Lage in Berlin und Brandenburg angespannt - Krankenhausgesellschaft rechnet mit Insolvenzwelle

Di 27.12.22 | 15:46 Uhr
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Mitarbeiter auf Station im Krankenhaus Spremberg (Foto: rbb/Krüger)
Audio: rbb24 Inforadio | 27.12.2022 | Nachrichten | Bild: rbb/Krüger

Nur sechs Prozent der Krankenhäuser in Deutschland beurteilen ihre aktuelle wirtschaftliche Lage als gut. Lediglich 20 Prozent erwarten für das Jahr 2022 ein positives Jahresergebnis, und mehr als jedes zweite Krankenhaus (56 Prozent) geht für das Jahr 2023 von einer weiteren Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage aus, wie die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) unter Verweis auf eine aktuelle Befragung der Allgemeinkrankenhäuser in Deutschland am Dienstag in Berlin mitteilte. Zuerst hatte das "RedaktionsNetzwerk Deutschland" berichtet.

"Die schon vor einigen Monaten prognostizierte Insolvenzwelle rollt jetzt an. Der Schaden für die Versorgung wird 2023 in vielen Regionen sichtbar werden", sagte der Vorstandsvorsitzende der DKG, Gerald Gaß. Die von der Bundesregierung angekündigten Finanzhilfen zum Ausgleich von Energiepreissteigerungen könnten das strukturelle Defizit nicht ausgleichen.

Gaß kritisierte den von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) angekündigten Vorrang der Medizin vor der Ökonomie als ein leeres Versprechen. "Auch im kommenden Jahr werden die Kosten der Krankenhäuser doppelt so schnell steigen wie die staatlich festgelegten Preise. Das strukturelle Defizit wird sich dann auf rund 15 Milliarden Euro summieren."

Krankenhaus Spremberg ging in kommunale Hand über

2022 war auch das Krankenhaus in Spremberg in finanzielle Schieflage geraten, weshalb die Stadt Spremberg (Spree-Neiße) Anfang Dezember zum Mehrheitseigner wurde. Die Stadtverordneten beschlossen am 7. Dezember mehrheitlich, dass die Stadt 80 Prozent der Anteile am Krankenhaus erwirbt.

Das war zuvor anders gewesen - Spremberg war deutschlandweit das einzige Krankenhaus, das mehrheitlich durch die Mitarbeiter über einen Förderverein geführt wurde. Nur 49 Prozent gehörten der Stadt.

Auch Personalsituation besorgniserregend

Weiterhin besorgniserregend sei die Personalsituation in den Kliniken, vor allem in der Pflege. Zur Jahresmitte 2022 hatten laut Gaß fast 90 Prozent der Krankenhäuser Probleme, offene Pflegestellen auf den Allgemeinstationen zu besetzen. Im Vergleich zum Vorjahr sei die Zahl der offenen Pflegestellen um 43 Prozent auf den Allgemeinstationen und um 20 Prozent in der Intensivpflege gestiegen. Im Schnitt blieben die Pflegestellen rund ein halbes Jahr unbesetzt. Auch jetzt gerade ist die Lage in Berliner Krankenhäusern angespannt - auch wegen vieler Krankheitsfälle in der Pflege.

Sendung: rbb24 Inforadio, 27.12.2022, 12:20 Uhr

19 Kommentare

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  1. 19.

    Die Fallpauschalen dienten nur der Beitragsstabilität.

    Es gibt in Deutschland viel zu viele Krankenhausbetten. Dazu kommt die Bequemlichkeit der Patienten

    Über 60 % aller im Krankenhaus durchgeführten Operationen können ambulant. also ohne Aufenthalt, durchgeführt werden.

    In der Realität sieht es so aus, dass sich viele Patienten für eine stationäre Operation entscheiden und somit unnötig Geld verschwenden und Personal unnötig binden.

    Dafür kann kein Politiker was...

  2. 18.

