Proteste in Berlin und Brandenburg - Warnstreiks in Krankenhäusern: Charité verschiebt planbare Eingriffe

Fr 10.03.23 | 18:18 Uhr
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Mitarbeiter der Charité stehen beim Warnstreik von Verdi am 06.03.2023 vor dem Bettenhaus in Berlin-Mitte.(Quelle:dpa/F.Sommer)
Audio: rbb24 Inforadio | 10.03.2023 | Nachrichten | Bild: dpa/F.Sommer

Die Warnstreiks im öffentlichen Dienst gehen weiter, die Beschäftigten in den kommunalen Krankenhäusern werden wohl auch in der kommenden Woche die Arbeit niederlegen. Die Proteste haben in der Charité bereits erste Konsequenzen.

Wegen des geplanten Warnstreiks an mehreren Berliner Krankenhäusern am kommenden Dienstag und Mittwoch verschiebt die Charité erneut planbare Eingriffe. "Wir werden die betroffenen Patientinnen und Patienten kontaktieren und neue Termine anbieten", teilte ein Sprecher am Freitag mit. Der Vorstand der Charité respektiere selbstverständlich das grundgesetzlich verankerte Streikrecht.

Zeitkritische Operationen, Transplantationen, Notfälle und Operationen von Kindern würden weiterhin durchgeführt, so der Sprecher. "Denn wir müssen nicht nur das Wohl unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch die Fürsorge für Patientinnen und Patienten verantwortungsvoll im Blick behalten."

Warnstreiks in Berlin und Brandenburg

In den kommunalen Krankenhäusern in Berlin und Brandenburg soll es kommende Woche wieder Warnstreiks geben. Die Gewerkschaft Verdi hat am Freitag dazu aufgerufen. Demnach sollen in Berlin Mitarbeitende der Charité, Vivantes und dessen Tochterunternehmen sowie des Jüdischen Krankenhauses streiken. In Brandenburg sind das Ernst von Bergmann-Klinikum in Potsdam und das Städtische Klinikum Brandenburg an der Havel betroffen. Zuerst berichtete der "Tagesspiegel".

Pflegekräfte, Hebammen, Therapeutinnen und Therapeuten und andere Beschäftigte sollen laut Verdi-Sprecher an dem bundesweiten Warnstreik teilnehmen. Bei Vivantes streiken demnach auch andere Berufsgruppen, wie etwa Gärtner und Gärtnerinnen. Man erwarte mehr als 1.000 Streikende.

Schon am 6. März Warnstreiks

Bei allen drei Berliner Krankenhäusern gebe es Stationen, die wegen des Warnstreiks komplett geschlossen werden müssten, teilte die Gewerkschaft mit. "Das haben wir den Arbeitgebern fristgerecht mitgeteilt und erwarten, dass diese entsprechend dafür sorgen, dass auf den Stationen keine Patientinnen und Patienten mehr liegen", sagte Gisela Neunhöffer von Verdi. Die Beschäftigten im Gesundheitswesen seien in der Pandemie beklatscht und bejubelt worden. "Zum Dank dafür soll ihnen der Lohn gekürzt werden können, wenn es einem Krankenhaus wirtschaftlich schlecht geht", sagte sie.

In Berlin hatte es schon Anfang der Woche Warnstreiks unter anderem an in mehreren Kliniken gegeben. Viele planbare Operationen wurden verschoben. In der Hauptstadt hatten am Montag etwa 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern an der Charité, beim landeseigenen Klinikkonzern Vivantes und dem Jüdischen Krankenhaus gestreikt. Ein Notdienst war in den Kliniken während des Warnstreiks sichergestellt worden. Die Versorgung von Notfällen, zeitkritische Operationen, Transplantationen und Operationen von Kindern fanden weiterhin statt.

Die Gewerkschaft will damit den Druck in den Tarifverhandlungen für die Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen erhöhen.

Gewerkschaften mit bisherigen Angeboten unzufrieden

Verdi fordert 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens jedoch 500 Euro pro Monat mehr. Die Arbeitgeber haben in der zweiten Verhandlungsrunde im Februar eine Lohnerhöhung von 3,0 Prozent sowie eine weitere Erhöhung um 2,0 Prozent zum 1. Juni 2024 angeboten. Daneben bieten sie zwei einmalige Zahlungen zum Inflationsausgleich an.

Die Gewerkschaften wiesen dies aber umgehend zurück. Das Angebot sei "nicht einigungsfähig", teilte Verdi mit.

Sendung: rbb24 Inforadio, 10.03.2023, 13:20 Uhr

14 Kommentare

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  1. 14.

    Und genau das kapieren Gewerkschaften und viele Arbeitnehmer nicht. Die Lohn Preis Spirale wird gerade massiv angekurbelt.

    Nur werden Rentner und Bürgergeldempfänger vergessen. Die Renten steigen wesentlich langsamer als die Löhne und das Bürgergeld ist willentlich zu gering.

    Und genau diese Personen trifft die Gier der Gewerkschaften besonders hart

  2. 13.

