noch immer. Extreme Preissteigerungen hat es im Jahr 2021 da gegeben, wo es bislang noch günstig war, beispielsweise im Südwesten Brandenburgs.
Im Jahr 2021 hat es einen immensen Preisanstieg für Wohnimmobilien gegeben. Insbesondere gebrauchte Einfamilienhäuser haben teils deutliche Preissprünge erfahren, wie der Postbank-Wohnatlas der Bundesgeschäftsstelle Landesbausparkassen (LBS) mitteilte.
Brandenburger Südwesten mit extrem hohen Plus
Gebrauchte Einfamilienhäuser beispielsweise verteuerten sich der jährlichen Erhebung für die LBS-Analyse "Markt für Wohnimmobilien" zufolge in den vergangenen beiden Jahren im Durchschnitt um zehn Prozent pro Jahr. Die extremsten Preissteigerungen gab es den Angaben nach dort, wo das Preisniveau bisher vergleichsweise niedrig war: Im Brandenburger Südwesten betrug das jährliche Plus den Angaben nach 28 Prozent, im Nordosten des Landes 23 Prozent. "Diese Entwicklung ist eine Folge der Verdrängung vor allem von Familien aus der Hauptstadt in deren Umland. Wir sehen einen Speckgürtel-Effekt in Reinform", erläutert Axel Guthmann, Verbandsdirektor der Landesbausparkassen.
Den Angaben der befragten Experten nach habe sich die Lage auch zu Beginn des laufenden Jahres nicht entspannt. Man rechne sowohl bei Häusern als auch bei Wohnungen und Bauland mit einer weiter steigenden Nachfrage. Das Angebot sei nach wie vor unzureichend, da "lediglich neue Eigentumswohnungen zahlreicher auf den Markt" kämen, hieß es.
Bedingungen noch schlechter seit dem Krieg in der Ukraine
Die Rahmenbedingungen für den Kauf von Wohneigentum hätten sich seit dem Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar sogar noch einmal spürbar verschlechtert. Die Bauzinsen seien seit dem Frühjahr "kräftig gestiegen".
Trotz allem sei das Interesse der Menschen an Wohneigentum "ungebrochen", attestiert LBS-Verbandsdirektor Axel Guthmann. Viele Bau- und Kaufwillige könnten sich aber durch die hohen Preise den Wunsch nach Eigentum immer schwerer finanzieren. Guthmann geht jedoch von einer baldigen Preisberuhigung aus.
Wer wo wie viel für Kauf oder Nettokaltmiete aufbringen muss
Das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) hat indes errechnet, wie hoch die Einkommensanteile sind, die in den Regionen durchschnittlich für die Nettokaltmiete beziehungsweise die Kreditzahlung aufzubringen sind. Der jeweilige Einkommensanteil wurde dabei auf Basis der durchschnittlichen regional verfügbaren Haushaltseinkommen für eine 70-Quadratmeter-Wohnung berechnet.
Für die Finanzierung einer Immobilie legte das HWWI einen Zinssatz von 1,6 Prozent, eine Anfangstilgung von drei Prozent, Notargebühren von zwei Prozent und 20 Prozent Eigenkapital zugrunde. Nebenkosten wie Grunderwerbsteuer oder Umbauten sind nicht berücksichtigt. Nach einer Faustformel sollte Wohnen nicht mehr als 30 Prozent des verfügbaren Haushaltseinkommens kosten.
Demnach lebt jeder fünfte deutsche Haushalt in einer der insgesamt 111 Regionen, in denen weniger als 12,5 Prozent des verfügbaren Haushaltseinkommens ausreichen, um die laufende Kreditzahlung für eine 70-Quadratmeter-Eigentumswohnung zu finanzieren.
Doch in zwölf Regionen müssen Eigentümer von Wohneigentum mehr als 30 Prozent ihres Haushaltseinkommens für die laufenden Kreditzahlungen ausgeben. Darunter fallen die Großstädte München, Berlin, Hamburg, Frankfurt, Potsdam, Freiburg und Heidelberg. Spitzenreiter ist mit 46,3 Prozent allerdings der Landkreis Nordfriesland, zu dem auch die Nordseeinseln Föhr, Amrum und Sylt gehören.
Nachfrage nach Kauf im Mai "spürbar abgekühlt"
Das Immobilienportal Immobilienscout24 hat am Donnerstag veröffentlicht, dass man bei dem Unternehmen bei der Analyse der Verteilung von Angebotspreisen im Mai 2022 eine Trendumkehr in der Nachfrage nach Kauf- und Mietimmobilien beobachte: Durch die gestiegenen Zinsen habe sich die Nachfrage – anders als von Landesbausparkassen attestiert - nach Kaufimmobilien "spürbar abgekühlt", hieß es. Das übe nun voraussichtlich zusätzlichen Druck auf den Mietmarkt und die Entwicklung der Mieten aus.
Immobilienscout24 resümierte zudem, dass die Kaufpreise für Eigentumswohnungen in den größten deutschen Metropolen trotz weiter steigender Kaufpreise im Mai zu mehr als 70 Prozent unter 700.000 Euro rangierten.
Eigentumswohnungen unter, Einfamilienhäuser über 700.000 Euro
In Berlin hätten fast 60 Prozent aller auf Immoscout24 angebotenen Eigentumswohnungen im Mai unter 500.000 Euro gelegen, hieß es. 13 Prozent der Wohnungen wurden in der Hauptstadt für mehr als eine Million Euro inseriert. Zum Vergleich, in München lag etwa ein Viertel des Angebots unter 500.000 Euro und knapp 29 Prozent über eine Million Euro.
Fast drei Viertel der Inserate für Eigentumswohnungen in Brandenburg lagen Immoscout24 zufolge unter 500.000 Euro und davon wiederum 43 Prozent unter 300.000 Euro.
Einfamilienhäuser hingegen rangierten in Berlin zu mehr als zwei Drittel in der Preiskategorie über 700.000 Euro. Lediglich zwölf Prozent der Angebotspreise lagen unter 500.000 Euro.