Lieferstopp wegen Streit um Preise - Produkte von "Mars" könnten rar werden in vielen Supermärkten

Di 11.10.22 | 16:35 Uhr
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Symbolbild: Mars-Schokoriegel liegen am 23.02.2016 auf einem Tisch (Quelle: dpa/Federico Gambarini)
Bild: dpa/Federico Gambarini

Der US-Konzern Mars hat vorläufig einen Lieferstopp gegen einige deutsche Supermärkte ausgesprochen. Grund sind gescheiterte Preisverhandlungen. Das Beispiel scheint ein größeres Problem zu offenbaren.

Der US-Konzern Mars beliefert offenbar mehrere deutsche Supermärkte nicht mehr mit vielen Waren. Das berichtet die "Tagesschau" [externer Link]. Mars ist nicht nur für seine Süßigkeiten bekannt, sondern vertreibt in Deutschland unter anderem auch Tierfutter. Grund für die Lieferstopps sollen Streitigkeiten um die Preisgestaltung sein.

Rewe sieht "keine Basis" die Preiserhöhung zu akzeptieren

Sowohl in vielen Filialen der Rewe Gruppe (inklusive des Discounters Penny) als auch bei Märkten des Edeka-Verbunds (inklusive Netto und Marktkauf) könnte es dem Bericht der Tagesschau zufolge zeitnah dazu kommen, dass zahlreiche Produkte von Mars nicht mehr in den Regalen zu finden sein werden. Teilweise ist das auch schon zu beobachten. Rewe bestätigte gegenüber rbb|24 den Lieferstopp für seine Märkte. Trotz intensiver Verhandlungen sehe Rewe "derzeit keine Basis, die seitens Mars gefordete Preiserhöhungen zu akzeptieren", teilt ein Pressesprecher auf Anfrage mit. Edeka wollte sich nicht zu "laufenden Verhandlungen mit einzelnen Markenherstellern äußern".

Preise in Supermärkten entstehen grundsätzlich in sogenannten Jahresgesprächen zwischen Händlern und Herstellern, sie werden also regelmäßig angepasst und verhandelt. Dabei geht es um den Preis, aber auch um Liefermengen oder Werbeaktionen.

Mars begründet Lieferstopp mit steigenden Kosten

Dass in diesem Prozess keine Einigung erzielt werden kann, ist in der Vergangenheit schon häufiger bei einzelnen Produkten vorgekommen. Prominentes Beispiel aus Berlin war in diesem Sommer der Kult-Pfefferminzlikör "Berliner Luft". Auch hier sollen sich mehrere große Supermarktketten Medienberichten [externer Link: handelsblatt.com] zufolge nicht auf eine Preiserhöhung des Berliner Herstellers "Schilkin" eingelassen haben. Damals wollten die betreffenden Supermarktketten das gegenüber dem rbb zumindest öffentlich allerdings - anders als jetzt bei Mars - nicht als Grund für den Lieferstopp bestätigen.

Im Bericht der Tagesschau schildert ein Brancheninsider, dass der Konflikt zwischen dem US-Konzern "Mars" und dem deutschen Handel bereits seit Jahren existiere. Der Konzern selbst gibt der Tagesschau zufolge an, dass ihm bekannt sei, dass einige Produkte derzeit bei manchen Handelspartnern nicht verfügbar sind. Aktuell würden Verhandlungen geführt. "Unsere Industrie bewegt sich, wie viele andere Branchen, in einem volatilen Umfeld, das unter umfassendem Inflationsdruck steht. Während wir steigende Kosten so weit wie möglich intern auffangen, ist jedoch ein gewisses Maß an Preisanpassung nötig", wird Mars im Bericht zitiert.

