Euref-Campus in Berlin-Schöneberg - Früher Gas-Tank - heute Think-Tank

Fr 05.05.23 | 12:52 Uhr | Von Thomas Rautenberg
  24
Das im Ausbau befindliche Gasometer Schoeneberg (Quelle: imao images/Frank Sorge))
Video: rbb24 Abendschau | 05.05.2023 | Martin Küper | Bild: www.imago-images.de

Zeitenwende für den historischen Gasometer in Berlin-Schöneberg: Inmitten der Stahlkonstruktion entsteht ein modernes Tagungs- und Bürogebäude - sozusagen ein bauliches Symbol der Energiewende. Am Freitag ist Richtfest. Von Thomas Rautenberg

Noch arbeiten die Bagger am alten Gasometer. Im unteren Bereich ist die Stahlkonstruktion des früheren Gastanks mit Holzplatten verschalt. Bauarbeiter hasten hin und her - wohl das übliche Gewusel vor dem feierlichen Richtfest. Technikchef Heribert Günther ist in diesen Tagen ein gefragter Mann, ständig klingelt sein Telefon. In roter Wetterjacke, Jeans und braunen Arbeitsschuhen steht er vor dem künftigen Haupteingang.

Der Dachterassenboden wird verlegt. (Quelle: rbb/Thomas Rautenberg)
Auf 70 Metern Höhe entsteht eine 360-Grad-Panoramaterrasse | Bild: rbb/Thomas Rautenberg

Das Projekt, erklärt er, sind eigentlich drei Baustellen in einer. "Zum einen musste die historische Stahlkonstruktion aus dem Jahr 1913 saniert werden. Die Arbeiten sind bereits zu 80 Prozent abgeschlossen. Zum zweiten läuft der Innenausbau der 15 Etagen hinter der neuen Alu-Glas-Fassade. Und drittens wird der Konferenzbereich fertiggestellt."

Moderne Architektur trifft auf Industriegeschichte

Im Eingangsbereich hat man einen ersten Eindruck von der Weitläufigkeit im künftigen Büro- und Tagungszentrum auf dem Euref-Campus. Lange Flure, hohen Decken, die Ausschnitte in den Betonwänden, wo später die Fahrstühle eingebaut werden. Derzeit sind dort noch die Lastenaufzüge für das Material und die Bauleute installiert.

Künftig werden in den Schächten sogenannte Eventfahrstühle unterwegs sein. Voll technisiert und mit Monitoren an den Wänden, schwärmt Bau- und Technikchef Günther. Im Erdgeschoss des renovierten Gasometers wird gerade der große Veranstaltungssaal für bis zu 1.000 Personen hergerichtet. Noch hängen Tausende Kabel für Licht, Ton und die Computersteuerung an der Decke.

Gasometer komplettiert den Campus

Über 150 Firmen, die sich in irgendeiner Form mit der Energiewende befassen, sind auf dem Euref-Campus präsent. Dazu kommen Lehre und Forschung. Die TU Berlin beispielsweise bietet hier vier Master-Studiengänge an. Der historische Wasserturm, Verwaltungsbauten aus dem 1970er und 80er Jahren, die nach neuestem technischem Standard aufgerüstet worden sind und sogenannte intelligente Neubauten machen das Gesamt-Ensemble des Euref-Campus aus.

Kreisrunder Bürotrakt (Quelle: rbb/Thomas Rautenberg)Der Bürotrakt ist - wie der Gasometer - kreisrund

Und doch ist und bleibt der alte Gasspeicher nicht nur der Hingucker - er ist ein bauliches Kleinod, in dem die Energiewende wirklich praktisch wird, sagt Euref-Vorstandssprecherin Karin Teichmann. "Der Gasometer ist das Bild des Campus. Ein ehemaliges Gaswerk, hochmodern für seine Zeit, ist heute ein Standort für die Energiewende. Daher haben wir bewusst das Herzstück für den Campus ganz zum Schluss entwickelt."

Deutsche Bahn als Hauptmieter

2.000 Digitalisierungsspezialisten der Deutschen Bahn werden künftig an diesem Standort arbeiten und Ideen für die Mobilität in der Zukunft entwickeln. Darüber hinaus wird der Gasometer ein wichtiger Tagungs- und Veranstaltungsort sein für alle Themen, die sich um die Energie- und Mobilitätswende drehen.

Und er wird auch ein öffentlicher Ort sein, denn in die Sky Lounge mit der 360 Grad-Panorama-Terrasse sind künftig auch die Hauptstädter und Touristen eingeladen. Der Blick aus rund 70 Meter Höhe auf die Skyline der Stadt ist tatsächlich atemberaubend.

Millioneninvestition für ein Wahrzeichen

Rund 200 Millionen Euro hat die Euref AG in die Sanierung und den Neubau des Gasometers gesteckt. Viel Geld, aber es ist ja auch ein einzigartiges Projekt, sagt Vorstandssprecherin Teichmann. Der Gasometer ist die Krönung für den gesamten Euref-Campus. "So, wie wir das alte Industriedenkmal saniert und ausgebaut haben, schafft es ein ganz neues Bild, über das man in Berlin sprechen wird."

