Neue Studie - Wegzug aus Berlin lässt Mieten und Preise im Umland steigen

Mi 19.10.22 | 20:46 Uhr
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Fassaden von Häusern einer Genossenschaft in Oranienburg, Archivbild (Quelle: DPA/Soeren Stache)
Audio: rbb24 Inforadio | 19.10.2022 | Anja Dobrodinsky | Bild: DPA/Soeren Stache

Der Wegzug von Menschen aus Berlin ins Umland beschleunigt sich. Wie eine aktuelle Studie zeigt, steigen die Mietpreise dort nun deutlich schneller als in der Großstadt. Insbesondere eine Gemeinde im Südosten Berlins sticht dabei heraus.

Die Metropolen in Deutschland verlieren laut einer Studie zunehmend Menschen an das Umland - das betrifft in besonderem Maße die Hauptstadtregion.

Allein 2021 verlor Berlin unterm Strich rund 17.250 Menschen an die angrenzenden Landkreise und Städte und damit so viele wie keine andere deutsche Großstadt. Das zeigt die Auswertung der Datenanalysefirma Empirica Regio für Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Düsseldorf und Stuttgart. Für die Studie hat das Unternehmen Daten des Statistischen Bundesamts analysiert.

Zwischen den Jahren 2010 und 2013 waren die Metropolen demnach noch stark gewachsen. Doch seit 2018 habe sich der Trend zur Abwanderung ins Umland verstärkt. Hauptgrund: In den Metropolen gebe es zu wenig bezahlbaren Wohnraum.

Mietsteigerungen im Umland deutlich stärker als in Berlin

Eine weitere Analyse des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW Köln) im Auftrag des Immobilienkonzerns Grounds widmet sich den Folgen, die diese Entwicklung sowohl in Berlin als auch in den 54 angrenzenden Kommunen hat. Demnach stiegen der Angebotspreis pro Quadratmeter für Eigentumswohnungen in 19 Berliner Umlandgemeinden zwischen 2019 und 2022 jährlich um durchschnittlich fast 18 Prozent - nahezu doppelt so stark wie in der Hauptstadt.

Die Mieten stiegen in den Berliner Nachbarkommunen im selben Zeitraum mit rund 5,4 Prozent im Jahr ebenfalls mehr als doppelt so schnell wie in der Hauptstadt. Bemerkenswert sei, dass Bestandsmietwohnungen im Umland im Mittel nur einen Euro pro Quadratmeter günstiger gewesen seien als in Berlin, heißt es in der Untersuchung.

Spitzenreiter bei den Bestandsmieten ist der Untersuchung zufolge der neue Tesla-Standort Grünheide. Mit Angeboten von durchschnittlich zwölf Euro pro Quadratmeter und einem Mietpreiswachstum von jährlich mehr als 16,5 Prozent in den vergangenen drei Jahren ist Wohnen zur Miete in der Gemeinde im Landkreis Oder-Spree inzwischen fast genauso teuer wie in beliebten Berliner Szenebezirken.

Die langfristigen Wirtschaftsaussichten seien in Grünheide sehr gut, sagte Michael Voigtländer vom IW Köln dem rbb. "Große Standorte ziehen gerade innovative Unternehmen an. Das Umland schafft auch eigene wirtschaftliche Entwicklungen. Da ist Tesla letztlich nur die Spitze des Eisbergs." Laut dem Auftraggeber der Studie, Jacopo Mingazzini vom Immobilienkonzern Grounds, gehört Grünheide bereits zu den Gewinnern. Diese Entwicklung werde sich über einen längeren Zeitraum ziehen, so Mingazzini.

Auch die Kaufkraft hat zuletzt angezogen

Doch auch anderswo legten die Mieten deutlich zu. Das dürfte auch mit der steigenden Kaufkraft zusammenhängen, die die Studie des IW Köln sowohl für Berlin als auch für das Umland konstatiert. Die finanziellen Mittel der Einwohnerinnen und Einwohner in den Umlandgemeinden nahmen demnach im Schnitt pro Jahr um zwei Prozent zwischen 2019 und 2022 zu. In Berlin stiegen sie sogar um 2,2 Prozent pro Jahr.

