Nach Ausstand am Mittwoch - Marburger Bund schließt weitere Streiks an Charité nicht aus

Do 06.10.22 | 08:07 Uhr
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Ärzte stehen am 05.10.2022 bei einem eintägigen Warnstreik des Marburger Bunds an der Charité mit einem Schild mit der Aufschrift "Das System ist krank". (Quelle: dpa/Fabian Sommer)
Audio: rbb 88.8 | 06.10.2022 | Peter Bobbert | Bild: dpa/Fabian Sommer

Der Marburger Bund schließt weitere Streiks der Ärzte der Berliner Charité nicht aus.

Sollte es bei den Verhandlungen über einen Haustarifvertrag keine Einigung über verbesserte Arbeitsbedingungen geben, müssten die Ärzte wieder auf die Straße, sagte Peter Bobbert, Vorstand der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, der rbb24 Abendschau am Mittwoch. Er hoffe, dass die Charité nach dem Warnstreik aufwache und den Ärzten ein akzeptables Angebot mache.

Weiterentwicklung des Haustarifvertrags stockt

Hintergrund des Warnstreiks sind Verhandlungen über eine Weiterentwicklung des Haustarifvertrags. Zu den Kernforderungen der Gewerkschaft Marburger Bund zählen eine lineare Erhöhung beim Gehalt um 6,9 Prozent, zusätzliche Vergütungsstufen für Fach- und Oberärzte und verlässlichere Dienstpläne. Außerdem sollen maximal vier Bereitschaftsdienste pro Monat geleistet werden müssen und gestaffelte Zuschläge für kurzfristiges Einspringen gezahlt werden.

Bobbert bemängelte, dass Ärzte 60 bis 80 Stunden in der Woche oder an drei Wochenenden im Monat arbeiteten. Außerdem erklärte er, 10 bis 15 Bereitschaftsdienste im Monat seien zu viel, aber an der Charité die Realität.

Am Mittwoch hatten 1.000 Ärzte vor dem Bettenhaus in Mitte für ihre Forderungen demonstriert. 1.700 Ärzte stellten laut Bobbert derweil die Notversorgung sicher. Wegen des eintägigen Warnstreiks mussten auch planbare Behandlungen verschoben werden.

Laut Gewerkschaft Marburger Bund war es seit mehr als 15 Jahren das erste Mal, dass Ärzte an Europas größter Universitätsklinik in den Ausstand gegangen sind. Die Charité zählt mit konzernweit rund 21.000 Beschäftigten auch zu den größten Arbeitgebern Berlins.

Hinweis: In einer früheren Version dieses Beitrags haben wir Herrn Bobbert in seiner Funktion als Präsident der Berliner Ärztekammer zitiert, dies haben wir entsprechend korrigiert.

Sendung: rbb24 Abendschau, 05.10.2022, 19:45 Uhr

9 Kommentare

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  1. 9.

    Hallo Berliner – Sie sind bestimmt gesund und das wünsche ich Ihnen auch weiterhin. Waren Sie schon einmal in einer Notaufnahme eines Krankenhauses? Warum gibt es so lange Wartezeiten? Die Stationen sind unterbesetzt und ein Arzt hat auch Leistungsgrenzen. Im Artikel ist leider die Vergütung zu sehr in den Fokus gerückt worden. Bei diesem Streik geht es nicht vordergründig um mehr Geld, sondern um Abbau der Belastung von wöchentlich 60 bis 80 Stunden. Was würden Sie sagen, wenn Ihr Arbeitgeber von Ihnen verlangt, diese Überstunden fast regelmäßig zu leisten? Die Überstunden müßten so „teuer“ werden, daß der Arbeitgeber von sich heraus diese vermeiden will.

  2. 8.

    Vielen Dank für den Hinweis. Wir haben die entsprechende Stelle korrigiert.

  3. 7.

    "Sorry, aber sind Sie der Meinung das Land zu verlassen ist die bessere Lösung …"

    Eindeutig JA! Was ist denn von Berlin noch zu Erwarten?

  4. 6.

    Sorry, aber sind Sie der Meinung das Land zu verlassen ist die bessere Lösung …Anstatt aktiv mitzuwirken -auch auf der Straße- und Missstände zu beseitigen?

  5. 5.

    "Streikenden denen es wirklich sehr gut geht"
    Wie haben Sie das ermittelt und warum verwenden Sie das Wort "wirklich"?
    Die Zustände sind WIRKLICH so schlecht, dass man streiken muss. Was stimmt denn jetzt?
    Man streikt nicht wenn es gut läuft...

  6. 4.

    Sorry, aber was ist denn bei Ihnen nicht richtig?
    Sie haben ja überhaupt keine Ahnung vom Gesundheitswesen.
    Eine Krankenschwester hat 12-16 Patienten zu betreuen. Eine Schwester hat im Altenheim nachts über 100 Bewohner ,meist über mehrere Etagen zu versorgen.
    Ein Assistentsarzt würd ins kalte Wasser geworfen, ohne ärztlichen Ansprechpartner an seiner Seite in der Rettungsstelle und darf dann 36h arbeiten. War ihr Arbeitstag auch so lang?
    Bitte erst überlegen und dann hier die Meinung sagen.

  7. 3.

    Das Gehalt für die Arbeitszeit, Qualifizierung (Minimum 6 Jahre Studium + 5 Jahre FA-Weiterbildung und dann sind weiter Spezialisierungen und Fortbildungen nicht integriert) und Verantwortung ist ein Witz. Ihr unqualifizierter Kommentar zeigt lediglich ihre inhärente kleinbürgerliche Neidkultur.

  8. 2.

    Fehlerhafte Info:
    Herr PD Dr. Bobbert ist Vorsitzender der Ärztegewerkschaft Marburger Bund. Als solcher ist es sein Job sich zum Streik zu äußern.
    Gleichzeitig ist er Präsident der Berliner Ärztekammer. Als solcher kann, darf und würde er nicht zu der zitierten Aussage kommen. Wo bleibt die journalistische Sorgfalt?

  9. 1.

    Früher war ich mal stolz auf unser Gesundheitssystem und das war ein absolutes pro Argument Deutschland, mittlerweile ist das einer der Gründe warum ich Deutschland verlassen will sobald als möglich.
    Sorry und habe auch kein Verständnis für die Streikenden den es wirklich sehr gut geht und die extremes Jammern auf hohem Niveau machen.

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