Unternehmen suchen Auszubildende - Tausende freie Stellen zum Ausbildungsstart

Di 01.08.23 | 16:55 Uhr
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Symbolbild: Eine Auszubildende im Ausbildungszentrum erlernt Elektrotechnik-Grundlagen in der Werkstatt. (Quelle: dpa/H. Schmidt)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 01.08.2023 | Karsten Zummack | Studiogast: Ramona Schröder | Bild: dpa/H. Schmidt

Zum Ausbildungsstart am 1. August gibt es noch tausende freie Stellen - sowohl in Berlin als auch in Brandenburg. Inzwischen beginnen Unternehmen, sich besser auf junge Leute einzustellen - und die Gehälter steigen teilweise.

Zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres am 1. August sind in Berlin und Brandenburg noch viele Lehrstellen unbesetzt. Das sagte die Sprecherin der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit, Irmgard Pirkl, dem rbb. In Berlin seien es knapp 7.500 offene Stellen, in Brandenburg mehr als 6.700. Die Zahl der Bewerber ohne Ausbildungsplatz liegt in Berlin bei 8.102 und in Brandenburg bei 4.369.

Gesucht würden Lehrlinge unter anderem in den Bereichen Verkauf und Einzelhandel, Hotel und Gastronomie, Maschinenbau und Energietechnik. Pirkl rät Jugendlichen, sich über die Vielfalt der Ausbildungsmöglichkeiten in der Region beraten zu lassen. Sie verwies außerdem auf das Pilotprojekt "Praktikumswoche Berlin". Schülerinnen und Schüler ab 15 Jahren können fünf Tage lang fünf unterschiedliche Unternehmen und Berufsfelder kennenlernen.

IHK Potsdam: Lage für Schüler noch nie so gut

Der Fachsbereichsleiter Ausbildung der Industrie- und Handelskammer Potsdam, Marco Lindemann, zog im rbb24 inforadio für Westbrandenburg eine positive Bilanz. Es gebe noch offene Stellen, aber es seien 100 Ausbildungsverträge mehr unterschrieben worden als im letzten Jahr.

Offen sind noch mehr als 560 Ausbildungsstellen in Westbrandenburg. Die Lage für Schülerinnen und Schüler war laut Lindemann noch nie so gut wie heute, ihren Berufswunsch auch umzusetzen.

Die meisten Stellen seien im Bereich Industriemechaniker und Industriemechanikerin frei. Dort gebe es noch 52 freie Ausbildungsplätze. Auch wer sich um eine Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik bewerben möchte, habe noch gute Chancen: 39 freie Plätze. Bei den Tiefbaufacharbeitern und -arbeiterinnen seien noch 33 Stellen frei und selbst bei den eher begehrteren Ausbildungen zur Bankkauffrau oder zum Bankkaufmann gebe es noch freie Plätze, so Lindemann.

IHK sieht höhere Wertschätzung für Ausbildungsberufe

Bisher konnten laut IHK Potsdam 1.846 Ausbildungsverträge in Westbrandenburg abgeschlossen werden - 100 mehr als im Vorjahr. Das liege vor allem daran, dass es in diesem Jahr etwas mehr Schulabgänger gebe, ordnet Lindemann die Zahlen ein. Außerdem hätten sich viele Unternehmen inzwischen besser auf die jungen Leute eingestellt und würden sie über die digitalen Plattformen auch erreichen.

Dazu komme, dass die Perspektive mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung auf dem Arbeitsmarkt sich erheblich verbessert habe. Die Wertschätzung sei in Zeiten des Fachkräftemangels stark gestiegen, sagt Lindemann. Auch Eltern und Freunde würden das erkennen und hätten zudem einen großen Einfluss bei der Berufswahl. "Ich glaube auch, dass im Elternhaus und im Freundeskreis die Berufsausbildung immer mehr an Beliebtheit gewinnt und durchaus der Weg danach ja frei ist, sich weiterzuentwickeln, ob man dann ein Studium oder ein Fachwirt hintendran hängt", so der IHK-Fachbereichsleiter.

