Ende des Tankrabatts - Spritpreise klettern über Nacht in Richtung Allzeithoch

Do 01.09.22 | 16:06 Uhr
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Preisanzeige an einer Tankstelle.(Quelle:privat)
Audio: rbb 88,8 | 01.09.2022 | OT Marion Jungbluth | Bild: privat

Dass das Tanken wieder teurer würde, war allen Autofahrern bewusst. Wie schnell die Preise nach dem Ende des Tankrabatts aber wieder steigen, hat Verbraucherschützer überrascht. Erste Rufe nach einer Kontrolle durch das Bundeskartellamt werden laut.

Das Ende des Tankrabatts macht sich an vielen Tankstellen am Donnerstag deutlich bemerkbar. Das zeigt eine Schnellauswertung der Spritpreise an knapp 400 Tankstellen in Berlin, Hamburg und München, die von der Deutschen-Presse-Agentur gemeinsam mit dem ADAC durchgeführt wurde.

ADAC beobachtet seit Wochen Preissteigerungen

Der Liter Super E10 kostete demnach bei einem Großteil der untersuchten Tankstellen mehr als zwei Euro. Zum Vergleich: Am Mittwoch hatte der Literpreis in der Regel noch unter 1,80 Euro gelegen. Autofahrer, die auf Diesel angewiesen sind, müssen seit Donnerstag bei einem Großteil der beobachteten Tankstellen sogar deutlich über 2,10 Euro, teils auch mehr als 2,30 Euro bezahlen.

Insgesamt rechnete der ADAC vor, seien die Preise damit bundesweit über Nacht für Benzin um 25 Cent, für Diesel um 10 Cent gestiegen. Bereits in den vergangenen Wochen hatte der ADAC bereits einen sukzessiven Anstieg der Spritpreise beobachtet, die sich nun allmählich in Richtung Allzeithoch bewegen. Im März hatte der Liter Diesel im Schnitt 2,32 Euro gekostet. Für den Liter Super mussten Autofahrer in Deutschland im Schnitt 2,20 Euro bezahlen.

Viele tankten noch einmal voll

Hintergrund der über Nacht gestiegenen Preise ist der ausgelaufene Tankrabatt. Mit ihm hatte die Bundesregierung die Energiesteuer für drei Monate auf das von der Europäischen Union erlaubte Mindestmaß gesenkt. In Summe ergab das eine theoretische Reduzierung des Liters Super um 35, des Liters Diesel um 17 Cent.

Kurz vor dem Auslaufen des Rabatts hatten viele Autofahrer in Berlin und Brandenburg noch einmal vollgetankt. Auch Reservekanister kamen zum Einsatz. Verbraucherschützer hingegen waren davon ausgegangen, dass die Preise nicht so rasant steigen würden. Sie sind wie auch der ADAC gleichermaßen überrascht.

Marion Jungbluth, Mobilitätsexpertin beim Bundesverband der Verbraucherzentralen, kritisierte im Gespräch mit dem rbb, dass die Unternehmen die Möglichkeit gehabt hätten, die Preise nun weniger stark ansteigen zu lassen. Viele Betreiber von Tankstellen hätten sich zuletzt noch mit dem durch den Tankrabatt vergünstigtem Sprit eingedeckt. Sie sprach von zum Teil Rekordgewinnen der Mineralölkonzerne durch den Tankrabatt.

Mineralölkonzerne begründen Preise mit logistischen Herausforderungen

Die Kritik von Verbraucherschutzzentralen an Energiekonzernen ist nicht neu. Sie kam bereits mit Einführung des Tankrabatts im Juni auf. Damals hatten viele Tankstellen die Preise nicht direkt gesenkt und die hohen Preise an den Zapfsäulen mit hohen Einkaufspreisen in den Vortagen begründet. Verbraucherschützer hatten in den vergangenen Tagen deshalb vorgerechnet, dass die Preise nun nach dem Auslaufen des Tankrabatts nicht schlagartig steigen müssten.

Auf Nachfrage begründet Adrian Willig, Geschäftsführer des Wirtschaftsverbandes Fuel und Energie, dem Unternehmen wie etwa BP und Shell angehören, die wieder gestiegenen Preise mit der insgesamt angespannten Lage auf dem Energiemarkt. "Gründe aktueller Preissteigerungen sind eine gestiegene Nachfrage, knappe Kapazitäten in Raffinerien und logistische Herausforderungen."

Bundeskartellamt will genau hinsehen

Der ADAC hält den Konzernen allerdings vor, dass schon während des geltenden Tankrabatts die Steuersenkung nicht vollständig beim Verbraucher angekommen sei. Jürgen Albrecht, Spritexperte beim ADAC fordert nun deutlich mehr Transparenz und strenge Kontrollen des Bundeskartellamtes. Auch Verbraucherschützerin Jungbluth forderte das Bundeskartellamt auf, harte Strafen zu verhängen, sollte sich zeigen, dass die Mineralölkonzerne Absprachen untereinander getroffen hätten.