Um welche der zahlreichen Produkte es konkret geht, ist nicht bekannt. Zur deutschen Produktpalette des mächtigen US-Konzerns zählen neben dem gleichnamigen Schokoriegel zahlreiche andere bekannte Süßigkeiten (u.a. M&Ms, Snickers, Twix, Bounty, Skittles). Das Unternehmen vertreibt aber auch viele Tierfuttermarken (beispielsweise Pedigree, Whiskas und Kitekat), Instant-Essensprodukte (Miracoli, Ben's Originals) und Kaugummis (Wrigley's Extra Airwaves). Mars ist einer der größten Lebensmittelkonzerne der Welt, mit einem Jahresumsatz von 35 Milliarden US-Dollar.

Rewe und Edeka äußern grundsätzliche Kritik an großen Konzernen

Den Argumenten des Unternehmens für die erhöhten Preise wollen die betroffenen Supermärkte nicht oder nur teilweise folgen. Und Mars scheint kein Einzelfall zu sein. Rewe und Edeka verbanden ihren Antworten an den rbb jeweils mit einem unterschiedlichen, aber vom Inhalt ähnlichen Statement zur grundsätzlichen aktuellen Marktsituation.

Bei Rewe hieß es, man könne einen Teil der Forderungen aufgrund von gestiegenen Rohstoff- und Energiepreisen zwar nachvollziehen. Es gebe allerdings auch Forderungen, die sich in ihrer Höhe nicht mit solchen Faktoren begründen ließen. Diese würde das Unternehmen "strikt ablehnen". Edeka äußert sich noch deutlicher. Man wisse aus Gesprächen, dass Forderungen zahlreicher Konzerne "nur teilweise auf echten Kostensteigerungen beruhen". Wenn solche Forderungen nicht akzeptiert würden, drohen Lieferstopps. Dabei würden einige Hersteller ohnehin schon seit über zwei Jahren nicht zuverlässig die volle Lieferleistung erbringen.

Die Kritik von Edeka richtet sich vor allem an die Branchengrößen: "Die großen, internationalen Markenkonzerne verfügen nicht nur über eine Angebotsmacht, sondern auch über einen zunehmenden Konzentrationsgrad. Das Ungleichgewicht in den Kräfteverhältnissen spiegelt sich unmittelbar in den Einkaufsverhandlungen wider", heißt es im Statement.

Sendung: rbb24 Inforadio, 11.10.2022, 19:00 Uhr

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57 Kommentare

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  1. 57.

    Ist ja löblich, dass sich Edeka+Rewe wie heilige Samariter gegen Preistreiberei zusammentun. Werbekampagne?! Aber das bringt die (gern) zahlenden Kunden, welche die Produkte mögen nicht weiter. Ähnlich das Drama mit Coke. Es gibt soviel, was teuer wurde oder nun weniger Inhalt hat, man denke nur an die Milch-Produkte. Hier wird kein Geschrei erzeugt, wenn man 400g statt 500g im Becher hat. Das ist in Ordnung oder wie? Hauptsache alter Preis... Man braucht sich hier aber dann nicht über Kundenschwund wundern. Kauf' ich den Mars woanders...

  2. 56.

    Danke für Deinen Kommentar lieber Lothar...da werden Erinnerungen wach. Gut das es damals noch keine Brandmelder gab:-) Dafür mag ich Dich und Deine Kommentare.

  3. 55.

    Die Schweizer schmecken mir nicht und die Deutschen können auch keine Schokolade.....Also bleiben zur Auswahl Belgien, Skandinavien oder die USA.
    Aber vielleicht kann mir hier jemand von den Kritikern verraten wie Schokolade zu schmecken hat?

  4. 54.

    :-) das sehe ich ganz genauso......jeder kauft das was er mag. Mein Mann liebt Bounty mit Zartbitterschokolade. Also warum sollte ich das nicht kaufen wenn ich es sehe??
    Ich selber mag die Schwedische Schokolade...und so hat jeder seine Vorlieben.

  5. 53.

    Schick, wie wir uns mit einer Funzel blenden lassen. Kaum einer bemerkt die Strategie dahinter.
    Joo, der eine braucht kein Mars, der andere nimmt Alternativen aus Deutschland - fein.