Über 7.000 Menschen werden am Ende auf dem Campus arbeiten, forschen, lehren und lernen. Und immer geht es dabei um die Energie- und Mobilitätswende, um die Zukunft einer modernen Stadt. Zu Beginn des kommenden Jahres können die Digitalisierungsexperten der Deutschen Bahn ihre Büros beziehen. Und ein halbes Jahr später werden dann auch die Veranstaltungsbereiche sowie die Sky Lounge für die Öffentlichkeit zugänglich sein.

Sendung: rbb24 Inforadio, 04.05.2023, 09:25 Uhr

Beitrag von Thomas Rautenberg

24 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 24.

    Sie kommen offensichtlich zu der Einschätzung, dass der RBB zu viel über dieses Symbol der Energiewende berichtet. Dabei gäbe es noch viel mehr zu schreiben, wer sich dort alles niedergelassen hat als die dort schon lange etablierten Studiengänge oder die DB, so z.B. ein Anbieter von "Teslas" aller Marken zur Langzeitmiete. Es hätten dort auch automatisch fahrende Kleinbusse zum Südkreuz fahren sollen, was aber der Senat abgelehnt hatte oder ...

  2. 23.

    Nun sagen Sie doch endlich wieviel in % ist denn da nun als Nachnutzung noch vorhanden. Das Stahlgerippe sehen ja alle; sehen Sie mehr ? Sagen Sie es uns.

  3. 22.

    Seltsam; diese 10 Punkte quälten Sie aus sich heraus um #19 zu beantworten ? Ging wieder voll daneben. Aber richtig; nach Ende der Flugzeugindustrie landete ich in der Forschung FR Physik und ich nutzte die Qualifizierungsmöglichkeiten. Strukturierung von Halbleiteroberflächen-Belichtung und Plasmaätzen mit dem großen Technikumfeld war am interessantesten. Damals gab es keinen Musk und keine Teslas. Es wird aber immer einen geben, der es besser kann. Warten Sie nur ab.

  4. 21.

    Auf einer Ebene, in der Sie verwendete Sätze in einen Schüttelbecher tun, um anschließend zu einem Ergebnis zu kommen, ist kein wirklicher Dialog möglich.

    Befürwortung oder Kritik beziehen sich, wenn sie ernstgemeint sind, immer auf die jeweils spezifische Situation. Hier geht es für mich um die Frage, wieweit ein ökologischer Anspruch durch P R befördert wird oder wieweit das ggf. fast in ein Gegenteil umschlägt.

    Da mögen Menschen gewiss zu recht unterschiedlichen Einschätzungen kommen.

  5. 20.

    Für die einen Tempo Synonym für Papiertaschentücher, auf Sie, der im Bereich der Kernfusionsforschung der DDR und der damaligen Mikrochipentwicklung gearbeitet haben will, hat Tesla einen so starken Eindruck gemacht, dass die Marke für Sie zum Synonym für E-Autos geworden ist. Tesla ist auch für Sie als erklärten Heimatschützer, der mit seinem asiatischen Verbrenner anstelle der Tram vor der Haustür zum Einkaufen fährt, in mehrfacher Hinsicht doof:
    1) Eine US-Firma
    2) baut Elektroautos
    3) als ein Baustein der Energiewende weg von fossiler Energie,
    4) beschäftigt dabei auch Tausende deutsche und
    5)zudem nicht-deutsche Mitbürger,
    6)verbraucht dafür nur einen Bruchteil an Wasser wie die fossile Industrie in Brandenburg
    7) wobei der Eingriff in den Kiefernforst bekanntlich mit Mischwald ausgeglichen wird
    8) verdient damit Geld,
    9) wovon viele Kleinaktionäre auch unter den Mitarbeitern profitieren
    10) wie auch Rentner wie Sie über Solidargemeinschaft.

  6. 19.

    Sie haben es nötig nur andere in "Schach zu halten". Sie als Teslabejubler sollten da mal am Band stehen und so immer wieder zwischen den Arbeitspausen die Toilette aufsuchen. Was wird da bald geschehen ?

  7. 17.

    Nur führen Sie dabei sinnlose Vergleiche an wie immer wieder bei den WKA, die gerne ähnlich abwechsmlungsreich gestaltet hätten wie solitäre Großbahnhöfe. Die ergeben nur Sinn, wenn Sie die verhindern wollen. Hier haben wir ein überflüssiges Großbauwerk, welches bereits vor Jahren einer sinnvollen Nachnutzung zugeführt worden ist, was Ihnen aberbauch wieder nicht recht ist.

  8. 16.

    Wir verhalten uns doch fast alle nur dann umweltfreundlich, wenn es nicht wehtut, sprich in der Anschaffung nichts kostet.

  9. 15.

    Gern - wobei das von mir Angesprochene auch eine Frageform mit beinhaltet, die einer persönlichen Einschätzung überlassen bleibt. Manche missverstehen das. ;-

  10. 14.