Wirklich vergleichbar sind die beiden Regionen aufgrund der unterschiedlichen Bevölkerungsstruktur allerdings nicht. Aus der Untersuchung geht zudem nicht hervor, ob die Kaufkraft inzwischen schneller steigt als in früheren Zeiten.

Unklar bleibt, ob der Wegzug aus den Metropolen auch in Zukunft in diesem Tempo weitergeht. "Die aktuelle Energiekrise könnte zentrale Lagen wieder stärken, da sich die Nachfrage auf kleinere Flächen mit höherer Energieeffizienz konzentrieren könnte", schreiben die Autorinnen und Autoren des IW. "Außerdem steigen die Mobilitätskosten an." Dennoch blieben die "mittelfristigen Perspektiven für das Berliner Umland hervorragend". Sowohl Bevölkerung als auch die wirtschaftliche Aktivität wüchsen zunehmend.

Sendung: rbb24 Inforadio, 19.10.2022, 18.20 Uhr

30 Kommentare

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  1. 30.

    Es bietet sich an: Der Bodenrichtwert als Grundlage für Hebesätze ist eine theoretische Größe. Manche sagen sehr ungerecht und unsozial. Normalerweise fallen Steuern an, wenn Geld tatsächlich fließt. Immer. Warum sollen willkürliche kommunale Steuern erhoben werden, obwohl kein Geld fließt. Schlimmer, man macht was teuer, auf dem Papier, was die Eigentümer mit eigenem versteuerten Geld aufgewertet haben.
    Rechtsanwalt müsste man sein...

    P.S. Die kommunale, „krakenähnliche“, einzige willkürliche Finanzierungsgestaltung ist ein Mangel des Finanzierungssystems.

  2. 29.

    Also überall im Umland einen defizitären Flughafen BER oder ein Autowerk ansiedeln und dann klappt es auch mit dem Zuzug ?? Dabei wird vergessen, wieviele Milliarden in das BER Umfeld geflossen sind und was die Infrastruktur um Tesla, dem Steuerzahler:inn kostet. Aber Alles vollkommen egal, wieviele Milliarden verschleudert wurden, zum Schluss klatscht sich die Politik sowieso auf die Schultern. Woanders fehlt die einfachste Infrastruktur, aber um den BER und um Tesla ist alles Top und die Preise und Mieten können weiter steigen. Da gibt es natürlich auch keinen Fluglärm, keine Versiegelung von Flächen, keinen Wassermangel, usw. nur ungebremstes Wachstum, gesponsert vom Steuerzahler ??

  3. 28.

    Mit einem 49 Euro Ticket, möchte man das zahlungskräftige Publikum auf dem Land, auch nicht vor den Kopf stoßen. Wer mit dem Auto unterwegs ist, ist auch meistens ein sehr guter Steuerzahler. Und das 9 Euro Ticket hat ja auch, die Schwächen des ÖPNV aufgezeigt - Überfüllte Züge, ausgefallene Klimaanlagen, defekte und verdreckte Toiletten, verpasste Anschlüsse, usw. Wahrscheinlich soll es gar keine Verkehrswende geben und der private Pkw noch lange erhalten bleiben ?

  4. 27.

    In Brandenburg sind doch die Grundstücke für ein Einfamilienhaus auch schon knapp und teuer- es wird doch schon längst in die Höhe gebaut. Die Grundstückspreise fangen doch teilweise bei 300 Euro/Quadratmeter erst an, da können Investoren doch nur Mehrfamilienhäuser bauen. Auch in Brandenburg wird auf kleineren Flächen, mehr Wohnraum geschaffen und dadurch weniger versiegelt. Viele Kommunen in Brandenburg, haben auch kaum noch Grundstücke für Einfamilienhäuser. Jedes Jahr, flüchten nunmal Zigtausende Berliner:innen nach Brandenburg, wo sollen dafür die Grundstücke auch herkommen ??

  5. 25.

    Berlin wird immer attraktiv bleiben - fragt sich dabei nur, für welche Bevölkerung/Bevölkerungsgruppen - wenn die Familien Berlin in Richtung Brandenburg verlassen ???

  6. 24.

