Kritik von SPD und CDU - Berliner Stadtwerke erhöhen Strompreis für rund 21.000 Haushalte

Do 24.11.22 | 16:32 Uhr
  40
Symbolbild:Nahaufnahme eines STromzählers.(Quelle:dpa/F.Gaertner)
Video: rbb24 Abendschau | 24.11.2022 | I. Völlnagel | Bild: dpa/F.Gaertner

Für knapp zwei Drittel der Stromkunden der Berliner Stadtwerke erhöht sich ab Januar 2023 der Strompreis. Das Unternehmen begründet dies mit erhöhten Einkaufspreisen. Die SPD kündigte an, die Entscheidung überprüfen zu wollen.

Die Berliner Stadtwerke erhöhen ab Januar 2023 den Strompreis. Betroffen sind demnach rund 21.000 Haushalte der 36.000 Kunden insgesamt. Der Preis wird nach Angaben des Unternehmens auf 52,9 Cent pro Kilowattstunde Strom erhöht.

Für manche Kunden wäre das eine Verdoppelung des bisherigen Preises. In den vergangenen Wochen seien die Stromkunden des Unternehmens darüber schriftlich informiert worden. Die nicht betroffenen Verbraucher seien wegen früher abgeschlossener "Treue-Angebote" vor den aktuellen Preiserhöhungen geschützt, hieß es.

Stadtwerke verweisen auf höhere Einkaufspreise

Die Stadtwerke begründen die Preissteigerung mit deutlich erhöhten Einkaufspreisen. "Wir zahlen inzwischen achtmal mehr für Strom", sagte der Sprecher des landeseigenen Unternehmens, Stephan Natz, am Donnerstag dem rbb. "Letztlich geben wir die Marktbedingungen an unsere Kunden weiter, weil es nicht anders geht – aber deutlich später als andere."

Die Berliner SPD kritisierte die Preiserhöhungen als nicht hinnehmbar. "Wir werden überprüfen, was die Grundlage für diese Entscheidung ist, und ich widerspreche dem auch entschieden", erklärte Jörg Stroedter (SPD), Energiepolitiker seiner Partei und Vorsitzender des Beteiligungsausschusses im Abgeordnetenhaus, im rbb.

Stroedter sei besonders verärgert, weil er über die Entscheidung nicht vorab informiert worden sei, obwohl er im Beirat der Stadtwerke sitzt. Diese Preiserhöhung sei in keiner Weise vermittelbar, machte Stroedter klar. "Wir wollen ja gerade mit dem Stadtwerk Konditionen bieten, die besser sind als andere".

CDU: Preisaufschlag nicht gerechtfertigt

Ebenfalls verärgert über den kräftigen Strompreisaufschlag für Stadtwerke-Kunden zeigt sich die CDU. "Das ist nicht gerechtfertigt", sagte Christian Gräff, energiepolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. Gräff stellte auch die Berliner Stadtwerke an sich infrage. Es sei ein "Wahnsinn und ein großer Fehler" gewesen, parallel zu bestehenden privaten Unternehmensstrukturen mit "hunderten von Millionen Euro, unfassbar viel Steuergeld" ein eigenes Stadtwerk aufzubauen – das sei "völlig fehl am Platze", so Gräff.

Unterstützung erfahren die Stadtwerke hingegen von Linken-Politiker Sebastian Schlüsselburg. Man habe die Ankündigung über steigende Preise schon versucht "so lange wie möglich hinauszuzögern", sagte Schlüsselburg dem rbb, weil der Beschluss zur Strompreisbremse auf Bundesebene noch nicht da sei. Sobald dieser erfolge, werde die Koalition ihre Pläne über zusätzliche Entlastungen für Stadtwerke-Kunden vorantreiben.

Auch andere Anbieter erhöhen Strompreis

Auch andere Strom-Anbieter haben ihre Preise kräftig angezogen. Green Planet Energy beispielsweise hat seinen Kilowattstundenpreis um die Hälfte angehoben auf 40,9 Cent. Lichtblick verlangt künftig zwischen 75 und 90 Prozent mehr. Auch Vattenfall erhöht zum Februar seine Preise – um rund 25 Prozent. In der Grundversorgung sind dann 41,41 Cent fällig.

Sendung: rbb24, 24.11.2022, 18:00 Uhr

40 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 40.

    Politisch verknapptes Angebot forciert höhere Preise. VWL im 1.Semester...

  2. 39.

    Die neuen Steuern und Abgaben werden immer zum 1.Januar berechnet und Mitte Oktober des Vorjahres bekannt gegeben. Erst mal informieren, bevor man über Verschwörungstheorien fabuliert.

  3. 37.

    Sie können sich Häme und Schadenfreude sparen, ist besser für Ihren Energiehaushalt.

  4. 36.

    In der Schule lernt man, dass öffentliche Unternehmen keine Gewinne machen dürfen. In der Praxis sind diese Gewinne aber gewollt. Zum einen um Investitionen innerhalb des Unternehmens tätigen zu können, aber der Großteil fließt an den Senat zurück. Der ist also nicht nur wegen der Steuern sondern auch wegen der Gewinnabgaben daran interessiert, dass Gewinne eingefahren werden.

  5. 35.

    Erst Ködern mit Rekommunalisierung und dann abzocken... gut dass ich bei meinem skandinavischen Global-Player für 25ct Strom beziehe, der die gestiegenen Kosten in andere Sparten (Atom, Wasserkraft) umlegen kann. Aber das wollte ja Berlin alles besser machen *fg*

  6. 34.

