Inflation in Deutschland - Alles wird teurer - und in Berlin erst recht

Sa 16.07.22 | 10:12 Uhr | Von Philip Barnstorf
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Mall of Berlin, Einkaufszentrum (Quelle: dpa/Winfried Rothermel)
Audio: rbb24 Inforadio | 13.07.2022 | Amelie Ernst | Bild: dpa/Winfried Rothermel

Nach rasanten Steigerungen ist die Inflation im Juni bundesweit leicht gefallen. Nicht aber in Berlin. Hier lag die Inflation einen Prozentpunkt über dem Schnitt. Aber warum? rbb|24 hat sich umgehört. Von Philip Barnstorf

Viele atmeten auf, als das Statistische Bundesamt am Mittwoch die bundesweite Inflationsrate veröffentlichte: Die Teuerungsrate ist nämlich im bundesweiten Durchschnitt im Juni um 0,3 Punkte auf 7,6 Prozent gesunken - obwohl dies immer noch ein hoher Wert ist.

Nicht so in Berlin: Dort betrug die Teuerungsrate - wie schon im Mai - 8,6 Prozent. Das heißt, die Preise in Berlin sind unterm Strich um einen Prozentpunkt stärker gestiegen als im Bundesdurchschnitt. "Das ist schon eine ungewöhnlich große Lücke", sagt Katrin Schoenecker vom Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, das den Berliner Preisindex herausgibt. Woran liegt das?

Besonders eklatant ist der Unterschied beim Preis für Gas ohne Umlagen, also etwa Energiesteuer. Laut der Statistikämter ist er im Juni 2022 bundesweit um 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat geklettert. Das ist eine massive Steigerung, die aber von mehr als 90 Prozent Steigerung in Berlin noch getoppt wird.

Eklatanter Unterschied beim Gas

Die Gründe dafür sind schwer zu ermitteln. Das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg verweist an die Gasversorger. Einer von denen, das Unternehmen Vattenfall, will die Zahlen nicht kommentieren und verweist an den größten Versorger in der Hauptstadt, die Gasag.

Aber auch die kann die Zahlen nicht recht erklären. "Die Diskrepanz könnte in der hohen Wettbewerbssituation in Berlin im Vergleich zu anderen Regionen und einem daraus entstehenden statistischen Effekt begründet sein", schreibt eine Unternehmenssprecherin. Außerdem habe der Erdgaspreis in Berlin im Juni 2021 unter dem Bundesdurchschnitt gelegen. Daher könnten die jüngsten Preissteigerungen prozentual höher ausfallen als im Bundesdurchschnitt.

Schließlich sei es möglich, dass in Berlin durch die Pleite kleinerer Gasversorger besonders viele Kunden neue Gas-Verträge abgeschlossen hätten. Weil die Preise nun viel höher liegen als 2021, könnte der starke statistische Preissprung entstanden sein.

Auch Lebensmittelpreise stiegen in Berlin besonders schnell

Auch Nahrungsmittel sind im Juni in Berlin schneller teurer geworden als im bundesweiten Durchschnitt, nämlich um knapp 15 Prozent. Im Rest des Landes stiegen die Preise dagegen unterm Strich nur um etwas weniger als 13 Prozent. Der Handelsverband Lebensmittel konnte diesen Unterschied auf Nachfrage nicht erklären. Vermutlich sind die größeren Preissteigerungen zumindest teilweise darauf zurückzuführen, dass Lebensmittel in Großstädten häufig mehr kosten als auf dem Land.

Auch Mieten treiben die Berliner Inflation in die Höhe

Schließlich steigen in Berlin auch die Mieten besonders schnell, was die Inflation in die Höhe treibt. Im Juni sind sie in Berlin um 2,2 Prozent gestiegen, bundesweit um 1,7 Prozent. 0,5 Prozent Unterschied mag nicht viel erscheinen. Aber man sollte beachten, dass die deutschen Haushalte im Schnitt fast 20 Prozent ihrer Ausgaben für Miete aufwenden. Daher gewichten die Statistikämter Mietpreissteigerungen bei der Berechnung der Inflation stärker als viele andere Preise.