    Ich war heute in Tempelhof ,Lichtenrade und war schon wieder bedient .

  7. 22.

    Der Zuzug von Berlin nach Brandenburg, besteht doch schon seit Jahren, direkt um Berlin sogar seit Jahrzehnten - das ist doch keine neue Entwicklung. Was fehlt ist der Ausbau der Bahninfrastruktur und die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken, einfach der Ausbau des ÖPNV. Es kann doch nicht sein, das immer mehr Pkw,s in der Bundesrepublik, zugelassen werden und der einzigste Weg der Politik, ist ein 49 Euro Ticket, obwohl ein preiswertes Nachfolgeticket, des 9 Euro Ticket, versprochen wurde.

  8. 21.

    Was soll aus Berlin nur werden ? Diese Stadt hat in den letzten Jahren so abgebaut und ist nur noch ein Tummelplatz für Arme Leute und Demonstranten. Wenn Ich genügend Geld hätte, würde Ich Berlin schnellstmöglich verlassen, in Richtung West- oder Nordbrandenburg.

  9. 20.

    Einfamilienhäuser spielen in Brandenburg seit Jahren nicht mehr, die entscheidende Rolle- dafür sind die Quadratmeter-Preise auch schon viel zu hoch. In Berlin schreckt doch eher der Umgangston in der Bevölkerung und die soziale Struktur der Einwohner:innen ab. Ausserdem haben sich auch schon, sehr viele Unternehmen im direkten Berliner Umland angesiedelt und die Unternehmen benötigen Arbeitskräfte und daraus folgt widerum der Zuzug nach Brandenburg.

  10. 19.

    Ja, Jeder wie er will oder es sich leisten kann. Aber die meisten Orte/Städte in Brandenburg haben auch schon eine gute Bahn-oder Busanbindung. Für uns zum Beispiel, war das soziale Umfeld, für einen Wegzug aus Berlin, viel ausschlaggebender, Viele Grüße.

  11. 18.

    Berlin wird immer wieder, mit Mietzahlern aus dem In- und Ausland ,,aufgefüllt werden,,- da sehe Ich überhaupt keine Probleme. Dafür wird die Berliner Politik schon sorgen, das die Wohnungen nicht mehr leer stehen - die Welt ist ja auch groß genug und voll mit Menschen, da wird Berlin schon nicht aussterben.

  12. 17.

    Dem kann Ich nur zustimmen: nette Bürgerämter und unkomplizierte Ummeldung ohne lange Wartezeiten - seit ca. 3 Jahren in Brandenburg und nur positive Erfahrungen !!!

  13. 16.

    Selbst in Brandenburger Kleinstädten werden schon vermehrt Mehrfamilienhäuser gebaut-statt Einfamilienhäuser, um den steigenden Bedarf für die vielen ,,Berlinflüchtlinge,, decken zu können. Die Grundstücke in Brandenburg, von Preisen mit mehreren hundert Euro pro Quadratmeter, sind auch viel zu wertvoll, um sie nur mit Einfamilienhäusern zu bebauen.

  14. 15.

    Aus Berlin ins Umland, ziehen ja auch sehr viele Familien mit dementsprechender Kaufkraft, da stellt sich die Frage - ohne Pkw oder ohne Geld, erst gar nicht. Zurück bleiben dann Armut, fehlende Kaufkraft und die vielen Versprechungen der Berliner Politik. Berlin ist eine Mieterstadt und wer sich selbst Eigentum schaffen möchte, zieht dann ins Umland.

  15. 14.

    Einfach am Bahnhof wohnen, ich hab nach rechts den Wald und nach links den Bahnhof, zwei Stationen vor Berlin-Lichterfelde.

  16. 13.

    ich würde auch gerne weg aus berlin. aber wo soll man hin, wenn man es sich im umland nun auch bald nicht mehr leisten kann, zumal ohne pkw? und wenn das, wovor man flüchtet, einen durch das stetige wachstum doch am ende wieder einholt.

  17. 12.