    Na dann viel Spaß beim Sonderkündigungsrecht! Und viel Spaß beim NEUEN Tarif der noch treuer wird.

  7. 33.

    Für mich allein entscheiden ist der zufällige Zeitpunkt de Stromerhöhung ab Januar. Hat dies etwa mit der Einführung der Strompreisremse zu tun und die Energieversorger wollen sich ihren Gewinn sichern??? Das betrift nicht nur die Stadtwerke, dies betrifft alle Stromversorger. Zufall oder nicht? Ökostrom oder anderer Strom? Ich denke, da sollte die Politik, sollte die Bundesnetzagentur uns mal reinen Wein einschenken. Und bei steiegnden Preisen steigt auch die MWST und der Staat profitiert. Zufall?

  8. 32.

    Ich habe der Preiserhöhung widersprochen. Die Stadtwerke werben mit 100 Prozent Ökostrom aus OV und WK. Ich habe die SW gefragt, was an der Beschaffung von Ökostrom teurer geworden ist, wenn dieser ja regenerativ ist.

  9. 31.

    Man ahnt schon, dass im Fall einer Enteignung von Deutsche Wohnen & Co vor allem eins nicht passieren wird: Dass die Mieten sinken. Weil sich auch kommunale Unternehmen nicht von der allgemeinen Kostenentwicklung abkoppeln können.

  10. 30.

    "Belügen die ihre Kunden!?"
    Jain.

    Sie beziehen den Strom aus der Steckdose (der musste jetzt sein ^^) zumeist von dem Erzeuger, welcher Ihnen geografisch am nächsten ist. Ihr Versorger kann Ihnen letztlich versprechen/verkaufen was er will, wohnen Sie neben einem AKW, ist Ihr Strom zwangsläufig ziemlich gelb (aber gelb ist ja wohl inzwischen als grün anerkannt) (sorry, auch der musste sein), zumindest praktisch.

    Theoretisch produziert Ihr Versorger entweder den an Sie bilanziell gelieferten Strom selbst als Ökostrom oder kauft entsprechende Zertifikate, sorgt also damit direkt oder indirekt für Ihrem Verbrauch entsprechend viel Ökostrom im Netz, aber normalerweise nicht unbedingt zu den Zeiten, wo Sie den Strom selbst auch verbrauchen.

    Also: Normalerweise kommt letztlich so viel Ökostom ins Netz, wie Ökostrom verbraucht wird, nur normalerweise nicht unbedingt zu den benötigten Zeiten und nicht zu den Leuten, die Ihn bestellt haben.

  11. 29.

    Deutschland Dein Selbstbedienungsladen. Die Kunden werder geschröpft. Dafür kassieren einige gut ab, zum Beispiel Vorstände und ähnliches

  12. 27.

    Das mag schon so sein. Die Stadtwerke aber garantieren 100% Ökostrom ob selbst produziert oder zugekauft. Belügen die ihre Kunden!? Würde mich auch nicht wundern, ist heutzutage ja auch gesellschaftsfähig.

  13. 26.

    Auch Sie machen erstaunlicherweise den häufigen Fehler beim Wort Ökostrom ausschließlich an Wind und PV zu denken und beständig Wasserkraft, Biogas und Abfall zu vergessen. >10% des deutschen Strombedarfs bringen allein die letztgenannten zuverlässig rund um die Uhr.
    Und solchen Ökostrom kann man auch in Europa 365/24 kaufen.

  14. 25.

    "Dass es einen anderen Vertrag als Vertrauenskunde gibt der mich vor Preistreiberei schützt wurde mir nicht zur Kenntnis gegeben."

    Das war Ende letzten Jahres / Anfang dieses Jahres; im Zuge einer Preiserhöhung.

  15. 24.

    Stadtwerke GmbH --> kommunales Eigentum --> Aufsichtsrat (u.a. Vertreter der gewählten Parteien)
    Nur mal als Gedankenstütze.

  16. 23.

    Sie vernachlässigen in Ihrer Aufzählung den Fakt das Frankreich seit dem Frühjahr 2022 durchgehend mit ca.10GW unterversorgt ist, weil man eben zu wenig Alternativen wie Wind und PV zur Verfügung hat, um den großteiligen Ausfall der ach so versorgungssicheren Atomkraftwerke wenigstens ansatzweise zu kompensieren.
    Die Hauptursache für die Verknappung am europäischen Strommarkt. Die Verteuerung liegt ursächlich im hohen Gaspreis der neben Putins Machtspielen auch zum Teil den französischen Problemen angelastet werden kann.
    Das Abschalten der deutschen AKW zum Jahresende 2021 konnte am deutschen Markt technisch sehr gut kompensiert werden und zusätzlich ein Teil des französischen Problems gelöst werden.
    Die deutsche Energiewirtschaft scheint gar nicht so schlecht zu funktionieren.

  17. 22.

    Solange der Strom pro Haushalt nicht gedrosselt wird, wird der Reiche und der Besserverdiener seinen Lebensstandard halten und bezahlen. Eine Erhöhung ist nichts weiter als Reich gegen Arm. Ich nehme erstmal ein Vollbad... mit Schaum... kanns mir leisten!

  18. 21.

    Das die CDU ein Fan der Kapitalisten ist ist ja bekannt ich hoffe das merken auch die Wähler. Für Bürger sind die CDU nur wenn sie Unternehmer oder Privatversicherte sind.

    PS: Auch andere - die geliebten privaten - Stromunternehmer der CDU erhôhen den Kilowattpreis!!!

Nächster Artikel