Höhere Ausbildungsvergütungen

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Jens Peick sagte im rbb24-Inforadio, die Bundesregierung wolle die betriebliche Ausbildung stärker bewerben - etwa durch Praktika zur Berufsorientierung. Ziel sei es, dass sich wieder mehr Jugendliche für eine Ausbildung anstatt für ein Studium entscheiden.

Weil freie Ausbildungsstellen immer schwieriger besetzt werden können, sei in einigen Tarifbereichen die tarifvertraglichen Ausbildungsvergütungen überdurchschnittlich angehoben worden, sagt Thorsten Schulten, Leiter des Tarifarchivs des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. "Wo wir diese Knappheit deutlich sehen, ist eben die Vergütung dieser Auszubildenden. Und hier sehen wir doch in vielen Bereichen sehr hohe Steigerungen von teilweise über 20 Prozent, um eben die Ausbildungsplätze in bestimmten Bereichen auch attraktiver zu gestalten", so Schulten.

Sendung: rbb24 Inforadio, 01.08.2023, 06:45 Uhr

Hinweis: Wir haben die Aussagen von Marco Lindemann von der IHK Potsdam nachträglich präzisiert.

31 Kommentare

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  1. 31.

    An der Qualität der Bewerbung lag es übrigens nicht - es gab in der betreffenden Branche nur eben zu wenige Betriebe, die sich die Mühe eines aktiven Heranziehens von Nachwuchskräften machen. Sicher auch, weil damit Mühen und Kosten verbunden sind oder auch, weil man bereits schlechte Erfahrungen gemacht hat. Alles möglich, aber aus einer Kommentarzeile heraus kann man sich kein Urteil bilden. Der einzige Betrieb, der sich zurückgemeldet hat, ist seit zwei Jahren Arbeitgeber unseres Sohnes.

  2. 30.

    Und das wissen Sie so genau, weil.....? Ich kenne die Gründe für die Nichteinstellung des betreffenden Lehrlings nicht und würde mir ohne Kenntnis der genauen Umstände kein Urteil erlauben. Bei der Bewerbung meines Sohnes vor 2 Jahren haben wir etwa 30 Betriebe kontaktiert - nur zehn wollten überhaupt eine Bewerbung haben. Andere suchten zwar fertig ausgebildete MA, wollten oder konnten aber nicht ausbilden. 8 der angeschriebenen Betriebe haben nicht einmal eine Eingangsbestätigung geschickt.

  3. 29.

    Man gibt "Ausbildung Bankkaufmann" in die Suchmaschine ein, wählt eine der angezeigten Seiten aus und findet bei "Kontakte" mehrere Möglichkeiten. Oder man geht zur nächsten Filiale einer Bank/sparkasse und fragt dort nach.

  4. 28.

    Deutsche Löhne und Gehälter müssen hoch sein, sonst bricht der Binnenmarkt ein. Oder wollen sie eine asiatische Billigschwemme auf dem heimischen Markt? Heimische Produkte muss man sich auch leisten können. Wie hoch die Löhne in anderen Ländern sind ist völlig egal. Gutes Geld für gute Arbeit.

  5. 27.

    Quatsch mit Soße! Seit über 10 Jahren machen wir an der Schule (mit ausgezeichneter Berufsorientierung) Kurse, Betriebsbesichtigungen, Einzel- und Elternberatungen, Speed datings mit Vertretern aus Betrieben vom Handwerker an der Ecke bis zum Großkonzern. Die fallen vor den Jugendlichen förmlich auf die Knie und erklären sich bereit, sie durch die Prüfungen zu tragen. So geht es an vielen ISS. Wer den Hintern nicht hoch bekommt, sind die Kids, denen die große Welt viel zu bedrohlich erscheint.

  6. 26.

    Der Fachkräftemangel in Deutschland ist nicht verursacht durch zu niedrige Entlohnung sondern durch zu hohe Abgaben. Wären die Abgaben in Deutschland nur halb so hoch dann wäre das Problem nicht mehr existent.