Andreas Mundt, Präsident des Kartellamtes kündigte bereits am Dienstag ein wachsames Auge der Behörde an. "Wir werden ganz genau hinsehen und darüber informieren, wie sich die Preise entwickeln und was passiert, wenn die Steuerermäßigung zum 1. September wegfällt."

Sendung: rbb24 Abendschau, 01.09.2022, 19:30 Uhr

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61 Kommentare

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  1. 61.

    Heute morgen bin ich schon 17 km mit dem Fahrrad gefahren. Die Spritpreise sind immer noch viel zu niedrig, immer noch viel zu viele Autos unterwegs.

  2. 60.

    Und das ist wahrscheinlich noch nicht die Spitze der Preiserhöhung
    Ich befürchte das die Preisspirale noch mehr ins rollen kommt und die Spritpreise noch weiter in die Höhe schnellen
    Reine Abzocke der Konzerne und des Staates
    In Frankreich ist Just zum gestrigen Tag der Tankrabatt verlängert und auf 30 Cent erhöht worden ( bis zum 1 November)
    Danach sinkt er auf 10 Cent und wird erst zum 1. JANUAR aufgehoben

  3. 59.

    Der Preis für Diesel bei Total lag gestern morgen bei 2,23 €, am Abend bei 2,04 €.
    Ich finde, es müsse mal unterbunden werden, dass die Preise innerhalb von 12 Stunden so extrem schwanken, manchmal ändert sich der Preis innerhalb einer Stunde drei mal, da kommt man doch gar nicht mehr mit....

  4. 58.

    <<<also bitte eine vernünftige Tankstelle als Referenzfoto abbilden!>>>
    Ich glaube gehört zu haben in Amerika soll es eine "vernünftige Tankstelle" geben.
    Oder war es Afrika?

  5. 57.

    Es gibt halt keinen echten Preisdruck. Der Benz wird immer mit dem besten Sprit betankt, egal was es kostet. Als ich gestern im Radio Politiker hörte, die sagten "Der Preis wird erst langsam steigen", da dachte ich Leute, Leute, hört ihr euch eigentlich beim Sprechen selbst zu? Das war so klar wie dicke Tinte, dass der Preis in astronomische Höhen schnellt. Da alle Sparfüchse gestern noch getankt haben, werden heute die abgemolken, die unbedingt tanken müssen.

    Das Kartellamt ist eine Lachnummer in meinen Augen. Mein eAuto fährt zum Glück ohne Sprit.

  6. 56.

    "Die Übergewinnsteuer ist Grüner Populismus. " Blödsinn! In GB und Italien regieren bestimmt nicht die Grünen und erst recht nicht in Ungarn oder?

    "Autofahrern nützt die Übergewinnsteuer gar nichts." Denen soll die ja auch nichts nützen, das wäre ja der gleiche Schwachsinn wie mit dem Tankrabatt.

    "Richtig wäre eine Senkung der Mineralölsteuer und ein dazugehörigen Sparpaket." Na klar, wieder werden die Spritfresser belohnt.

    "Es gibt genug Posten, wo man Finanzmittel kürzen könnte - wenn man nur wollte." Sie wollen, wie die FDP, bei den Ärmsten sparen und Reiche entlasten.

  7. 55.

    Das war doch eine rhetorische Frage, oder??? Wir haben doch nach der Lektüre des Artikels jetzt endlich zur Kenntnis genommen, dass die Mineralölkonzerne, von der horrenden Steuerlast bereits fast erdrückt, jetzt plötzlich auch noch logistische Herausforderungen stemmen müssen. Das kostet selbstverständlich... Und die Aktionäre halten schließlich weiter ihre gierigen Hände auf und wollen mit satten Renditen befriedigt werden. Dafür gibt man doch gern, nicht wahr? *Ironie aus*

  8. 54.

    Aral und Shell sind wegen der "Additive" (Kundenfang) sowieso am teuersten, das Symbolfoto zeigt natürlich Aral.
    Der deutsche Preis lag bei 2,06 Euro, also bitte eine vernünftige Tankstelle als Referenzfoto abbilden!

    benzinpreis.de/international/?kontinent=EU&land=&waehrung=EUR

  9. 53.

    Wie seit Jahrzehnten: Die Ölkonzerne bzw. dessen (Groß-)Aktionäre und die Staatskasse bzw. das Finanzamt.

  10. 52.

    Achso, vergessen, ein Beispiel: gestern Abend um kurz vor 10 in Potsdam getankt für 1,56 / E10. Heute früh kostete der Liter dann 2,15. Das sind 59 (NEUN-UND-FÜNF-ZIG!)cent mehr! Der Tankrabatt lag bei 35 (fünfunddreißig) cent. Wer steckt sich denn die 24 cent ein, bitte?????

  11. 51.

    Als erstes das Kartellamt schließen - das Gelaber kann man doch nicht mehr mit anhören. „Wir werden das beobachten“ - und nu? Was passiert? Nix! Ihr braucht nichts beobachten - jeder der leider auf‘s Auto angewiesen ist sieht und beobachtet es jeden Tag selber.
    Dafür brauche ich kein unnützes Kartellamt! Wenn ich das schon höre….