    Weltfremd wäre wenn es im ÖD nur 5 Prozent in 27 Monaten gäbe
    Die Forderungen der Gewerkschaften sind völlig gerechtfertigt, und das nicht nur beim ÖD

  3. 12.

    Hört sich immer so schön einfach an, planbare Eingriffe verschieben, wünsche ich keinem :(

  4. 11.

    Dank dem Steuerzahler werden dann wieder von Insolvenz bedrohte Krankenhäuser aufgefangen. auch steigen die Einnahmen aus Kranke-, Pflegekassen durch Mehreinnahmen /Beitragserhöhungen. Lernt ihr nichts dazu ein Wirtschaftsystem das von Streiks ; höhere Löhne steigende ---- Sprudeldnden Mehreinnahmen des Staates -- am Ende stehen dann höhere Preise ... ich freue nich schon auf die nächsten Streiks des Ö.- Dienstes in Zwei Jahren, mit der selben dummen Streikbegründung.

  5. 10.

    Aber genau darum geht es ver.di doch in dieser Tarifverhandlung! 500€ Mindestbetrag soll genau das erfüllen was sie fordern, nämlich eine prozentual gesehen höhere Auswirkung auf den Lohn für niedrige Gehaltsgruppen. Für lohngruppe E3 sind das zum Beispiel gut 17 % bei 500 €. Erst bei über 5000€ brutto ca. Sind die 10,5% mehr als die 500€. Die Arbeitgeber dagegen wollen nur die hohen Lohngruppen fördern und unten gleich ganz weglassen

  6. 9.

    Die Forderungen der Gewerkschaften sind völlig weltfremd, wenngleich ich natürlich verstehen kann, das jeder mehr Kohle haben will und sich deshalb dem Streik anschließt. Gespannt bin ich dann aber auf die Gesichter bei den nächsten Preis- und Steuererhöhungen. Ich denke da machen dann auch wieder alle begeistert mit.

  7. 8.

    ... Stationen, die wegen des Warnstreiks komplett geschlossen werden müssten, teilte die Gewerkschaft mit. "Das haben wir den Arbeitgebern fristgerecht mitgeteilt und erwarten, dass diese entsprechend dafür sorgen, dass auf den Stationen keine Patientinnen und Patienten mehr liegen",
    Klasse, jetzt entscheidet die Gewerkschaft schon, ob und wie lange man krank sein darf? Und wer es nicht schafft rechtzeitig gesund zu werden, übernachtet dann auf dem Flur????
    Mit mehr Geld für die Mitarbeiter ist es allein nicht getan. Das Flurszenario ist z. Bsp. in Lichtenberg ja inzwischen tatsächlich schon Realität. Es müssen an vielen Stellen Investitionen getätigt werden, um überhaupt eine menschenwürdige Krankenversorgung hinzubekommen.

  8. 7.

    „ Oder sind sie der Meinung alle Menschen sollten das gleiche Gehalt bekommt, egal welche Arbeitsleistung sie erzielen?“
    Wenn man als Fachkraft das selbe Geld bekommt wie eine Hilfskraft, kann das nix werden. So erklärt sich dann wohl der Fachkräftemangel. Warum sollen manche Menschen ihr Hirn anstrengen, wenn es auch so Geld gibt!

  9. 6.

    Hat zwar nur teilweise hiermit was zu tun
    Hr. Woidke möchte sehr gerne die Umweltzerstörung um das Teslawerk in Grünheide unterstützen, aber für die eigenen Arbeitnehmer ist angeblich kein Geld da für eine angemessene Entlohnung
    Wie passt das zusammen ??

  10. 5.

    Wie kommen Sie darauf, dass höhere Gehaltsgruppen weniger Geld benötigen? Gab es für diese Personengruppen keine Inflation? Oder sind sie der Meinung alle Menschen sollten das gleiche Gehalt bekommt, egal welche Arbeitsleistung sie erzielen? Vermutlich vertreten Sie sogar noch die Meinung, dass die höheren Gehaltsgruppen nur rum sitzen, Kaffee trinken und auf ihr Gehalt warten - hab ich da recht?

  11. 4.

    Rückwirkend gibt es dann eine Einmalzahlung von 2.500 €, also für Jan- Mai, wenn dann der neue Tarifvertrag unterschrieben ist. Zu mehr sind Einmalzahlungen nicht gut.

  12. 3.

    Hurra Verdi ist da. Da beschwert sich Verdi, zu Recht, lauthals, wenn die Bundesregierung Hilfen mit der Gießkanne verteilt. Warum dann das Gleiche bei den Tarifverträgen, wo es doch nach eigener Auffassung falsch sein soll? Die unteren Gehaltsgruppen brauchen mehr, die Oben und da reihen sich dann die Chef:innen von Verdi ein, weniger. Mal das eigene System überprüfen? Wäre doch mal was.

  13. 2.

    Die Arbeitgeber haben es in der Hand die Streiks abzuwenden
    Deutlich besseres Angebot vorlegen, das verhandlungsfähig ist
    Vor allem auch eins das zum 1.1.23 gilt, der alte ist am 31.12.22 abgelaufen

  14. 1.

    Ich bin dabei! Vom Klatschen lässt sich leider nicht die Miete bezahlen :(

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