    "Es fällt auch bei Ihnen immer wieder auf, woran Sie Kritik üben."

    Das hoffe ich doch. Nichts anderes ist der Sinn von Kritik, wenn sie nicht nur eine bloße Formalie sein soll.

  11. 13.

    Halten Sie Demokratie für eine Einbahnstraße, bei der nur Ihre Meinung geduldet werden muss? Es fällt auch bei Ihnen immer wieder auf, woran Sie Kritik üben.

  12. 12.

    Der Denkmalschutz gilt offensichtlich nur noch für Privatpersonen oder für unnütze Gebäude wie das Wirtschaftsgebäude des ehemaligen Prälat Schöneberg! Wenn jedoch der (ehemalige) Bürgermeister daran verdienen konnte, wird schon mal der Denkmalschutz ausgehebelt, wie beim Gasometer. Nicht nur weit weg von uns.....alles eine Frage des Geldes.

  13. 11.

    Zunächst mal: Toll, dass es in Berlin auch Projekte gibt, die laufen ! Also so ohne 10 Jahre Verzögerung !

    Ausserdem betrachte ich jedes Gebäude, das ne Solaranlage/Wärmepumpe/Windrad hat als Denkmal zum Erinnern an den/die russischen Angriffskrieg/e.

    Falls es übrigens Überlegungen gibt, ein richtiges Denkmal diesbezüglich zu errichten, dann sollte dies null Cent aus Steuergeldern finanziert sein, sondern aus den Ordnungsgeldern, sowie den (hoffentlichen) Erlösen aus Zwangsversteigerungen sichergestellter Mopeds finanziert werden, die ich bei Einreise der Nachtwölfe als Bürger wohl erwarten darf , oder haben die echt ABE´s für alles???). Und wenns eben nur 2 Millionen einringt, dann kostet besagtes Denkmal eben auch nur 2 Millionen.

    Vielleicht denkt bereits heute mal jemand in Berlin daran, dass die brandenburger Kräfte hier ggf. auf Berliner Hilfe angewiesen sein könnten.

    Dass Vattenfall-MA per Öffie und Autobahn toll angebunden sind finde ich jetzt nicht schwierig.

  14. 10.

    Ich fahre jetzt mal persönlich hin und bin dann vor Ort und werde dann später noch hier im Blog was senden.

  15. 9.

    Na, die Ecke hätten sie mal vor etlichen Jahren sehen sollen. Da wollten sie nicht mal tot übern Zaun hängen. Hat sich ganz schön gemausert, die Ecke.

  16. 8.

    Wo ist der Denkmalschutz?
    Die ganze Gegend rund um den Bahnhof Südkreuz eine missratene Betonwüste, kein Ort mit Aufenthaltsqualität und schon garnicht zum wohnen.

  17. 7.

    Frappierend, was Sie über die Motivation Derjenigen wissen, die Kritik anbringen.
    Dieses Wissen stammt offenbar aus nachdemokratischen Verhältnissen, nachdem in der Demokratie Kritik mal als Lebenselixier galt. ;-

  18. 6.

    Der EUREF-Campus ist schon lange mehr als nur ein Symbol der Energiewende und damit vielen ein Dorn im Auge, die mit Verve fossile Asche anbeten. Dabei zeigt insbesindere die Nachnutzung des Gasometers auf, wie profane Industriearchitektur, die gnadenlos nur einem Zweck folgt, sinnvoll der Nachwelt erhalten werden kann.

  19. 5.

    Für mich ist alles eine Angelegenheit des Maßes, wieweit tatsächlich ökologisch ausgerichtete Vorhaben beworben werden und inwieweit es einen "Gegenimpuls" gibt dergestalt, dass die Werbung das Hervorragende, das ökologische Vorhaben aber das in die Werbung Eingepasste ist.

    Mit anderen Worten: Der EUREF-Campus im Verein mit Jörn Oltmann bekommt gehörig Schlagseite.

  20. 4.

    "...sozusagen ein bauliches Symbol der Energiewende. "

    Geschwaffel!

    "Alu-Glas-Fassade".

    Habe ich nicht mal gehört das die Aluminium Herstellung sehr energieaufwendig ist.

  21. 3.

    Für mich ist alles eine Angelegenheit des Maßes, wieweit tatsächlich ökologisch ausgerichtete Vorhaben beworben werden und wieweit es einen Rückschlag gibt dergestalt, dass die Werbung das Hervorragende, das ökologische Vorhaben aber das in die Werbung Eingepasste ist.

    Der EUREF-Campus im Verein mit Jörn Oltmann bekommt gehörig Schlagseite.

  22. 1.

    So toll kann PR sein!
    Ja, da rund um die ehemalige Gasspeicher ist die Welt noch in Ordnung und es geht bergauf! Es wird gebaut!
    Wahnsinn! Alles ist so schön! So emporstrebend!
    So Fortschrittlich.
    P O S I T V!
    Danke RBB.




Nächster Artikel