  12. 50.

    Das Bundeskartellamt ist doch die reinste Lachnummer. Da wird " hingeschaut', wie die Bürger über den Tisch gezogen werden, nicht mehr klammheimlich, damit es nicht so auffällt, sondern ganz offen und brutal
    Und die Erklärungen der Mineralölkonzerne sind ja so glaubhaft und nachvollziehbar, stimmt's, liebe Sesselpupser da oben ?

  13. 49.

    Naja, hat ein klein wenig was Gutes. Vll. wird wegen der hohen Preise endlich auf die ein oder andere eigentlich unnötige Autofahrt verzichtet. Von der Bildung von Fahrgemeinschaften wage ich ja kaum zu schreiben. Ist schon heftig, wenn das Komfortkorsett enger geschnürt wird.
    Jetzt kommt auch noch die kältere Jahreszeit. Da wird wieder der Reifenwechsel fällig. Vll. mal reinsehen:
    https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/tests/fahrrad/fahrrad-winterreifen/

  14. 48.

    Seit Beginn der Energiepreissteigerungen wird regelmäßig die "Beruhigungspille" verteilt, wie das Kartellamt jetzt gaanz genau hinsehen wird. Mehr passiert aber auch nicht. Diese Behörde ist ein zahnloser aber hungriger Tiger.

  15. 47.

    „ Aufgrund der besseren ÖPNV-Gegebenheiten oder kurzen Wege mit dem Fahrrad in Neukölln (im Vergleich zum ländlichen Bereich, höherer Pendelaufwand in Euro, Unmöglichkeit der Radnutzung) ist es auch legitim, dass Mieter dort mehr an Miete für Wohnraum zu entrichten haben.

    Das ist halt der Luxus der Stadt.“

    Sie meinen, es ist einfach nur ausgleichende Gerechtigkeit, dass diejenigen, die von geringeren Mieten am Stadtrand und im Umland profitieren, dafür dann eben beim Sprit etwas stärker zur Kasse gebeten werden – und eigentlich überhaupt nicht weiter beklagenswert? Hmm … so hab ich das ja noch gar nicht gesehen … Aber Sie haben komplett recht! Na, dann stimmt ja alles : )

    Mit meinem Rad bin ich übrigens weit über die Bezirksgrenzen hinaus in der Stadt unterwegs.

  16. 46.

    Wie kann das sein? Als der Rabatt eingeführt wurde, wurde uns weis gemacht, dass der Preis erst Tage später fällt, weil das teuer eingekaufte, das noch in den Tanks lagert, erst abverkauft werden muss und jetzt, wo es teurer wird, sind die selben Tanks punkt 0 Uhr mit dem teueren gefüll?
    Tankstellen sind Systemrelevant: Habeck enteignen Sie. Das ist doch Ihre Masche. Soll die Bundesnetzagentur das übernehmen. Am besten, wenn zuvor der grüne Chef dort entlassen wurde.

  17. 45.

    In Frankreich hat der Staat die Mineralölkonzerne unter Druck gesetzt, zusätzlich zum Rabatt von 30 Cent, auch selbst noch zu rabattieren. U.a. TOTAL hat das getan, die Tiefstpreise betragen inzwischen 1,38€/l.
    In Deutschland hätte das eine starke Regierung auch machen können (vor 8 Jahren gab es mal Forderungen, dass sich Spritpreise täglich nur 1-2mal ändern dürfen). Das hätte man aufgreifen können.
    Aber diese Regierung ist gegenüber den Multis ohne Rückgrat!

  18. 44.

    Herr Habeck hätte nicht so wortreich seine Politik in den letzten Monaten erklären sollen, sondern seinen Job machen. Das Kartellamt hätte viel früher agieren müssen. Übrigens auch bei den Gaspreissteigerungen. Aber Herr Habeck möchte ja die. Mineralölkonzerne die an den Tankstellen gut verdienen noch mit Geld aus der Gasumlage beglücken, da viele ueber Tochter Gesellschaften auch im Gasgeschaeft mit mischen.

  19. 43.

    Die Übergewinnsteuer ist Grüner Populismus.
    Damit soll lediglich noch mehr Geld in die Kassen gespült werden. Wo das dann versickern würde, weiß kein Mensch.
    Autofahrern nützt die Übergewinnsteuer gar nichts.
    Eher treiben Mineralölkonzerne die Preise dann noch höher, weil die Ampel den Konzernen ja keinen Eingalt gebietet.
    Pendler würden dann noch mehr belastet.
    Richtig wäre eine Senkung der Mineralölsteuer und ein dazugehörigen Sparpaket. Es gibt genug Posten, wo man Finanzmittel kürzen könnte - wenn man nur wollte.

  20. 42.

    ...und warum steigen dann die Preise für Lebensmittel? ... weil nicht's beim Bauern ankommt sondern auch hier die Konzerne mit gleichen fadenscheinigen Begründungen die Preise rasant steigen lassen..

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