Sendung: rbb24 Inforadio, 14.07.2022, 10:35 Uhr

Beitrag von Philip Barnstorf

105 Kommentare

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  1. 105.

    Großartiger Kommentar, wirklich Klasse!

    Wenn es denn so wäre: "...das Bundeskartellamt? Achja, das untersteht ja seit Jahren der FDP. .."

    Ach das wäre ja so gut, endlich Wettbewerb, mit staatlicher Aufsicht. Ihr Vorschlag ist bahnbrechend und ich nehme den gerne auf, damit das endlich so wird...

  2. 104.

    Aber nur bei eher klarem Urin. Die Nieren scheiden den aus wenn Wassserüberfluss im Körper besteht. Ansonsten Rückgewinnung. Konzentrierter Urin tötet viele Pflanzen. Pinkeln Sie nie auf die Pflanze. Überdüngung ist immer schädlich. Tolle Probleme in einem mal hoch entwickelten Land,

  3. 103.

    wieso sind Sie unschuldig und wissen jetzt alles wie man's hätte machen müssen? Dann Sie auch warnen müsen.

  4. 102.

    Es ging wohl um Hygiene. Einige wollen nur noch alle drei Tage duschen. Der Kommentar auf den geantwortet wurde, war gegen die angeblich verweichlichte Jugend. Aber alles nicht zum Thema. Nur wer bisher übermäßig viel Energie verbraucht hat, kann do noch sparen. Die Sprüche mit kalt duschen, weniger duschen usw. erinnern an „esst Kuchen statt Brot“

  5. 101.

    Sie können auch in eine Gießkanne pinkeln und damit die Grünpflanzen gießen. Sie scheiden genug Nährstoffe mit dem Pinkeln aus, worüber sich ihre Grünpflanzen freuen werden, mit Wachstum. Kein Witz. Sie sparen Wasser und ihre Pflanzen freuen sich.

  6. 100.

    Ok, sie sind ja nicht meine Nase - glücklicherweise. Eine Erklärung zum Geruch:
    https://www.augsburger-allgemeine.de/wissenschaft/Koerpergeruch-Studie-Alter-des-Menschen-ist-am-Geruch-erkennbar-id20381881.html
    Ist Ihnen auch schon aufgefallen, das man Muffelköppe dagegen selten am Geruch erkennt?

  7. 99.

    Häh, Sozialismus? Wie kommen Sie denn darauf? Lesen Sie den Vorgängerkommentar von Micha Erhardt um 16:45 mit Bezug auf AT!
    Im real existierenden ... haben auch nicht alle das Gleiche verdient, siehe Leistungsprinzip. Und bei Einführung des Bürgergeldes würde niemand daran gehindert, trotzdem arbeiten zu gehen. Würden die meisten auch machen, weil 1.200 € netto im Monat nun wirklich nicht der Renner sind. Aber wie gesagt: Heiße Luft! Das "Bürgergeld" von Hubertus Heil wird wieder nur ne lächerliche Reform von Hartz IV und wieder nix mit Beseitigung der Kinderarmut, wovon jede/r fünfte unter 18 betroffen ist, und was die Regierenden seit Jahren ohne ernsthafte Absicht versprechen.
    https://www.waz.de/politik/hartz-iv-regelsatz-buergergeld-erhoehung-plaene-heil-id235900519.html

  8. 97.

    Kennen Sie das Phänomen, das ältere Menschen oft riechen, weil sie sich nicht mehr so um die Hygiene kümmern können? Das lag bislang meistens an körperlichen Einschränkungen…..

  9. 96.

    Die knapper werdenden Recourchen aller Art werden in Europa und Welt mit dem größtmöglichen Gewinn an die Menschen verkauft die diese bezahlen können. Und wer wenig Geld hat bzw. wessen Geld weniger wert ist der wird sich weiter einschränken müssen. Ist in Deutschland nicht anders als in Frankreich, Russland, China, USA.

  10. 95.