    Hier versucht ein Globaler einfach nur seine Grenzen auszutesten. Selbst auf die Gefahr hin, dass EDEKA eben nix mehr abnimmt wird ihn nicht umwerfen - Allerdings wird dann in den Staaten unser "Made in Germany" auch nicht mehr ganz so beleibt sein.

    Wenn wir damit umgehen können, wenn der Amerikaner mal "kiss me my ass" plaudert...

  6. 52.

    Es steht doch jedem frei was er nicht kauft!

  7. 51.

    Solange an den Kassen die Regale mit allerlei Süßkram und gleich daneben die kleinen Schnapsfläschchen für den täglichen Bedarf liegen, glaube ich insbesondere Rewe nicht ein Wort. Sie alle wollen nur Kasse machen. Gesundheit der Kunden steht ganz weit hinten an.

  8. 50.

    Die eigentliche Botschaft ist ja die Preisfindung im Spiel der Kräfte. So muss es laufen...

  9. 49.

    Ja, Lothar: die Erinnerungen kommen wieder ;-) so manche Bratpfanne haben wir geschrottet bis es klappte ;-) ansonsten geb ich einigen Recht: ist eh ungesund das Zeug.Obst und Gemüse ist besser. ... und für die (verwöhnte) Katze wird sich auch eine Alternative finden....

  10. 47.

    Na Klasse, da verschwinden viele Dickmacher aus den Regalen. Leute, esst stattdessen Obst !!

  11. 46.

    Eine gesunde Nachricht

  12. 45.

    Kennen sie Katzen? Ingnoranz am Herrchen ist dann noch das kleinste Übel, Verschönern von Möbeln ist eine Steigerung,aber auch das Erbrechen von ungewohnten Futter ist so eine hübsche Sache.Katzen erziehen ihre Menschen und schlingen nicht einfach alles in sich hinein.Altanative,aber zeitintensiv und teuer,kochen.

  13. 43.

    Der Konzern Mars stellt nicht nur Süßes her, Katzenfutter fällt auch unter die überteuerten Produkte.
    Habe sie schon Mal versucht einer verwöhnten Katze ein anderes Futter anzudrehen.Viel Spass

  14. 42.

    >"Na das nenne ich ja dann mal eine gelungene Kampagne für die Gesundheit aller."
    Aber sowas von! Ich hab mal geschaut, was uns alles fehlt in den Regalen ohne Mars: von 67 Produkten und Dienstleistungen (z.B auch Tierkliniken) fehlt mir nichts im Alltag. Kann also meinetwegen auch weg.

  15. 41.

    Na das nenne ich ja dann mal eine gelungene Kampagne für die Gesundheit aller.
    Frei nach dem Motto: Weniger Zucker = weniger Herz-Kreislaufkrankheiten, etc.!
    TOPP

  16. 40.

    Bonbons selber zuhause herstellen. Da weiß man auch was da so alles drin ist. Schon als Kind stand ich am Herd und habe mir selbst beigebracht, wie man Karamell Bonbons macht. Im übrigen kaufe ich grundsätzlich keine Nestle Produkte.

  17. 39.

    Der Kunde muss das Zeug ja nicht kaufen. Es gibt genug Alternativen.

  18. 38.

    Ja, da muss man den großen Handelskonzernen sogar dankbar sein, dass sie sich der Raffgier der großen Lebensmittelkonzerne entgegenstellen, sonst würden die Preise für uns Verbraucher noch stärker steigen.

    Und im vorliegenden Falle hat die Sache auch noch einen schönen Nebeneffekt, da Mars - abgesehen von Tierfutter - vor allem Junkfood produziert.

    Nebenher: Wer kauft das eigentlich noch? Unseren Medien zufolge liegt eine gesunde Ernährung doch schon seit Jahren sowas von im Trend und alle wollen nur regional, saisonal, bio ...

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