    Herr L ist keineswegs verantwortlich. Ein Staatssekretär nimmt Zuarbeit wahr

    Zuständig für die Rabattverträge sind die Kassen und die versicherten

    Man wollte die Verteuerung der Medikamente und die damit verbundene Belastung der Kassen und der Beitragszahler verhindern.

    Nun steigen die Ausgaben für die Medikamente wieder drastisch. Das führt zu noch mehr Defiziten bei den Kassen. Jetzt müssen die Beiträge noch mehr steigen.

    Nicht immer auf die Politik schimpfen..

  3. 17.

    Das die Pharmaunternehmen abgewandert sind, ist schuld der Gewerkschaften und der Versicherten. Durch die Rabattverträge wurde versucht, die enorm gestiegenen Ausgaben für Medikamente einzudämmen.

    Jetzt müssen die Rabattverträge gekündigt werden. Das führt dazu. dass Medikamente sehr viel teurer werden und somit die Kassen noch mehr belasten. Diese Mehrkosten können nur durch höhere Beiträge ausgeglichen werden. Die Pharmaunternehmen diktieren die Preise!

    Lohnkosten müssen auch runter

  4. 16.

    Ihr Wunsch nach Verstaatlichung des Gesundheitssystems ist nachvollziehbar jedoch unrealistisch.

    Bevor vor Jahren die Privatisierung von Kliniken kam, betrieben viele Kommunen ihre Kliniken selbst und brächten enorme Verluste ein.

    Eine Grundversorgung kann nur über die Kassen abgedeckt werden. Jedoch muss sich der Versicherte mit steigenden Beiträgen und Leistungskürzungen abfinden. Allein schon durch die bekannte Alterspyramide.

    Leute, schaut der Realität ins Auge und wacht endlich auf

  5. 14.

    Der Staat hat viele hoheitliche Bereiche. Das Gesundheitswesen zählt (leider) nicht dazu. Dieser offensichtliche Fehler muss korrigiert werden.
    Um eine medizinische GRUNDVERSORGUNG der Bevölkerung sicherzustellen, sind die dazu erforderlichen Kapazitäten in die Hoheit des Staates zu überführen und so wie Polizei und Justiz finanziell auszustatten.
    Die Pharmaindustrie sollte wieder den Standort Deutschland entdecken, um Lieferengpässe abzubauen. Dazu benötigt sie Hilfestellung jeglicher Art.

  6. 13.

    Naja, der Herr K.Lauterbach ist verantwortlich für diesen Zustand, denn er hatja als damaliger Staatssekretär das unsägliche „Fallpauschalen“-Ding durchgeboxt.Das „Aufkaufen durch Zocker“ hat m.M.n.Feigenblattfunktion. Der Typ passt in die Reihe der „Wir schaffen Deutschland ab“- Truppe. „Denk ich an Deutschland in der Nacht….“

  7. 12.

    Wir haben das Gesundheitssystem, das wir bereit sind zu zahlen.

    Jeder will eine gute Versorgung, nur kosten soll sie möglichst nichts.

    Aber so funktioniert es nicht... Ohne Beitragssteigerung oder Leistungskürzungen geht's nicht mehr

  8. 11.

    Wenn auch spät, bringt Karl wenigstens ein Gesetz ein das Käufe von Arztpraxen durch Zocker verbietet. Die Fehler der Vergangenheit sind nur schwer zu beheben,die zuzugeben muss man als Politiker auch erst mal schaffen.....Meckern hilft nicht weiter.

  9. 10.

    Wann haben Sie zuletzt längere Zeit in einem Deutschen Krankenhaus verbracht ?
    Reinkommen, Narkose, schneiden, Physiotherapie, aufwachen, köstliches Essen zurückschicken, auf Papiere warten, nachhause fahren, gesund werden ...

  10. 9.

    Wie kommen Sie auf die Idee, dass Pflegepersonal schlecht bezahlt wird?