    Juhuu, Sozialismus, wir kommen. Wenn alle dasselbe verdienen, wir keiner mehr mehrcArbeit leisten... Wobei, kennen Sie das Buch "Animal Farm".

  11. 94.

    Was ist das für ein Kommentar!!!
    "Viele atmen auf"
    Wegen 0,3 %???

  12. 93.

    Seit wann muss man seine Meinung argumentativ unterstützen? Es war keine These. Einfach eine Basta-Ansage. Die ich inhaltlich gut finde, denn sie stimmt. Wir haben uns den Mist selbst eingebrockt, in dem wir Sanktionen erlassen, die uns selbst mehr Schäden zufügen als sie den gewünschten nutzen haben.

  13. 92.

    Zitat Gasag: "Die Diskrepanz könnte in der hohen Wettbewerbssituation in Berlin im Vergleich zu anderen Regionen und einem daraus entstehenden statistischen Effekt begründet sein." Offenbar sind die Gaslaternen in Berlins Straßen das Hellste, was der führende Gasversorger der Stadt anbieten kann. Aus der Presseabteilung entweicht hingegen heiße Luft. Da kann man schon einmal daneben dichten.

  14. 91.

    Mir vergeht das Lachen bei niveaulosen Kommentaren wie dem Ihren.

  15. 90.

    @Michael, das ist eine gute Einstellung. Machen sie weiter so, lese gerne ihre Kommentare.

  16. 89.

    "Vorsicht, da ist noch das Namensschild am Briefkasten."
    Ich muss auch hier enttäuschen.
    Was nicht daran hindert, das die DPAG es mal versucht hat ihr Direktmarketing zu etablieren.
    Ja, es war mühselig, aber dafür gibt es auch Lösungen.
    Und spätestens, wenn Sie alle Jahre wieder punktgenau eine DSGVO-Abfrage machen -> Hinweis Schufa, alle drei Monate wegen der angeblichen Haltezeit der Score-Abfragen dort; und auch nur einer versehentlich plaudert, macht das Spaß... ;)

  17. 88.

    "Ist auch schwer vorstellbar, dass es Leute gibt, die sich allem verweigern."
    Ich darf Ihre Vorstellungskraft erschüttern. Und bevor Sie fragen: kein Fratzenbuch, kein zwitschern, kein unsinniges Tikken, gramen und und wie der Kram noch heißt. Ich lese dafür gerne auch mal eine Bachelor- oder Masterarbeit, eine Statistik oder schau mal, wie sich die Sprache entwickelt. Ich weiß, das Google sehr viel falsches über mich verbreitet. Ich habe es nicht nötig, Google aufzufordern bestimmte Einträge nicht anzuzeigen; und lasse damit gerne auch mal Dritte damit auflaufen. Das is'n Spaß.
    Ich zahle auch nicht mit Karte an der Kasse, habe aber gerne bereits beim anstehen mein Geldtäschen bereit und habe spätestens beim auspacken mitgerechnet, welchen Schein ich brauche.
    Achso: nein Amazon brauch ich nicht, ich kenn meinen Buchladen und alles andere kann ich auch direkt beim Händler kaufen, der sich darüber freut Umsatz gemacht zu haben und nicht kostenlose Beratungsleistung für Nüscht.

  18. 87.

    Es ist keine Schwäche wenn man seine Meinung sagt, viele in diesem Land haben das verlernt oder getrauen sich das nicht mehr, oder nehmen alles hin. Und ja viele auch hier haben es so gewollt, ohne die Konsequenzen zu bedenken und die bekommen wir gerade oder in Zukunft zu spüren. Ich werde weiter meine Meinung sagen und ich höre mir auch andere an, meine muss nicht jedem gefallen, aber damit kann ich leben.

  19. 86.

    "Eine generwlle Drosselung ist sinnvoll, um insgesamt zu sparen. Man kann wie in anderen Ländern mit identischer Bevölkerungüblich mit Radiatoren und Heizstrahlern in einzelnen Räumen eine höhere Temperatur erzielen."
    Warum schreiben Sie dann so einen "spaßigen" Kommentar?

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