  7. 25.

    Dann sollten Sie mal überlegen, was Ihr Sohn verkehrt macht bzw verkehrt gemacht hat.

    Das Ihr Sohn keine Lehrstelle hat, liegt nur an ihm seibst.

  8. 24.

    Fakt ist, dass die Löhne in Deutschland ständig steigen und weltweit ständig sinken. Immer mehr Unternehmen sind auf dem Weltmarkt nicht mehr konkurrenzfähig.

    Wie wollen Sie dieses immer schlimmer werdende Problem lösen?

    In den nächsten Jahren werden Lohnsteuer und SV Abgaben aufgrund der babyboomer stark steigen

  9. 23.

    Was nützen Ausbildung und Beruf wenn Ingenieure (meist Menschen ohne praktische Ausbildung samt Prüfung) höher bezahlt werden als die Fachkräfte die das umsetzen. Daher will das keiner machen.
    Z.B. für Straßensanierungen wird immer erzählt, dass alles marode ist weil keine Ingenieure da sind.
    Fachkräfte (Gesellen, Meister) kennen die Arbeitsschritte selbst. Man will ja schließlich keine Hochtrassen oder Tunnel bauen...

  10. 22.

    https://www.tagesschau.de/ausland/europa/italien-sozialhilfe-streichung-100.html

    Per SMS, einfach genial.

  11. 21.

    Nö, Italien macht es seit gestern richtig.

    Verschickt SMS an Leistungsempfänger und streicht das Bürgergeld. Zack!

  12. 20.

    "Die Löhne sind in Deutschland viel zu hoch."

    Ok, lasst uns Deutschlands Löhne senken und somit auch die Steuereinnahmen. Dann gibt es aber auch nur 100€ Bürgergeld und eine warme Decke. Andere Sozialleistungen können dann auch nicht mehr finanziert werden.

    Ein etwas unglücklciher Vorschlag von ihnen.

  13. 19.

    Wow,sie sollten sich mal mit der Sozialgesetzgebung auseinandersetzen wer Anspruch auf Sozialhilfe hat und wer nicht.
    Kann mir kaum vorstellen das sie kranken Menschen sagen "heult hier nicht rum".Oder doch?
    Aber ich vermute mal sie wollten nur wieder ihren Frust loswerden über "Bürgergeldempfänger".
    Denn Sozialhilfe bekommt nicht mehr jeder, chronisch Kranke schon.Naja typisch Deutsch,nach oben buckeln nach unten treten.Alles wie gehabt zum Monatsanfang.

  14. 18.

    Sie Irrlichtern, Uhr Vergleich hinkt gewaltig. Der RBB bezahlt Foristen nicht. Sie“arbeiten hier im Forum täglich folglich umsonst.

  15. 16.

    Nicht ganz richtig und die Reihenfolge ist falsch. Erziehung beginnt im Elternhaus und auch die Schule sollte natürlich nach ihren Möglichkeiten gemeinsam mit Eltern und Schüler*innen arbeiten. Dazu gehört aber auch, dass die Arbeit der Lehrer*innen von den Eltern akzeptiert wird. Und nicht jeder sollte quasi durch das Abitur gehoben werden. Solide Handwerksberufe bzw. Ausbildungen im industriellen Bereich sind genauso wichtig.

  16. 15.

    Tja, und nun? Was machen wir jetzt mit den 100.000en, die bei und von ihren Eltern leben und alle möglichst reiche Influener werden wollen?

  17. 14.

    Wie kann man sich für Ausbildung als Bankkaufmann bewerben?

  18. 13.

    Stimmt, mit der Ampelregierung steigen die Arbeitslosenzahlen wieder - war zu erwarten, wie bei Schröder/Fischer damals.

  19. 12.

    Nahezu jede Tischlerei sucht Arbeitskräfte und mein Sohn findet keinen Ausbildungsplatz. Da kommen mit unter 30 Bewerbungen auf einen Platz. Wie kann denn so etwas sein?!

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