    Examinierte Pflegekräfte verdienen sehr gut. Sowohl in Heimen als auch in Kliniken.

    Ich bin Pflegefachmann und bekomme 25 Eur brutto zzgl Zulagen. In einer kommunalen Klinik. Das ist nicht wenig.

  11. 8.

    Ganz so ist es nicht. Fakt ist, dass es in Deutschland zuviele Krankenhausbetten gibt. Dazu kommt, dass viele stationäre Behandlungen und Operationen auch ambulant machbar sind. Das spart viel Geld, viele Betten und Personal.

    Das weniger Krankenkassen Geld sparen, ist leider nicht so. Ebenso ist eine Bürgerversicherung nicht machbar. Ohne Privatpatienten kann kein Arzt und keine Klinik existieren.

  12. 7.

    Die Privatisierung des 'Gesundheits"- Systems stößt an Grenzen wenn der Profit ausbleibt. Wozu es endlos viele Krankenkassen braucht, kann auch nur ein Profiteur erklären. Wer traut sich in Deutschland, endlich eine Bürgerversicherung einzuführen, die den Namen verdient? Wenn gewinn- verpflichtete Unternehmen/ Kliniken pleite gehen, sind vielleicht endlich genug Pfleger/ innen da, um sich als Patient aufgenommen zu fühlen. Nicht nur als zahlende Nummer. Die Aktionäre werden es überleben.

  13. 6.

    Volle Zustimmung. Nach 15 Jahren in der Demenzpflege kann ich nur allen Abraten diesen Beruf zu ergreifen. Die Politik und die Abzocker im Gesundheitswesen fahren dieses System an die Wand.

  14. 5.

    Examinierte Fachkräfte werden sehr gut bezahlt. Es sind eher die Arbeitszeiten

    Mehr Personal wäre durch den Abbau der überflüssigen Betten vorhanden. Ebenso kann durch konsequentes ambulantes operieren auch viel Personal freigesetzt werden.

    Letztlich gibt es nur zwei Lösungen: entweder Leistungskürzungen oder deutlich höhere Beiträge.

  15. 4.

    Eine Insolvenzwelle baut die überzähligen Betten ab. In Deutschland gibt es pro Kopf zuviele Betten.

    Oft werden Betten unnötig belegt. Wenn etwa ambulant mögliche Operationen stationär durchgeführt werden.

    Das gilt nicht nur für Operationen. Auch andere Behandlungen werden oft unnötigerweise stationär statt ambulant durchgeführt

    Der Abbau von Betten führt zu mehr Personal und somit zur besseren stationären Versorgung

  16. 3.

    Mieser Job, miese Bezahlung, miese Dienstzeiten (Schichten), miese Ausstattung, von wirklich jedem muss man sich dumm kommen lassen. Hierbei handelt es sich nicht mehr um einen schönen Beruf, das spricht sich rum (Medien). Nach 37 Jahren in der Pflege kenn ich alle Höhen und Tiefen aber was einen jetzt geboten wird ist das allerletzte, in jeder Hinsicht und überall. Politikversagen hoch zehn und was der Karl da von sich gibt setzt dem ganzen die Krönung auf. Wünsche gutes Gelingen!

  17. 2.

    Die Probleme mit fehlenden Mitarbeitern in der Pflege sind hausgemacht. Trotz Geschwätz von allen Seiten werden die Mitarbeiter immer noch genauso schäbig bezahlt wie vor der Corona-Pandemie. Und das bei dem Knochenjob.

    Bezahlt die Menschen angemessen, dann werdet Ihr Personal finden.

    Aber was das wieder kostet...

  18. 1.

    Das verstehe, wer will:
    Überall in der Wirtschaft würde man mit hoher Auslastung / geringer Überbelastung ordentlich Gewinn machen - nur das Gesundheitswesen geht pleite, wenn's viel zu tun gibt.
    Irgendwas stimmt hier nicht.

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