Teillösung im Tarifstreit - Vereinigung Cockpit sagt Pilotenstreik bei der Lufthansa ab

Di 06.09.22 | 17:18 Uhr
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Archivbild: Gelandeter Airbus der Lufthansa. (Quelle: dpa/D. Kubirski)
Audio: rbb24 Inforadio | 06.09.2022 | Roman Warschauer | Bild: D. Kubirski

Die Lufthansa und die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) haben mit einer Tarifeinigung Tausende Kunden vor einem weiteren Streik bewahrt. Am Verhandlungstisch sei eine "Teillösung" gelungen, hieß es.

Nach einer tariflichen Einigung in letzter Minute hat die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) den ab Mittwoch geplanten Pilotenstreik bei der Lufthansa abgesagt. Man habe am Dienstag eine Teillösung erreicht, teilte ein Sprecher mit.

Das umfangreiche Paket finanzieller und struktureller Themen sei im Kern vereinbart und müsse in den folgenden Tagen ausgestaltet werden. Die angekündigten Arbeitskampfmaßnahmen würden abgesagt.

Die VC hatte in der Nacht eine zweite Streikwelle ab Mittwoch angekündigt, die nur noch durch ein "ernstzunehmendes Angebot" seitens der Lufthansa verhindert werden könne. Bei der Lufthansa-Kerngesellschaft sollte eigentlich am Mittwoch und Donnerstag gestreikt werden, bei der Frachttochter Lufthansa Cargo einen Tag länger. Auch die Lufthansa-Flüge am Flughafen BER wären vom Streik betroffen gewesen. Am Dienstagnachmittag wurde dann der Durchbruch erzielt.

Erster Ausstand im Konflikt am vergangenen Freitag

Der erste Ausstand im Konflikt über Gehaltserhöhungen für die mehr als 5.000 Cockpitbeschäftigten hatte am vergangenen Freitag mit rund 800 Flugausfällen die Reisepläne von etwa 130.000 Passagieren durchkreuzt. Auch am BER waren fast alle Lufthansa-Flüge entfallen. Die Airline fliegt von Schönefeld ausschließlich Frankfurt am Main und München an.

Die Gewerkschaft pocht auf Reallohnsicherung in Zeiten hoher Inflation und Verbesserungen in der Vergütungsstruktur. Sie fordert rückwirkend ab 1. Juli 5,5 Prozent mehr Geld. Ab 2023 soll es eine weitere Anhebung von 8,2 Prozent zum Ausgleich der stark gestiegenen Inflation geben. Die Piloten wollen zudem eine höhere Bezahlung bei Krankheit, Urlaub und Schulungen durchsetzen.

Am Dienstag legte die Airline eine verbesserte Offerte vor, um den Streik noch abzuwenden. Bisher hatte sie ein Plus von 500 Euro zum 1. September 2022 angeboten und eine Erhöhung um 400 Euro zum 1. April 2023. Die Spanne der Pilotengehälter reicht derzeit von 69.000 Euro im Jahr für den Nachwuchs bis zu 275.000 Euro Spitzengehalt.

Zum Inhalt der nun erzielten Einigung machte die Gewerkschaft zunächst keine Angaben. Auch die Lufthansa konnte sich auf Anfrage "noch nicht äußern".

Sendung: rbb24 Inforadio, 06.09.2022, 16:20 Uhr

7 Kommentare

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  1. 7.

    Die Summen die Sie da aufrufen sind für 80% der Piloten zu wenig, im Vergleich was Netto bleibt. Denn es muss so einiges zurückverdient werden. Der Platz reicht hierfür nicht aus. Siehe auch "Mama F'hain" #6. Auch die hohen Zwangsaltersrückstellungen nicht vergessen. Würden diese, die allgemeine Rentenkassen belasten, würde wie in anderen Branchen auch, die Auszahlungen die gesamte Solidargemeinschaft zu sehr belasten. Bei Ärzten ist das auch so. Warum man im Artikel diese Umstände nicht schildert? Was meinen Sie?

  2. 6.

    Sie scheinen ja total im Thema zu stecken...erst mal die Auswahltests bestehen, 2 Jahre Flugschule mit einem enormen Pensum und 6 Monate praktische Ausbildung, natürlich überwiegend in Englisch. Und weil es ja nur "anlernen" ist, müssen die Piloten alle 6 Monate im Simulator Prüfungen ablegen um weiter arbeiten zu dürfen. Nennen Sie mal weitere Jobs wo man alle 6 Monate geprüft wird und jährlich zum Gesundheitscheck muss und theoretisch jedes Mal seinen Job verlieren könnte? Weil eben nicht jeder den Job machen kann. Genauso wie nicht jeder Arzt oder Lehrer werden kann. Achja, und bei welchem "anlern Job" muss ich erst einmal mindesten 100.000€ bezahlen? Sie können sich ja gerne bewerben, es werden noch Piloten gesucht.

  3. 5.

    Na ja, das Bewegen im dreidimensionalen Raum ist um einiges komplexer. Meinen Sie nicht? Aber der Eigenversuch kann da aufhellen und bezahlt wird es auch ganz gut, wenn man....

  4. 4.

    Das Ergebnis sehen sich die Lokführer sicher genau an, schließlich haben sie die gleiche Verhandlungsposition. Im Prinzip können sie die gleiche Bezahlung wie Piloten verlangen. Dabei sind beides nur Anlerntätigkeiten. Da gibt es keine fliegenden/fahrenden Doktoren oder Professoren.

  5. 3.

    Schließe mich deiner Meinung an. 69 000 bis 275 000 Euro brutto /Jahr sind doch schon mal ganz gut,oder? Es gibt noch einige andere Berufe mit großer Verantwortung für Menschenleben. Schaut mal nach. Wieviel Nachschlag gab es diesmal? Meines Erachtens streiken Piloten gefühlt jedes Jahr


  6. 2.

    Schön das den ärmsten der Gesellschaft geholfen werden konnte und die Gewerkschaftsbosse ihre Daseinsberechtigung abgeliefert.

  7. 1.

    Na das ist doch mal eine gute Nachricht. Es bweist, der Streiks auch in anderen Branchen sind nicht erforderlich, wenn vernünftige Angebote gemacht werden. Beim Bundestag geht's ja auch, das ist eine Erhöhungsautomatik in Kraft. Spart auch dort unliebsame Diskussionen. Was könnte man alles sparen, wenn diese Streiks nicht erforderlich waren. Übrigens Rentenerhöhungen werden auch an die Lohnentwicklung geknüpft. Das funktioniert gut.

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