Hohe Gaspreise - Vonovia drosselt Heiztemperatur – 42.000 Berliner Haushalte betroffen

Deutschlands größter Wohnungsanbieter Vonovia macht ernst: Zum Herbst hin wird die nächtliche Raumtemperatur in den Mietwohnungen auf 17 Grad gesenkt. Auch die "Deutsche Wohnen" schließt ähnliche Schritte offenbar nicht aus.
Vor dem Hintergrund der hohen Energiepreise will der größte deutsche Immobilienkonzern Vonovia, nachts die Heizungstemperatur drosseln. Die Leistung werde zwischen 23 und 6 Uhr auf 17 Grad Raumtemperatur gesenkt, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Tagsüber werde wie gewohnt geheizt. Auch die Warmwasserversorgung sei nicht betroffen.
Der Immobilienriese besitzt rund 565.000 Wohnungen, die meisten davon in Deutschland. In Berlin sind es laut Vonovia rund 42.000 Wohnungen, in Brandenburg handelt es sich um rund 4.000 Wohnungen.
Die Umstellung der Heiztemperatur soll nach Unternehmensangaben im Rahmen der Routinewartung der Heizungsanlagen vor Beginn der Heizperiode erfolgen. Vonovia sprach von einem verantwortungsvollen Schritt. Es gehe darum, Gas zu sparen und so die Heizkosten zu begrenzen. Der Konzern beziffert die Einsparung auf bis zu acht Prozent.
Brandenburger Mieterbund kritisiert Temperaturabsenkung
"Wir müssen sehen, wie wir mit einfachen und vertretbaren Maßnahmen Einsparungen erzielen können", sagte Unternehmenssprecher Matthias Wulff erklärte am Donnerstag bei rbb24 Brandenburg Aktuell. "Wenn wir uns anschauen, was die Politik und andere für den Winter vorhersehen, dann ist es, glaube ich, eine maßvolle Entscheidung gewesen."
Beim Brandenburger Mieterbund hingegen ist man der Ansicht, dass Mieter einen Anspruch auf eine ausreichend beheizte Wohnung haben, dabei sollte die Temperatur zwischen 20 und 22 Grad liegen. Der Mieterbund rät Betroffenen, im Zweifelsfall rechtliche Schritte gegen die Absenkung der Temperatur zu ergreifen.
Bericht: Deutsche Wohnen prüft auch Einsparmöglichkeiten
Offenbar prüft inzwischen auch der Wohnungskonzern "Deutsche Wohnen" ähnliche Schritte. Der "Bild-Zeitung" sagte eine Unternehmenssprecherin: "Grundsätzlich nehmen wir die aktuelle Lage sehr ernst und prüfen verschiedene Möglichkeiten der Erdgas-Einsparung bzw. Optimierungsmöglichkeiten für den Betrieb unserer Anlagen."
Eine Rationierung der Warmwasserversorgung sei aber "nicht vorgesehen", zitierte "Bild" die Sprecherin weiter. Die Deutsche Wohnen besitzt nach eigenen Angaben etwa 155.400 Wohnungen, davon 114.200 in Berlin.
Verband rechnet mit empfindlich hohen Nachzahlungen
Bereits Ende Juni hatte der Verband Berlin-Brandenburger Wohnungsunternehmen Mieter in der Region auf hohe Nebenkosten-Nachzahlungen vorbereitet und dazu aufgerufen, im Winter möglicherweise sparsamer heizen. Wegen der hohen Gaspreise erwartet der Verband in diesem Jahr um die Hälfte höhere Kosten für Heizung und Warmwasser, wie Vorstand Maren Kern sagte. Bei einer 60-Quadratmeter-Wohnung entspreche das Mehrkosten von 410 Euro. Im nächsten Jahr werde es noch mehr sein, sogar das Doppelte sei möglich.
"Deshalb geht der Appell an die Mieter, Energie einzusparen", sagte Kern. Zudem sei schnelle und unbürokratische staatliche Hilfe für Härtefälle notwendig. "Wir empfehlen, die Temperaturen insgesamt zu senken", sagte Kern. Der BBU-Dachverband GdW hatte gefordert, die Mindesttemperatur tagsüber von 20 auf 18 Grad zu senken.
Kern sagte dazu: "Wenn der Gashahn zugedreht wird, wird uns nichts weiter übrig bleiben." Ein reduzierter Heizungsbetrieb werde nach ihrer Erwartung aber möglich bleiben. "Es wird nicht dazu führen, dass man das Lagerfeuer in seiner Wohnungen starten sollte."
Hintergrund sind in Folge des russischen Kriegs in der Ukraine stark gestiegene Gaspreise und mögliche Versorgungsengpässe. Der Verband erwartet, dass Energieanbieter ihre höheren Preise in der bevorstehenden Heizperiode direkt an die Verbraucher weitergeben dürfen.
Sendung: rbb24 Abendschau, 7. Juli 2022, 19:30 Uhr