Nachwuchssorgen bei ländlichen Apotheken - Landesapothekerkammer fordert Pharmazie-Studiengang in Brandenburg

Di 23.08.22 | 15:13 Uhr
  3
Schild einer Apotheke (Symbolbild)(Bild: imago)
Audio: Antenne Brandenburg | 23.08.2022 | Jens Dobbert, Präsident der Landesapothekerkammer | Bild: www.imago-images.de

Der Nachwuchsmangel vor allem in ländlichen Apotheken stellt die Gesundheitsversorgung zunehmend vor ein Problem. Der Präsident der Landesapothekerkammer, Jens Dobbert, plädiert daher für einen eigenen Studiengang in Brandenburg.

Weil die Mitarbeiternot in Brandenburger Apotheken immer größer wird, fordert der Präsident der Landesapothekerkammer Brandenburg, Jens Dobbert, einen eigenen Pharmazie-Studiengang in Brandenburg. Bis 2025 gingen im Land 1.000 Apotheker in Rente, woher mögliche Nachfolger kommen sollen sei noch völlig unklar, so Dobbert. Er selbst betreibt in Spremberg und Forst (Landkreis Spree-Neiße) Apotheken.

Schon eine kurze Recherche habe ergeben, dass derzeit 71 Apotheken in Brandenburg Personal suchen. Die Situation sei angespannt, einige Apotheker hätten bereits aufgegeben, so der Apothekerpräsident. Viele junge Apotheker und Apothekerinnen würden zudem in Teilzeit arbeiten wollen - der Fachkräftebedarf werde dadurch noch größer.

Berliner Absolventen reichen nicht mal für Berlin

Das Interesse an einem Pharmazie-Studium sei durchaus groß, so Dobbert. Auf einen Studienplatz kämen zwei Bewerber. Die nächste Ausbildungsstätte sei aber in Berlin. In Brandenburg gibt es keine. "Es wurde immer gesagt, dass Berlin für Brandenburg mit ausbilde. Das war sicherlich zu Beginn so. Momentan bekommen 60 Absolventen an der FU in Berlin ihr Staatsexamen, aber die 60 reichen ja nicht mal für Berlin", so Dobbert.

Im Berliner Speckgürtel seien die Sorgen geringer, im Norden und Süden hingegen sei die Situation prekär, so Dobbert. 90 Brandenburger hätten sich deutschlandweit zuletzt auf einen Studienplatz beworben, 60 seien angenommen worden, sagt Dobbert. "Wenn wir diese 60 im Land Brandenburg hätten, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass die in ihrer Heimatregion bleiben", sagt Dobbert.

Bisher kein Erfolg in Gesprächen

Alle Versuche seien bislang aber gescheitert - auch 2019, als die BTU Cottbus-Senftenberg eigentlich schon grünes Licht für die Pharmazie gegeben hatte. Dobbert habe nach dem Gespräch mit dem damaligen Uni-Präsidenten ein gutes Gefühl gehabt. Doch der BTU-Präsident, so wurde es am nächsten Tag bekannt, sollte neuer Wirtschaftsminister in Brandenburg werden - Jörg Steinbach. Danach seien die Gespräche eingeschlafen, so Dobbert.

Um ein Apothekensterben in den ländlichen Regionen zu verhindern, müsste die Politik handeln, sagt Dobbert. "Da sollte man nicht sagen, da sind keine finanziellen Mittel da. Denn das, was das Land zurückbekommt, ist viel mehr als das, was investiert werden muss", so der Präsident.

Sendung: Antenne Brandenburg, 23.08.2022, 15:40 Uhr

3 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 3.

    Ja wo ist denn Kommentar Nr. 2 abgeblieben? Seit 2018 versucht Landesapothekerkammer einen Studiengang Pharmazie an BTU Cottbus durchzusetzen. Aber abgelehnt vom Wissenschaftsministerium.Brauchen wir in Brandenburg keine ausgebildeten Apotheker mehr??? Wenn irgendwann mal alle Apotheken dicht sind, bestellt man online



  2. 2.
    Antwort auf [Kinderarzt ] vom 23.08.2022 um 18:21

    Das Bundeswirtschaftsministerium hat damit gar nichts zu tun, und Im Bericht ist es mit keinem Wort erwähnt.

  3. 1.

    Mit einer Jugend die am liebsten nur noch 25-30 Stunden pro Woche arbeiten möchte, werden wir diese Probleme nicht lösen und das betrifft nicht nur die Apotheken sondern alle Berufe. Volle Kohle haben wollen, aber dafür nix leisten, das ist derzeit die Devise. Hinzu kommt der enorme Mangel an Bildung, Mathematik, Deutsch und naturwissenschaftliche Fächer sind eben nicht in.

Nächster Artikel