Ganztägiger Warnstreik - Am Mittwoch ruht der Flugbetrieb am BER

Mo 23.01.23 | 13:59 Uhr
  106
Symbolbild: Leere Check-In Schalter im BER-Flughafen (Quelle: imago/Jürgen Held)
Audio: rbb24 Inforadio | 23.01.2023 | Mario Köhne | Bild: imago/Jürgen Held

Keine Ankünfte und Abflüge am BER: Die Gewerkschaft Verdi hat den Großteil der Beschäftigten für Mittwoch zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Grund: Gleich mehrere Tarifkonflikte sind ungelöst.

  • ganztägiger Warnstreik am BER am Mittwoch
  • Flughafen: alle 300 Starts und Landungen fallen aus
  • Verdi fordert mehr Lohn und bessere Konditionen für 6.000 Beschäftigte

Rund um den Flughafen BER wird es am Mittwoch deutlich ruhiger als sonst: Aufgrund eines Warnstreiks wird an diesem Tag kein Passagierflug abheben oder dort landen. Weil die Tarifverhandlungen für die Bodenverkehrsdienste, die Flughafengesellschaft und die Luftsicherheit aus Sicht von Verdi nicht entscheidend vorankommen, will die Gewerkschaft nun ihre Stärke zeigen. Von den Tarifverhandlungen betroffen sind rund 6.000 Beschäftigte - und am Mittwoch nun auch etwa 35.000 Passagiere.

"Definitiv keine Flüge am BER"

"Die Flughafengesellschaft muss in dieser Situation davon ausgehen, dass an diesem Tag keine regulären Passagierflüge am BER stattfinden können und hat in diesem Sinne auch alle Partner am Flughafen über den angekündigten Warnstreik informiert", hieß es von der Flughafengesellschaft am Montag, eine Stunde nach der Warnstreik-Ankündigung von Verdi.

Am Abend änderte der Flughafen dann die Formulierung leicht, aber entscheidend: Am Mittwoch gibt es definitiv keine gewerblichen Flüge am BER. Vorgesehen waren rund 300 Starts und Landungen. "Betroffene Fluggäste werden gebeten, sich bei ihrer Fluggesellschaft zu Umbuchungen und alternativen Reisemöglichkeiten zu informieren."

Die Beschäftigten der Luftsicherheit, der Bodenverkehrsdienste und der Flughafengesellschaft FBB sind für Mittwoch von 3:30 Uhr morgens bis 23:59 Uhr nachts zum Streik aufgerufen. Um 10 Uhr soll es auf dem Willy-Brandt-Platz vor dem Flughafengebäude eine Kundgebung geben. Verdi erwartet dazu 1.500 Teilnehmende.

Verdi fordert 500 Euro mehr

Verdi fordert für die Beschäftigten der Bodenverkehrsdienste 500 Euro mehr im Monat bei einer Vertragslaufzeit von zwölf Monaten. Die Arbeitgeberseite will dagegen stufenweise Lohnerhöhungen, eine Laufzeit von 36 Monaten und die Einführung von Erfahrungsstufen. Am BER sind derzeit die Firmen Swissport, Airline Assistance Switzerland und Wisag für die Bodenverkehrsdienste im Einsatz. Verhandelt wird für die etwa 2.000 Beschäftigten seit Anfang Dezember.

Für die Beschäftigten der Flughafengesellschaft fordert Verdi ebenfalls 500 Euro mehr im Monat bei zwölf Monaten Vertragslaufzeit. "Die aktuellen Vorstellungen des Arbeitgebers bleiben sowohl bei der Erhöhung als auch bei der Laufzeit deutlich hinter den Forderungen der Beschäftigten zurück", teilte die Gewerkschaft mit. In der zweiten Verhandlungsrunde habe die Arbeitgeberseite drei Prozent mehr ab 1. Juni und weitere 2 Prozent mehr ab 1. Mai 2024 vorgeschlagen, das alles bei einer Laufzeit bis Ende 2024. Außerdem wurde demnach eine Inflationsausgleichsprämie von 2.000 Euro angeboten, die durch die Entlastungspakete der Bundesregierung steuerfrei ausfallen würde.