    Das ist ein merkwürdiger Umgang mit Statistiken. Statt die Variablen zu benennen, macht der rbb eine Sachaufgabe daraus. Die prozentuale Steigerung allein zu nennen, ab und zu das dadurch aktuell zustande gekommene Ergebnis, meint, dass man zu erwähnen vergessen hat, von welchem durchschnittlichen Preis pro qm man jeweils ausgeht. Nicht dass Prozentrechnung die meisten Leser*innen überfordere, aber journalistischer Service ist das nicht.

    Grundsätzlich lässt sich keine Verbesserung für die Wohnungs- und Mietmarktsituation erwarten, solange der Mietmarkt nicht angemessen reguliert wird. Auch müsste die Anzahl v. Sozialwohnungen um das Vierfache steigen, um allein zu kompensieren, was Berlin verloren hat. Zudem muss bundesweit festgesetzt werden, dass, wo der Nachfragedruck besteht, Sozialwohnungsbindung unaufhebbar werden muss. Mit Bauen verdrängt man nur das Problem. Der Platz ist begrenzt und Sozialräume werden zunehmend auf Wohnraum reduziert.

  18. 11.

    Und die Einheimischen müssen die Folgen tragen.

  19. 10.

    Naja, jeder halt nach eigenen Präferenzen... Ich zahl lieber nen Euro mehr Miete pro qm als dasselbe an Sprit, den ich bräuchte, um mich jeden Tag 2 Stunden (hin&zurück)in den Stau zu stellen...

  20. 9.

    Na, wenigstens ist die Brandenburger Regierung fähiger als die Berliner. Moment mal ... ?

  21. 8.

    Jeder, der mal mit dem Flugzeug über London, Paris, New York, die Bay Area oder ähnliche Großräume runter gekommen ist, konnte die Entwicklung vorher sehen.
    Ein Ende ist nicht zu erwarten!

  22. 7.

    Berlin hat in den letzten 10 Jahren derart abgebaut, dass man nur die Flucht ergreifen kann.
    Die Lebenszeit ist endlich und einfach zu schade, um sich mit dieser verdreckten kaputten Stadt und dieser dämlichen Polotik rumzuplagen.
    Die Frage ist nur, was wird aus Berlin, wenn alle abhauen, die es sich leisten können.
    Abwärtsspirale ?

  23. 6.

    Moin, sie haben völlig recht. Wir sind diesen Weg vor Jahren auch gegangen und haben ihn keinen Tag bereut.
    Ich hab auch niemanden kennengelernt der wieder nach Berlin zurück möchte, noch nicht mal ins betreute Wohnen!

  24. 5.

    Wenn die Nachfrage nach kleineren, energieeffizienteren Wohnungen so stark steigt, dann sollte man im Berliner Umland doch einfach mehr Mehrfamilienhäuser umgehend genehmigen, dadurch könnte man das Wohnungsangebot ausweiten und müsste weniger Fläche versiegeln, weil man in die Höhe baut. Waren es nicht die Grünen, die den Einfamilienhausbau sogar verbieten wollten?

  25. 4.

    Bei der Politik, Parkraumbewirtschaftung in Wohngebieten, absichtliche Verkehrsstau Planung und sonstiges unnützes erarbeiten. Da kann man nur weglaufen.

  26. 3.

    Habe heute viel Kommentare bei br24 zu verschiedenen Fragen gelesen. So offen und viel bunter ist bei rbb24 nicht drin. Ihr würdet euch in die Hosen machen wie offen da viele schreiben. Das sind auch keine Nazis oder Dösköppe. Die Politik hat doch wahrlich genug Fehler gemacht. Helmut Schmidt würde euch einiges "geigen". Was bildet ihr euch nur ein ? Demokratie lebt !

  27. 2.

    Dem kann ich nur zustimmen, und in Brandenburg lächeln die Damen und Herren und Unentschiedenen an der Supermarkt-Kasse auch noch...

  28. 1.

    Egal was es im Umland kostet, nur raus aus dieser dreckig, nervenden Stadt mit dieser unfähigen Regierung. Wir wohnen jetzt seit 1 Jahr im Umland und haben keinen Tag bereut. Hier klappt sogar die KFZ Ummeldung und ein neuer Ausweis von einem Tag auf den anderen. Freundlich, höflich und zuvorkommend die Ämter

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