Tarifparteien liegen laut Verdi weit auseinander

Die Bodenverkehrsdienste sind für die Betankung der Flugzeuge zuständig, ebenso für das Be- und Entladen der Flieger und für den Check-in der Passagiere. Bei der Flughafengesellschaft ist die Verkehrsleitung angestellt, die Flughafensicherheit - und auch das Personal der Feuerwehr. Laut Verdi sind 6.000 Beschäftigte von den Tarifverhandlungen betroffen.

Für die Beschäftigten der Luftsicherheit wird der Gewerkschaft zufolge bundesweit verhandelt, in sieben Verhandlungsrunden habe es "faktisch keinerlei Fortschritt" gegeben. "Hier gibt es bis heute kein Signal der Arbeitgeber, überhaupt eine Lösung finden zu wollen", teilte die Gewerkschaft mit. Verhandelt wird demnach über eine "Erhöhung der Zeitzuschläge für Nacht-, Sonntags-, Feiertags- und Samstagsarbeit sowie eine bessere tarifliche Regelung zur Entlohnung von Mehrarbeit".

Der Flughafenverband ADV kritisierte derweil den geplanten Streik als unangemessen. Dieser entbehre jeder akzeptablen Grundlage. Der Hauptstadtflughafen werde als öffentlichkeitswirksame Bühne missbraucht. Zehntausende Passagiere seien die Leidtragenden.

 

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 23.01.2023, 19.30 Uhr

106 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 106.

    500€ mehr, wie sind die Gehälter beim Bodenpersonal, wenn das 10% sind? Nach meiner Rechnung wären das 5000€ zzgl. 500€.

  2. 105.

    Na toll, jetzt wurde mein Flug gestrichen. Visum, Flug, Hotel, alles für die Katz. Sowas kündigt man mindestens einen Monat vorher an!

  3. 104.

    Wieso kommen Sie bei 45+ Arbeitsjahren Vollzeit und jährlicher Rentenerhöhung von 4% und mehr auf Altersarmut?
    Also mein Rentenbescheid sieht anders aus. Habe ich was falsch gemacht im Leben ?

  4. 102.

    Für die Preisstabilität und damit auch für die Geldmenge ist die EZB zuständig. Tarifabschlüsse usw erzeugen kein Geld. Was ist deine konkrete Sorge?

  5. 101.

    Sehe ich aber anders.....viele Rentner weinen auf hohem Niveau.

  6. 100.

    Das ist doch ja eine Unverschämtheit. Streik ja, gerne gesehen. Aber an Flughäfen sollte sowas wirklich ja mal nicht durchgeführt werden. Was ist mit den ganzen Leuten die ihren Urlaub schon Monate vorher geplant haben?
    Die müssen jetzt in kürzester Zeit ein neues Visum beantragen, einen neuen Flug buchen, ggf Geld zurückfordern.
    Das kann man aber auch anders regeln.

  7. 99.

    Na der AG kauft dem AN seine Ware , die Arbeitskraft ab, er zahlt dafür mit Lohn.
    Streik, Tarifverhandlungen, sind nichts weiter als das Feilschen , zu welchem Preis der AN seine Ware nun verkaufen soll,. Das gilt natürlich auch im Bereich der Infrastruktur, es sei denn, der Staat würde den Preis (Lohn) gesetzlich festlegen, das widerspräche aber den Gesetzen der kapitalistischen Marktwirtschaft.

  8. 98.

    Wie machen Sie sonst dem Arbeitgeber klar, dass sein Angebot ein Witz ist.
    3% Erhöhung im ersten Jahr 2% im zweiten Jahr. Bei einer Laufzeit von 3 Jahren.
    Alle negativ poster fast euch an die eigene Nase ob ihr das akzeptiert.
    Die Presse schreibt nur das es um die kurze Laufzeit geht und das ist nicht die Wahrheit.
    Auf Rücksicht der Ferien wurde es diese Woche terminiert.

  9. 97.

    Können sie hier nachlesen:
    https://www.kommunalforum.de/oeffentlicher_dienst_vorteile_nachteile.php
    Die Nachteile stehen dort im zweiten Teil.
    Aber wer das Eine will, muss das Andere mögen. Also für mich wäre das nix. Is' ja fast wie Seele verkaufen.

  10. 96.

    Hallo rbb-Team, könntet ihr bitte einmal den durchschnittlichen Stundenlohn der Streikenden recherchieren + veröffentlichen?
    Wäre m.E. für eine "Beurteilung" des Streiks hilfreich.
    Danke im Voraus

  11. 95.

    Streiken ist ein wichtiges Recht, eine ganze Stadt vom Luftverkehr abzukoppeln -und damit in erster Linie dem Bürger zu schade - sollte allerdings verboten werden. Wenn eine Fluggesellschaft bestreikt wird, dann ist der Schaden bei dieser, denn es besteht zumindest die Möglichkeit eine andere zu nutzen. Einen alternativen Flughafen gibt es aber nicht in der Nähe. Allgemein sollte Basisinfrastruktur nicht bestreitbar sein.

  12. 94.

    Mal ne prinzipielle Frage : Ist denn unsere Währung im gleichem Umfang durch steigende Produktion gedeckt, wie mehr Geld durch Preiserhöhung, Tarifabschlüsse, Subventionen , Hilfen aller Art, zwangsläufig in Umlauf kommt, also letztendlich "gedruckt" wird ?
    Kann das gut gehen ?

  13. 93.

    Volles Verständnis für den Kampf um Lohnerhöhungen. Der Streik kostet mich dennoch neben Stress satte 530 Euro als beeinträchtigter Fluggast. Grund dafür ist, dass ich zwei Tage vor Rückflug aus Berlin nun von Hannover aus zurückfliegen muss, um meinen Zeitrahmen einzuhalten. Dies hat kurzfristig hohe Flugpreise und eine Mietwagengebühr zur Folge. Schade, dass ich und die anderen Flugreisenden diesen Preis als nicht in Berlin lebende zahlen müssen. Dennoch freue ich mich, wenn die Angestellten am BER mehr Geld bekommen.

  14. 92.

    Hoffentlich sind die Kommentare kein Spiegelbild unserer Gesellschaft.. Obwohl..
    So viel Unwissenheit und Widersprüchlichkeiten sind echt kaum zu ertragen. Aber es braucht sich dann auch keiner wundern,dass es ist,wie es ist.

    Mal als Denkanstoß wenn sich die Wut gegen die Arbeitgeberseite richten würde,würden die vielleicht mit einem vernünftigen Angebot um die Ecke kommen und es gäbe langfristig weniger Streiks.

  15. 91.

    Man sollte den Flughafen Stück für Stück nach dem Vorbild des Flughafens im finnischen Helsinki umbauen. Schnellere Sicherheitsabfertigung und das Gepäck beim Baggage-drop-off selbst abgeben. Berlin kann so viel von den Finnen und ihrem umgebauten Flughafen lernen.

  16. 90.

    Der BER ist toll. Wir sind jetzt schon über 10mal geflogen und möchten den Flughafen der Metropolregion Berlin-Brandenburg nicht mehr missen. Nur die Deutsche Flugsicherung sollte den Flugverkehr an den Autobahnen entlang an Berlin vorbeifahren und nicht direkt über die Stadt lenken.

  17. 87.

    500,- € sind nicht realitätsfern, warum denn auch. ersten ist es eine forderung die eh nie so durchgehen wird, man trifft sich immer irgendwo in der mitte und zweitens kann z.b. die Lufthansa ja auch allen ihrem fliegendem Personal auch mal eben 900,- € mehr zahlen, vom piloten bis zur cabin-crew. das ist letztes jahr so verhandelt worden, dann können sie auch mehr für abfertigung abdrücken damit was für die leute am boden übrigbleibt.

Nächster Artikel